Beobachtung der Woche: Bali ist gar kein so schlechter Ort. Ja, ich habe das tatsächlich in Frage gestellt. Ein Ort, der 18 Stunden entfernt liegt und an dem dennoch gleichzeitig mit mir 3 Menschen sind die ich kenne, ist mir einfach suspekt. Ich habe das Gefühl, jeder war schon mal auf Bali. Du etwa nicht? Nun, ich will Dir erzählen ob Bali eine 18-Stunden-Reise wert ist oder nicht. Ich glaube nämlich, ich habe herausgefunden warum alle diese indonesische Insel so lieben. An den traumhaften Stränden liegt es nämlich nicht. An dem glasklaren Wasser sowieso nicht. Nein, ich denke es ist diese spezielle Atmosphäre hier. Natürlich ist Bali auch schön, mit seinen Palmen, Kokosnüssen, Bananenbäumen, riesigen Schmetterlingen und den Reisterrassen. Besonders Letztere haben es mit angetan. Aber ganz besonders schön sind die Menschen hier. Und obwohl die Frauen und Mädchen wirklich sehr hübsch sind, meine ich damit den Geist der Einheimischen. Denn einen so freundlichen und liebenswerten Schlag Mensch habe ich selten getroffen. Bali ist die einzige Insel in Indonesien, die hinduistisch ist. Alle anderen Inseln, selbst das nahe Lombok, sind muslimisch. Diese ruhige, freundliche, vertrauensliebende Art der Balinesen steckt einen einfach an. Und nach 9 Tagen hier hat man sich plötzlich in Bali verliebt. Die Balinesen selbst lieben ihre Insel so sehr, dass sie eigentlich nie reisen. Das liegt nicht (nur) am (teils) wenigen Geld habe ich mir sagen lassen, sie fühlen sich hier einfach so wohl, dass sie lieber zuhause bleiben. Ich habe mich in jedem Hotel wie Zuhause gefühlt. Eine abgedroschene Floskel, die natürlich nie wirklich stimmen kann, aber dennoch, seit der ersten Nacht auf Bali waren wir froh hier zu sein. Die nächsten Geschichten zeigen warum:
Erfahrung der Woche: Hilfsbereitschaft. Auf jeder Reise gibt es tagtäglich Dinge, die anders laufen als sie sollten. Auf der nächtlichen Heimfahrt, auf dem Roller, geht plötzlich der Sprit aus. Der Transfer, den man für sechs Uhr morgens bestellt hat erscheint einfach nicht. Oder man tritt aus Versehen in eine der zahlreichen Opferschalen die überall herumstehen, weil die Balinesen sich bei ihren Göttern für alles bedanken und sich weiterhin ihre Gunst erbitten. Jedes Malheure für sich ist eine Geschichte wert, aber ich mache es kurz. Als der Tank leer war, bot uns ein wildfremder Mann, der Parkwächter vom nächstgelegenen Hotel war, kurzerhand sein Motorrad an, um damit Benzin kaufen zu fahren. Leider konnten wir seine dicke Maschine nicht fahren, so ganz ohne Motoradführerschein, aber die Geste zählt. Benzin wird hier überall in ehemaligen Absolut Vodka Flaschen verkauft und so konnten wir fußläufig Nachschub besorgen. Dass der Transfer nicht kam war zuerst gar nicht so lustig, wir dachten man hätte uns übers Ohr gehauen, wir würden den Anschlussbus und die Fähre zu den Gilli Inseln verpassen. Als wir dann aber mit dem Taxi zu dem Büro fuhren, wo wir das Ticket gekauft hatten, stellte sich alles schnell als Fehlkommunikation zwischen den beiden Fahrern heraus, beide dachten der andere holt uns ab. Wir wurden vom Chef persönlich vom Bus gebracht, er kaufte uns einen Eiskaffee und entschuldigte sich in kurzer Zeit sehr oft. Als wir ihm lächelnd entgegneten „No problem!“ hörten wir eine ganze Gebirgskette von seinem Herzen fallen. Überschwänglich und froh bedankte er sich für unser Verständnis. Nun, und was passiert, wenn man in eine Opferschale tritt? Nichts! Das passiert hier ständig. Die kleinen Dinger stehen eben einfach immer und überall wo man geht. Traditionell in der Mitte vor dem Eingang eines Hauses. Kein Wunder also, dass man hineintritt, in die mit Reis, Bonbons, Kräckern, Zigaretten, Blumen und/oder Räucherstäbchen gefüllten Bananenblätter. Zeigt mir eine Religion, die mit einem Lächeln darauf reagiert, wenn man sie „mit Füßen tritt“. Ich habe da von welchen gehört, da würde einen das Kopf und Kragen kosten. Wir konnten sogar beobachten, wie ein paar Kinder sich die Kräcker aus den Opferschalen stibitzten und selbst futterten. Diese Hinduistischen Götter, die sind schon wirklich sympathisch. Alkohol trinken dürfen ihre Gläubigen auch – aber dazu später mehr.
Viech der Woche: Straßenhunde. Eine weniger schöne Seite Balis sind die wilden Hunde, die überall umher streunen. Besonders unschön sind sie aber, wenn man sie nachts, auf menschenleerer Straße trifft. In diese ungünstige Lage gerieten wir eines Abends, nach einem Treffen mit einem Freund (einer der Drei, die ebenfalls gerade auf Bali waren). Wir hatten uns verquatscht und traten zurück in die zuvor so quirlige und lebendige Straße, die nun wie ausgestorben war. Kein Mensch zu sehen, geschweige denn ein Taxi. Als wir uns den Weg durch dunkle Gassen bahnten, um zu einem touristischen Knotenpunkt im beliebten Ubud zu kommen, versperrte uns plötzlich ein aggressiv kläffender Hund den Weg. Ich könnte schwören seine Augen haben im Dunkel geleuchtet. Wir hatten uns zwar vorsichtshalber gegen Tollwut impfen lassen, da wir wussten dass es hier tollwütige Straßenhunde gibt, dennoch wollten wir uns ungern von ihnen beißen lassen. Wer weiß denn schon, ob man ihnen vielleicht so gut schmeckt, dass sie einen gleich gänzlich verspeisen? Wir machten kehrt. Als wir vor einem der zahlreichen Tattoo Shops noch ein paar harte Kerle rumlungern sahen, fragte ich sie kurzerhand nach einem Ort, an dem man zur Geisterstunde in Ubud noch ein Taxi finden könne. Das „Oh“ was darauf folgte ist ein grässlicher menschlicher Laut. In Deutschland hätte ein Vorwurf darin mitgeschwungen. Ein ironisches Lächeln über die Dummheit des Touris (und ja, wir waren dumme Touris in diesem Moment). Die freundlichen Balinesen „Oh-ten“ wertfrei, wenn überhaupt bedauernd. Einer schwang sich kurzerhand auf sein Motorrad, um das Dorf nach einem Taxi abzusuchen. Wir sollten schon mal in Richtung Hauptplatz folgen. Es warum Glück die andere Richtung, weg vom kläffenden Tollwutungeheuer. Hin zu einem ganzen Rudel bellender und lechzender Viecher. Leider musste ich wieder zurück zu den Tätowierten, um sie um Begleitschutz bitten. Ohne uns auszulachen brachte uns einer von ihnen vorbei an der räudigen Horde. Dankbar kletterten wir beide auf das Motorrad des anderen, der ein Taxi vor Ubuds einzigem Nachtclub entdeckt hatte. Zu Dritt ging der kurze Ritt zu einem netten Fahrer, der unsere Notsituation nicht ausnutze und einen fairen Preis zurück zum Hotel nahm. Ich konnte den Schreck nur verarbeiten indem ich fragte: „Diese streunenden Hunde, sind die gefährlich?“ Ich war beinahe beruhigt als er antwortete: „Ja, sehr“.
Ort der Woche: Praktischerweise unterteile ich in zwei Orte, Canggu im Westen Balis und Ubud im Zentrum. Denn abgesehen von der ersten Nacht nach der Landung und einer Nacht im absolut schrecklichen Sanur, verbrachten wir die 9 Tage ausschließlich an diesen beiden Orten und besichtigten dort das umliegende Bali.
Ubuds Ruf ist konträr. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Die einen lieben es, weil es kulturell viel bietet, überall Yogakurse angeboten werden, gesundes, ökologisch korrektes Essen verkauft wird und es viele nette Cafés und jede Menge Shops gibt. Die anderen hassen es, weil es super touristisch ist. Ich sage mal so: In Ubud gibt es viel zu entdecken (vor allem in der Umgebung), aber man schläft besser etwas außerhalb. Das kann einem zwar hundeelende Momente bescheren wenn man kein Taxi zurück findet, erspart einem aber den Trubel der unzähligen Roller und Touristen. Jedenfalls kann man in Tagestouren wunderschöne Reisfelder besichtigen, den beindruckenden „Gunung Kawi“ Tempel, der in ein besonders saftig grünes Reisfeld-Tal gebettet liegt, die Elefantenhöhle, den Nachtmarkt von Gianyar (auf dem man weit und breit der einzige Ausländer ist, und isst was echte balinesische Kost ist). Das klassische Touri Programm sparten wir uns (Affenwald, Rafting Tour, Vulkan besteigen zum Sonnenaufgang). Im spirituellen Zentrum Balis darf die Entspannung schließlich nicht zu kurz kommen.
Canggu entdeckten wir nur durch den Tipp eines Freundes (einer der zahlreichen Freunde die vorher schon mal auf Bali waren). Der Reiseführer erwähnte diesen fantastischen Ort nicht besonders. Wir fanden diesen entspannten Surferort aber so schön, dass wir unseren Aufenthalt gleich zweimal verlängerten. Hier fanden wir einen dieser Orte, die man eigentlich gar nicht mehr verlassen möchte, aber muss, weil man schließlich reisen möchte. Überall gab es Cafés und Restaurants die so geschmackvoll designt waren, dass sie selbst in Barcelona zu den coolen Läden gehören würden. Wir hatten einen Roller vor der Tür und fuhren damit zum Surfen, zum Yoga, zum CrossFit Kurs, zum Bummeln, zum Essen, zu den Dörfern und Tempeln in der Nähe. Hier gab es alles, was unser Herz begehrte. Hier waren wir frei und jeder Tag brachte uns das, was wir uns von einem perfekten Tag wünschen. Gutes Essen, Sport, Strand und Meer, viele nette Bekanntschaften mit Balinesen und Auswanderern die diesen Ort zu ihrer Heimat gemacht hatten. Ich muss leider warnend hinzufügen: Es kann sein, dass Canguu nicht mehr lange dieser charmante Ort bleibt, denn es wird überall gebaut. Wo jetzt noch unzählige Reisfelder liegen in denen abends die goldene Sonne untergeht, werden vielleicht schon bald weitere Hotels liegen. Und ich fürchte dann wird Canggu das nächste Kuta, Sanur oder Seminyak. Einer dieser Orte die keinen Charme haben, sondern nur Hotels und Ferienparks. Vielleicht komme ich besser nie wieder hier her. Dann bleibt mir Canggu als perfekter Spot auf Bali in Erinnerung.
Investition der Woche: Man kann auf Bali sicher mit 20€ am Tag auskommen, der geschickte Backacker vielleicht sogar mit weniger. Wir wollten uns zu Anfang unsere zweimonatigen Reise aber ein wenig Erholung gönnen, sprich schöne Hotels, nette Restaurants, Massagen und private Fahrer. Es lohnt sich etwas mehr zu investieren. Für 20€ pro Person wohnt man hier im schönsten Hotel in dem man je war. 40€ die sich immer gelohnt haben. Ein herrliches Frühstück mit Banana Pancakes, Tee, frischem Obst inklusive. Eine Massage in einem kleinen Pavillon neben dem Reisfeld kostet 13€ und dauert eine wunderbare Stunde. Das beste Curry meines Lebens kostete vielleicht 4€. Bali ist ein Ort, an dem man sich das Paradies kaufen kann, wenn man etwas mehr als den Mindestpreis in die Hand nimmt. Für deutsche Verhältnisse reist man dann immer noch günstig. Und auch die privaten Fahrer sind jeden Cent wert. Geschichten von ihrem Land und Leben inbegriffen. Vielleicht lächelt jeder erfahrene Asienreisende und denkt: Ja, jetzt ist sie in Asien angekommen. Dort ist eben alles günstig. Ich frage mich nur, ob man überall in Asien so viel Stil für sein weniges Geld bekommt. Auch in Sachen Design und Geschmack sind die Balinesen also auf Zack. Wer hier den Pfennig nicht ehrt, bekommt hier das Paradies beschert.
Rest der Woche: Hier noch eine kleine Kuriositätensammlung, Kleinigkeiten, die ich über Bali nie vergessen werde:
Ohne Roller bist Du nichts. Jeder fährt hier Roller, manche Straßen gleichen surrenden Ameisenstraßen auf denen Alt und Reich, Arm und sehr sehr Jung dahin knattern. Sogar Babys fahren mit und Kleinkinder, die gerade stehen können, haben hinter dem Steuer einen Stehplatz.
Jede Familie hat ihren eigenen Tempel neben dem Haus. Bali ist voller kleiner Tempel die mit steinernen Buddhas, Affen, Elefanten verziert sind.
Ein Busfahrer in unserem Alter (30 Jahre) erzählte uns: „Um uns zu amüsieren machen wir vier Dinge. 1. Wir trinken Arrak. Das ist Alkohol aus Palmsaft den wir selbst herstellen. Damit wir schneller betrunken werden mischen wir ihn schon mal mit Shampoo. Durch den Schaum im Magen wirkt er schneller (wer das jetzt selbst ausprobiert ist selber Schuld). 2. Wir fahren Rennen. Zwei Motorräder rasen aufeinander zu, wer zuerst ausweicht verliert. 3. Wir spielen (Glücksspiele). Wenn ich zocke trinke ich lieber nicht. 4. Wir jagen. Wir jagen alles was in unserem Dorf auf unsere Felder kommt. Affen, Katzen, Hunde, Schlangen. Klar essen wir das. Katze ist gut. Schlange auch. Eigentlich essen wir alles. Heuschrecken, Schmetterlinge, Ameisen, Larven.“
Die Straßenhunde sind gefährlich. Die Straßenhunde sind gefährlich. Die Straßenhunde…
Hotels & Restaurants:
Ubud:
Das wunderschöne Indigo Tree liegt außerhalb vom lauten Stadtzentrum, mitten in Reisfeldern. Das Personal ist super freundlich, die Zimmer erfüllen alle Wünsche. Pool, Frühstück, Massagen, alles toll hier. Doppelzimmer circa 40 € die Nacht.
Das leckerste Curry das ich je probieren durfte gibt es im Fair Warung Bale. Zu dem guten Geschmack bekommt man ein gutes Gewissen serviert, denn pro Speise werden zwei Kinder medizinisch behandelt, die es sich sonst nicht leisten könnten.
Gesundes Öko-Essen gibt es im Earth Café. Hier gibt es außerdem das Cinema Paradiso in dem abendlich Filme gezeigt werden.
Authentisches Essen findet man auf dem Nachtmarkt von Gianyar. Einfach einen Fahrer mieten und ihn bitten die 20 Minuten aus Unud mit einem hinaus zu fahren. Unser Fahrer geht dort sowieso einmal die Woche mit seiner Familie essen. Wir haben ihn zum Essen eingeladen und ihm eine große Freude gemacht.
Canggu:
Wir haben im wunderschönen Puri Ayu in einem kleinen Tempel gewohnt. Die Atmosphäre war herrlich entspannt, das Personal wieder mal sehr nett, der Pool großartig und die Banana Pancakes ein Traum. Doppelzimmer circa 29€ die Nacht.
Essen kann man in Canguu besonders gut. Es gibt internationale Speisen die günstig oder teurer sind, das gleich gilt für die einheimische Küche.
Im Roti Canai gibt es leckere Roti in verschiedensten Geschmäckern. Sehr günstig und sehr lecker.
Gleich nebenan liegt das heiß geliebte Betelnut Café. Hier trifft sich die Surfer Szene zu Bintang und Burger. Es gibt auch asiatische Küche. Alles günstig.
Auch in der Nähe liegt das Deus ex Machina. Hier zaubert ein italienischer Koch westliche Köstlichkeiten zu gehobenen Preisen. Wer hier nicht essen mag, sollte sich die unfassbar coole Motorräder ansehen die hier verkauft werden. Oder die Halfpipe hinter dem Haus. Oder die Livemusik im Innenhof anhören.
Am Batu Bolong Beach liegt das unendlich lässige Old Man’s. Die Wände sind voller schöner Illustrationen, der Blick auf das Surfer Treiben und am Strand bestens. Auch hier isst man eher westliche Speisen.
Categories: Bali
Hey,
danke für den schönen Bericht. Bei mir ist der Bali-Kelch auch nicht vorüber gegangen, und ich freue mich, wenn ich im Nov auf deine Tipps zurückgreifen kann.
Weiterhin gute Reise,
viele Grüße aus Köln, Julia(Cairns 2008)
Hej Julia Cairns 2008 🙂 Wie schön von Dir zu lesen. Ich hoffe es geht Dir gut! Ja, auf Bali kannst Du Dich schon mal freuen! Ich freue mich, dass meine Tipps Dir helfen können!
Traumhafte und spannende Reiseberichte, die man in keinem Reiseführer der Welt finden wird 🌎
Vielen lieben Dank für das nette Lob!