Gardenroute // Cango Caves

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Erfahrung der Woche: Reisen zwischen zwei Welten. Um von der einen in die andere Welt zu kommen, brauchten wir weder ein Raumschiff noch eine Zeitmaschine, sondern einfach nur unser Auto. Auf unserem weiteren Weg durch Südafrika fuhren wir in dieser Woche ständig von einer schicken, aufgeräumten und touristischen Welt in eine bettelarme, schmutzig und bemitleidenswerte Welt. Beides lag oft nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Um auf die weltberühmte Garden Route zu gelangen, fuhren wir die Küste runter Richtung Süden, immer die N2 entlang. Die Landschaft war wunderschön rau, die Lebensbedingungen für die Einheimischen allerdings ebenfalls. Schlichte, runde Lehmhütten (Rondavels genannt) säumten die Schnellstraße ebenso wie wackelige Blechhütten. Nachdem wir unser Hotel mit Pool und “All you can eat Buffet” verlassen hatten, fuhren wir weiter zu unserem nächsten Ziel, immer vorbei an Armut und Bedürftigen. Alles was wir tun konnten war, unseren gesamten Keks- und Schokoladenvorrat an die Kinder zu verschenken, die an unserem Autofenster bettelten, als wir an einer Baustelle anhalten mussten. Immerhin konnten wir so ein wenig Lächeln spenden. Da wir aber mehr verstehen wollten, als das, was wir uns selbst immer wieder zu erklären versuchten, machten wir in Knysna (einem stinkreichen Ort an der Gardenroute) eine geführte Tour in das nur wenige Kilometer entfernte Township (das hiesige Wort für Favela oder Slum). Eine schwarze Lady der besonders fröhlichen Art gab uns einen kleinen Einblick in das Leben in ihrem Armenviertel. Sie hat es geschafft ein florierendes Business aufzubauen, indem sie, teilweise sogar zweimal täglich, Touristen ihre Heimat zeigt. Was wir sehen konnten, war leider nicht so informativ, dafür aber die Geschichten und Erklärungen von ihr. So bekamen wir zumindest ein paar Antworten auf die Fragen die wir uns gestellt hatten. Zum Beispiel, warum so wenige Schwarze ihr eigenes Glück versuchen und sich, wie die quirlige Ella, irgendwomit selbständig machen. Sie sagte, viele der Schwarzen hätten nicht das Selbstbewusstsein, viele seien aber auch einfach zu faul. Das ist doch eigentlich genauso wie bei uns Weißen. Wie spielten ein bisschen mit den Kleinen in einem Kindergarten, sangen ein paar afrikanische Lieder mit ihr und schnalzten unsere Zungen, um einige Worte Xhosa zu lernen. Das bringt die Touristen zum Lachen, die Einheimischen um so mehr. So richtig eintauchen konnten wir so in die andere Welt, die so fern von unserer ist, nicht. Dafür muss man wohl auch länger bleiben und das alltägliche Leben mitbekommen. Nachdem die Tour beendet war, fremdelten wir auch in der weißen Welt ein bisschen. Es war schon komisch, die millionenschweren Jachten zu sehen die da im Hafen schaukelten. Nun ja, wir haben unser Eintrittsgeld und eine ganze Tüte Kleider gespendet. Und unser Interesse. Um diese Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich zu beheben, bräuchte man allerdings vermutlich eine Zeitmaschine. Oder ein Raumschiff um die Armen in eine bessere Welt zu fliegen. Aber bei den technischen Fortschritten heutzutage darf man hoffen, dass es eines Tages eine Lösung dafür gibt.

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Ort der Woche: Die Cango Caves. Diese, im wahrsten Sinne des Wortes, steinalte Grotte besuchten wir mehr oder weniger zufällig. Ein alter Mann in einem Hostel hatte sie uns vor Tagen empfohlen, aber wir hatten ihren Namen schon wieder vergessen. Dann kreuzten wir ihren Weg, als wir spontan von unserer Route an der Küste abwichen und eine Route durchs Landesinnere wählten. 1,5 Stunden besichtigten wir das riesige Höhlensystem und krochen, kletterten und flutschten regelrecht durch ihre Gänge, die teileweise nur eine handbreit größer waren als wir selbst. Dicken ist der Zutritt verboten. Zum Glück hatte das köstliche Essen, das wir überall auf unserer Reise schlemmten, nicht zu sehr angesetzt und wir passten noch hindurch. Die riesigen Hallen voller Stalaktiten und Stalagmiten waren überwältigen. Da hat Mutter Erde wirklich Millionen Jahre lang ein architektonisches Meisterwerk geschaffen. Ein bisschen erinnerte der Stil an den Kölner Dom oder die Sagrada Familia in Barcelona. Der Ausflug war jedenfalls die absolute Höh(l)e. Wir waren kilometertief beeindruckt.

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Beobachtung der Woche: Die Garden Route ist wohl eher die Vorgarten-Straße Südafrikas. Die Erwartungen waren hoch, na gut. Das ist oft eine schlechte Vorraussetzung. Aber die kleinen, feinen Städte sahen eher aus wie ein mühevoll angelegtes und sorgfältig gepflegtes Beet und die Straße, die weltbekannte Route, konnte man nach 4 Tagen abhaken. Da hatten wir in Marokko spektakulärere Küstenstraßen befahren! Und im Norden Südafrikas, im Golden Gate Highlands Nationalpark auch. Aber gut, als Vorgarten-Straße für Kapstadt eignet sie sich vielleicht. Oder wenn man sie andersherum fährt, als Zugang in den Norden. Wir waren jedenfalls froh, dass wir mehr als nur diesen Teil Südafrikas gesehen hatten, denn wirklich afrikanisch war hier irgendwie gar nichts. Aber es ist eben Geschmacksache. Manche stehen auf Englischen Rasen, andere auf wilde Gärten.

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Viech der Woche: Aus der Ferne betrachtet waren es die Wale, aus der Nähe betrachtet die Affen. Es war nämlich so: In einem kleinen Ort namens Cintsa verbrachten wir eine Nacht in einem deutschen Gästehaus. Wir hatten ein Zimmer mit Walblick. Was nicht heißt, dass wir uns aussuchen konnten ob Meerblick oder Gartenblick (natürlich Meerblick). Nein, wir konnten doch tatsächlich vom Bett aus die Wale beobachten, die sich da draußen im Wasser vergnügten. Natürlich brauchte man ein Fernglas, was die Deutschen selbstverständlich hatten, aber dann sah man sie deutlich springen und mit der Schwanzflosse winken. Auch in den folgenden Tagen sahen wir sehr oft, wenn wir aufs Meer blickten, die riesigen Glattwale im Meer umher toben. Da kamen uns die Affen schon näher, die wir im “Monkeyland” besuchten, einer Auffang- und Pflegestation für 10 verschiedene Affenarten. Affenartig war auch das Tempo in dem unser Guide uns durch den Wald führte, in dem die Affenbande hauste. Und das Tempo des Affen, der bei einer Verfolgungsjagd mit einem Artgenossen beinahe gegen Tom gerannt wäre. Er berührte ihn nur mit dem Schwanz. Das als näheren Kontakt zu bezeichnen wäre allerdings auch ein bisschen affig, schließlich war ich schon an Orten, wo sich die Viecher einfach auf meinen Kopf gesetzt haben…

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Investition der Woche: Irgendein kleiner Betrag für ein großartiges Essen. Völlig unverhofft stolperten wir in das gemütliche Restaurant Traffords neben unserem Guesthouse, weil nichts anderes mehr geöffnet hatte. Die Speisekarte klang vielversprechend kreativ für das hübsche kleine Bergdorf. Die Fahrt durch einen filmreifen Sonnenuntergang hatte uns hungrig gemacht und unserer Fahrt in Montagu ein spontanes Ende gesetzt. So gut hatten wir lange nicht gegessen, in keinem Schickimicki Restaurant in den feinen, bekannten Städten. Auch die Fahrt über die R62 (die längste Weinstraße der Welt), war um Längen schöner als die Garden Route. Auch diesen Tipp hatten wir von einer älteren Dame in einem Guest House bekommen. Abenteuer machen eben einfach hungrig. Und hungrig schmeckt es doch immer noch am besten. Aber dieses Essen hätte ich aufgegessen, auch wenn ich vorher schon satt gewesen wäre. Es war übrigens Strauß im Spiel. Und damit meine ich nicht irgendeinen Musiker oder Ministerpräsident. Obwohl des Essen Musik für den Gaumen war und der Eindruck den es hinterließ, so mächtig war wie ein Bundesvorsitzender.

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Rest der Woche: Von Cintsa ging es nach Port Elizabeth, wo wir einen Exkollegen von Tom und seine Freundin trafen. Nach einem netten Abend und vielen Tipps für die kommenden Tage im Gepäck, ging es weiter nach Cape St. Franics, dann Plettenberg Bay und schließlich nach Knysna, wo wir das erste Mal in Südafrika 2 Nächte verbrachten. In all diesen Orten boten sich uns traumhafte Kitespots an, der Wind wollte aber leider nicht wehen. Also ging es ins Landesinnere was sich, wie erwähnt, sehr lohnte. Täglich spürten wir wie es Frühling wurde und wie die Sonne immer mehr Kraft gewann. Wir zelebrierten ihre Untergänge mit Käse, Wein und Bier aus der Region und gingen mindesteins einmal täglich am Strand spazieren. Eine wundervolle zweite Woche. Unvorstellbar, dass nun die letzte Woche unseres Abenteuers beginnt. Aber wir sind immer noch hungrig. Morgen geht es wieder Richtung Meer. Und dann endlich nach Kapstadt, dem krönenden Abschluss unserer Reise.

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Cintsa:

Schlafen mit Walblick in der schönen Cintsa Lodge. Deutsche Inhaber, deutsche Preise. Leckeres Frühstück!

Leckere Burger und selbstgebraute Biere aus der Region im Barefood Café.

 

Port Elizabeth:

Essen und Bummeln im hippen Viertel um die Stanley Street.

 

Plettenberg Bay:

Schlafen mit Selbstversorgung in Lyell’s B&B. Nette Inhaberin.

Schöner Kitespot! Wenn Wind ist…

 

Knysna:

Schlafen im Forget-me-not mit riesigem Balkon, toller Aussicht und Küche.

Township Tour bei der netten Ella. Mit Emzini Tours.

Kleiner, geheimer Strand: Noetze Beach.

 

Montague (nähe Cango Caves):

Schlafen wie in einer Puppenstube im Airlies Guest House und frühstücken mit dem Hauspapagei.

Nebenan sehr lecker essen im The Mystic Tin (Hauseigene Brauerei, deutsche Inhaber). Hier gibt es auch schöne Zimmer.

 

 

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