Krüger Nationalpark // Blyde River Canyon // Drakensberge

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Erfahrung der Woche: Reisen in Südafrika. Von dem südlichsten Land in Afrika hat man wohl am meisten gehört. Doch was hat man eigentlich für eine Vorstellung von diesem Land? Landschaftlich hatte ich nur die Tafelberge über Kapstadt im Kopf. Ich wusste, dass hier extrem viele Weiße leben, dass Nelson Mandela hier geboren wurde und dass Johannesburg ziemlich gefährlich ist. Ach ja, und dass hier köstlicher Wein angebaut wird und man hier Kiten kann. Bei diesen spärlichen Informationen war es kein Wunder, dass ich von diesem Land völlig überrascht wurde. Es ist schön, so unvorbereitet in ein fremdes Land zu kommen, da man sich sein eigenes Bild nach und nach aus seinen Erlebnissen zusammen puzzeln kann. Der erste Eindruck nach der ersten Woche: Südafrika ist eine Mischung aus amerikanisch wirkender Landschaft und Infrastruktur, dessen Landkarte mit holländischen Städten gesprenkelt ist. Auch wenn es sicher das fortschrittlichste Land Afrikas ist, zieren doch oftmals Blech-, Lehm- oder Wellblechhütten den Straßenrand. Auch die Einwohner sind sehr gemischt und so leben hier moderne und traditionelle Völker, Schwarze, Weiße, Afrikaner, Inder, Xhosa, Zulu und viele weitere Gruppierungen in einem Land. Auch wenn die Apartheid vorbei ist, die Rassenunterschiede sind immer noch beträchtlich. Die Schlitten der Weißen sind dick wie ihre Bäuche, die der Schwarzen hinterlassen Abgase die so dunkel sind wie ihre Haut. In den schickeren Restaurants speisen nur Leute wie unsereins und es gab einige Orte in denen wir im Supermarkt oder an der Tankstellen die einzigen Bleichgesichter waren. Die Arbeitgeber sind meistens Weiß, die Angestellten … ihr wisst worauf ich hinaus will. Ich habe den Grund für Rassismus noch nie verstanden. Jetzt wo ich ihn jeden Tag sehe, verstehe ich ihn noch viel weniger. Aber genug der Schwarzmalerei (darf man das überhaupt sagen?). Ich werde weiterhin einfach in diese Supermärkte der Schwarzen hinein marschieren und freundlich lächeln. Was soll man sonst tun? Wir werden uns einfach auf die kunterbunten Facetten dieses Landes konzentrieren, denn das “Regenbogenland” trägt seinen Namen nicht nur wegen seiner bunt gemischten Menschen.
P1110712Ort der Woche: Das Auto. Den letzten Teil unserer Reise haben wir als Roadtrip geplant. Viel mehr hatten wir allerdings nicht geplant. Und da wir ein bisschen gierig waren und so viel wie möglich von Südafrika genießen wollten, saßen wir diese Woche recht viel im Auto, da die Leckerbissen weiter auseinander lagen als wir dachten. Zuerst war da die Entscheidung, ob wir zum Kruger Nationalpark wollten. Eigentlich hatten wir uns dagegen entschieden, weil ähnlich gute Parks mehr auf unserer Route liegen würden. Wir fuhren also einige Stunden Richtung Küste, bis uns die einbrechende Dunkelheit zum Stopp in einem Kaff zwang. Der dicke freundliche Inhaber von Biggie`s Bed & Breakfast überzeugte uns, noch bevor wir einchecken konnten, dass wir unbedingt zum Kruger fahren sollten, weil es von unserem Standpunkt aus sogar näher sei. Kurz entschlossen fuhren wir also am nächsten Tag in den Norden des Landes. Und auch nach dem Park fuhren wir, aller alten Pläne zu trotz, noch weiter in den Norden. Es wurde schließlich eine ganze Woche des Intensiv-Roadtrippings und wir rissen in der ersten Woche um die 2500 Kilometer herunter, ohne auch nur einen Tropfen Meer zu sehen. Dafür sahen wir haufenweise Berge. Und die waren so schön, dass die Straßen über die wir uns voran schlängelten, dem Wort “Roadtrip” wirklich alle Ehre machten. Heute sind wir an der Küste angekommen und werden jetzt mal einen Gang herunter schalten. Aber bis Kapstadt sind es auch noch 2500 Kilometer. Und für die haben wir jetzt noch 2,5 Wochen Zeit.

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Beobachtung der Woche: Auf Wolken zu schweben ist gar nicht so schön wie man denkt. Das hat nichts mit Tom zu tun, der ist immer noch toll (vor allem beim Fahren im Linksverkehr – er brauchte nur 3 Tage bis er nicht mehr den Scheibenwischer anmachte, wenn er eigentlich Blinken wollte…). Das Problem, wenn man auf Wolken schwebt, ist vielmehr, dass man dann nichts mehr sehen kann. Es müssen atemberaubende Bergpässe gewesen sein über die wir gefahren sind. Wir konnten rein gar nichts davon sehen, weil der Nebel alles verschluckte, was weiter als eine Motorhaube entfernt war. Wir waren extra in den “hohen” Norden gefahren, um den Blyde River Canyon zu sehen (immerhin der drittgrößte der Welt), aber als wir am Aussichtspunkt standen, sahen wir nichts. Ob vor uns nun eine tiefe Schlucht lag oder ein gigantischer Berg, wir wussten es nicht. Irgendwie genossen wir dieses ungemütliche Wetter aber trotzdem ein bisschen, denn abends hatten unsere Zimmer entweder Kamin, Badewanne oder sogar eine Heizdecke (ich werde langsam alt, ich stehe unglaublich auf Heizdecken!). Der Deutsche in uns wurde wach, der sich immer ein bisschen nach der nächsten Jahreszeit sehnt. Die innere Uhr wartet schließlich schon auf heißen Kakao und Weihnachtsplätzchen. Es hat jetzt jeden Abend geschüttet wie aus Kübeln, gehagelt wie aus Kanonen und gewittert wie früher wenn man eine 5 nach Hause brachte. Nach einer Woche Herbstwetter haben wir aber schon wieder genug davon. Jetzt kann noch mal für zwei Wochen der Sommer kommen. Denn dann kommt schließlich der Winter in Deutschland.

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Viech der Woche: Diese Woche sahen wir Viecher von A-Z. Wir sahen Affen und Antilopen. Elefanten, Flamingos, Giraffen, Gnus und Geier, Hyänen, Impalas, Nashörner und Nilpferde, Paviane, Wasserbüffel, Warzenschweine und Zebras. Für einen Großteil dieser Viecher waren wir nicht nur den Umweg in den bekannten Kruger Nationalpark gefahren, sondern auch um 4.30 aufgestanden. Dann sind wir 12,5 Stunden mit unserem Auto durch 1/5 des Parks gegurkt und haben Ausschau gehalten. Dabei haben wir so angestrengt aus dem Fenster gestarrt, dass uns bald der Kopf weh tat. Bald sahen Wurzeln aus wie Warzenschweine, Felsen wir Nashörner und schließlich sahen wir in Rehen Löwen. Die konnten wir nämlich trotz intensivem Starrens einfach nirgendwo entdecken. Auch Leoparden soll es in dem Park gegeben haben. Leider waren die zu gut getarnt. Dafür kam das Tier, das ich unbedingt hatte sehen wollen, uns noch vor dem Park auf der Straße entgegen. Es latschte gemütlich auf uns zu und trottete so nah an uns vorbei, als hätte es uns nicht gesehen. Wir machten so lange Hälse, dass wir ihm ordentlich Konkurrenz machten. Aber vielleicht war es deshalb beleidigt und ist einfach so an uns vorbei marschiert. Oder aber es hat uns einfach übersehen. Das passiert bestimmt schon mal, wenn man den Kopf so weit oben trägt.

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Investition der Woche: In Wirklichkeit waren es Sprit und Unterkünfte für die wir die meisten Afrikanische Rand ausgaben (Süd Afrika ist deutlich teuerer als unsere letzten Reiseziele, da hier eine Nacht in einer vernünftigen, aber nicht luxuriösen, Unterkunft meist um die 60€ kostet). Aber das am besten investierte Geld waren wohl die 30 Euro für das perfekte Abendessen, das wir eines Abends in dem Restaurant neben unserer Pension bekamen. Dafür kriegt man hier reichlich Gourmetspeis’ und Weintrank. Plus einer Vorspeise und Lakritzeis mit karamellisierten Birnen in einem Mandelhörnchen. Eine willkommene Abwechslung zu den 2 Pizzen und den 3 Burgern die wir beide diese Woche verspeisten (die aber auch ziemlich köstlich waren).

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Rest der Woche: Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass wir eine Nacht im gleichen Bett verbracht haben wie Brad Pitt. Das mag daran liegen, dass ich die Heizdecke zu toll fand und Brad Pitt nicht so heiß finde. Und auch daran, dass es nur das gleiche Bett war, nicht aber die gleiche Nacht. Erwähnenswert ist außerdem noch die vierstündige Wanderung durch die Drakensberge. Obwohl es nicht heiß war, war uns hierbei auch ziemlich heiß. Bei so viel warmen Worten sollte nun ja wohl in der nächsten Woche auch die Sonne mal wieder scheinen…

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Krüger National Park:

Wer nicht unbedingt im Park schlafen will, findet günstigere Unterkünfte im Marloth Park, ein Nachbarpark wo es auch viele Tiere gibt.

Dullstroom:

In der Nähe vom Blyde River Canyon warten wunderschöne Zimmer mit Kamin und Badewanne im Cherry Grove.

Johannesburg:

Melville ist eine hippes Viertel mit netten Boutiquen und Cafés. In der Service Station kann man köstlich gesundes Essen schlemmen. Und nebenan in den wundervollen Lädchen stöbern.

Clarens:

In dem netten Dörfchen voller Antiquitäten Läden & Art Galleries (die Bilder die dort verkauft wurdenkönnte ich auch malen) kann man im Lake Clarens Guest House nächtigen, wo auch schon Brad Pitt wohnte. Das Frühstück auf der Terasse und die Heizdecke im Zimmer sind mindestens genau so spektakulär.

Mitten durch den Golden Gate Highlands Natinal Park führt eine Straße, die scheinbar ein romantischer Road-Trip-Lover gebaut hat. Eine Wanderung durch die Drakensberge lohnt sich ebenfalls. Hier also für einen Trampelpfad-Trip hin.

Pietermaritzburg:

Im Traffords gab es das beste (und preiswerte) Essen der gesamten Reise. Nebenan im Heritage Guest House kann man wohlig satt ins Bett fallen.

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