Nazca Lines // Huanchaco // Las Islas Ballestas

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Erfahrung der Woche: Es gibt Beamten auf dieser Welt, die sind noch langsamer als die deutschen Staatsdiener. Mit nervtötender Langsamkeit wird jede Bewegung zu einem zähen Prozess. Und dann besaßen sie eine Unfreundlichkeit, die mir in einem solchem Maße an den heimischen Behördenangestellten noch nie untergekommene ist. Mit dieser irgendwie erleichternden Realität wurde ich konfrontiert, als ich ein Päckchen voll mit feinsten Alpaka Pullovern, Socken und Mützen nach Hause zu schicken versuchte. Dass hier in Südamerika die Uhren anders ticken, habe ich ja nun in dem ein oder anderen Eintrag schon verdeutlicht. Und ich gewöhne mich sogar daran, habe ich doch den elementaren Vorteil, dass ich ja sowieso nicht in Eile bin. Aber dieses maskenhafte Gesicht, mit unmenschlich weit nach unten gezogenen Mundwinkeln, machte es mir nicht gerade leicht Contenance zu bewahren und den komplizierten Vorgang des Paketversandes ohne Wutanfall oder Herzinfarkt hinter mich zu bringen. Erst musste der Pass kopiert werden. Warten. Dann Paketband kaufen. Warten. Dann Bargeld holen. Warten. Diverse Papiere ausfüllen. Warten. Fehler (die durch Kommunikation hätten vermieden werden können) beheben. Warten. Fingerabdruck nehmen lassen (für den Paketversand!?). Warten. Und noch mehr warten. Ich kann von Glück sagen, dass ich nicht auch noch bei meinem Paket warten musste, wie die mürrische Dame das Porto von 136,60 Soles in 2 Sol Briefmarken auf das Paket klebte. Darauf musste ich nur bei dem Herrn vor mir warten. Schade, dass sie die Briefmarken nicht einzeln abgeleckt hat, um sie auf das Paket zu kleben. Denn dann hätte ich wenigstens mal etwas zu Lachen gehabt. Und sie wenigstens einen Grund für ihre pampige Art. Bleibt zu hoffen, dass das Paket auch ankommt und sie es nicht aus reiner Gehässigkeit oder einfach aus Faulheit, gar nicht erst auf seine lange Reise nach Deutschland schickt. Ich werde bei meiner Rückkehr definitiv die korrekte Arbeit unsere Beamten zu schätzen wissen, ja sogar die Öffnungs- und Bearbeitungszeiten in Ordnung finden. Das ist doch mal eine Erfahrung, von der ich länger etwas habe.

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Nicht-Ort der Woche: Ja, so etwas gibt es auch auf einer Reise durch paradiesische Länder. Allerdings muss man dafür tatsächlich den landschaftlich so geschätzten Erdboden verlassen, 80 US$ bezahlen und sich in eine 6-Mann-Maschine setzten. Diese ist dann so klein, dass man sich vorher wiegen lassen muss, damit das Gewicht ideal verteilt werden kann. Dann, einmal in der Luft, gibt es kein zurück mehr und man wird so lange durchgeschüttelt, bis man entweder brechen muss (Hanna), oder einem den ganzen Rest des Tages übel ist (meine schwächliche Wenigkeit). Warum man sich das antun sollte? Damit man sich ein paar seltsame Linien mitten auf einer wüstenähnlichen Riesenfläche ansehen kann, von der nicht einmal bekannt ist, wie sie eigentlich dorthin gekommen sind. Die Rede ist von den Nazca Lines und ich fand sie wirklich fast zum kotzen (das muss so in aller Härte gesagt werden). Nicht nur der Magen machte Probleme, auch die Augen, denn es war unerwartet schwer die Zeichen in Form von Affen, Vögeln, Astronauten und Spinnen zu entdecken. Es war wie eine Schnitzeljagd mit der Kamera und vielleicht wurde mir auch noch zusätzlich ein wenig übel von dem schnellen Kopf hin- und her Gedrehe der Kamera, jedenfalls habe ich noch nie so gelitten, um eine Sehenswürdigkeit zu sehen. Nicht einmal bei den 4 Tagen Inka Trail.

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Beobachtung der Woche: Vorgestern hatte ich einen Tag an dem ich kurz dachte ich sei müde vom Reisen. Ich war morgens nach 10,5 Stunden im Bus mit Kathy, die ich im Hostel in Lima kennengelernt hatte, in Huanchaco angekommen um gutes Wetter und Strand zu genießen und mich endlich mal wieder dem Surfen zu widmen. Die Hostelsuche verlief etwas schwerlich, da entweder ausgebucht war oder die Wände aus Pappe. Als wir mittags endlich am Strand lagen war ich so müde und erschöpft, dass ich mich kurz fragte, warum man sich diesen Stress eigentlich antut. Rucksack ein- und auspacken, Busse und Unterkünfte organisieren, das nächste Reiseziel herausfinden und Leute finden mit denen man sich länger befassen will. Natürlich jammere ich auf hohem Niveau und wie mir ständig von allen Seiten bestätigt wird, verpasse ich in Deutschland nichts. Aber Reisen ist eben kein  Urlaub, sondern tatsächlich ein bisschen Arbeit. Als ich abends dann mit einer Gruppe von Leuten, die ich im Laufe des Tages kennengelernt hatte, bei improvisierter Livemusik und Bier saß, wusste ich aber plötzlich wieder ganz genau warum ich das Reisen liebe. Wegen genau dieser Momente. Wegen der Leute, der Kultur, der Freiheit und Unbeschwertheit. Und wegen des ständigen glücklich seins. Glück verdienen statt Geld verdienen. Das ist ein guter Grund zu Arbeiten.

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Viech der Woche: Humboldtpinguine, Seelöwen und unzählige Rassen von Vögeln, gesichtet auf den Galapagos Inseln für Arme, den Islas Ballestas vor Pisco. Ich fühlte mich wie mitten in einer dieser Tierdokus. Überall waren Vögel und die Luft war erfüllt von eigenartigen Geräuschen. Ich habe wohl noch nie so viele Pinguine auf einem Haufen, bzw. Felsen gesehen. Und ich habe auch noch nie männliche Seelöwen in solch einer Größe gesehen. Auch den von ihnen verursachten Krach fand ich so faszinierend, dass ich versuchte dieses monotone Gebrüll auf Video aufzuzeichnen. Leider hat mir dieser kurze Ausflug auch ziemlich deutlich vor Augen geführt, wie sehr ich zu den Galapagos Inseln für Reiche möchte, denn so muss man dieses Reiseziel als Freund der Wahrheit wohl bezeichnen. Unbezahlbar für einen Backpacker wäre selbst der kürzeste Aufenthalt in der Heimat der unendlichen Tierrassen und Viecher die ausreichend währen für die nächsten 200 Wochen. Also mussten die Pinguine, Seelöwen und Vögel eben reichen. Klingt recht unspannend, war es aber nicht. Weil alleine die Anzahl überwältigend war. Und ich habe mir sogar den Hut gespart, den man wegen des Vogelkots aufziehen sollte. Ich hatte ja Hanna bei mir. Das ist sicherer als jeder Hut und hat sich sogar bewährt.

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Investition der Woche: 80 Soles für 3 Tage privaten Surfunterrichts. Für 20 Euro bin ich die letzten beiden Tage in die perfekten Wellen rausgepaddelt und habe mich eher mit mir abgekämpft als mit den Wellen. Ich wollte immer an meine körperlichen Grenzen gelangen, jetzt hab ich den Salat. Alleine das rauspaddeln macht mich so fertig, dass ich denke meine Arme stünden in Flammen. Aber laut der zahlreichen Surffreaks die hier rumschlurfen, ist das wohl normal und nur Übungssache. Gestern hätte ich fast aufgegeben und das Surfbrett an den Nagel gehängt. Wieso sind sowieso alle so verrückt danach, auf einem bisschen Carbonfaser durch eine Menge Salzwasser zu gleiten? Na gut, ich gebe zu, ich ahne es. Und das schlimme ist, gerade dadurch dass es mich so fertig macht, ist mein Ehrgeiz geweckt. In einer halben Stunde paddle ich also wieder um mein Leben. Huanchaco ist nicht nur wegen der Wellen perfekt zum Lernen, sondern auch wegen der Leute die hier rumlaufen. Sie reden den ganzen Tag von nichts anderem als von Tide, Swell und Tubes. Hätte ich nicht noch ungefähr 7 Länder vor mir, ich würde hier hängen bleiben für mindestens 2-3 Wochen. Hang loose quasi, wie der Surfer so lässig sagt, immer locker bleiben. Mal sehen ob er mich packt, der Surfwahnsinn. Es kommen ja noch so einige Orte mit Wellen auf mich zu. Morgen Abend geht es jedenfalls trotzdem weiter. Ins nächste Surferstädtchen.

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Rest der Woche: Diese Woche war überschattet von Hannas Abschied. Die letzten gemeinsamen Tage waren herrlich und auch der letzte Abend war ein würdevoller Abgang. Bei südamerikanischer Livemusik tanzten wir in erster Reise den Einheimischen den Rang ab und tranken den letzen Pisco Sour. Noch im Hostel lernte ich eine neue Reisebegleitung kennen, eine Düsseldorferin, natürlich. Gemeinsam ging es Richtung Norden, in das Surfstädtchen Huanchaco. Bald ist dann mein Perú Abenteuer zu Ende und es geht nach Ecuador. Von nun an also wieder alleine. Na ja, so ungefähr jedenfalls.

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