Beobachtung der Woche: Will sich jemand vorstellen wie Neuseeland so ist, muss man sich Neuseeland einfach so vorstellen, wie man es sich eben vorstellt. Und schon hat man ein perfektes Bild von dem Ort, an dem ich gerade herumreise. Es ist fast unglaubwürdig wie grün es hier ist und wie sehr hier alles nach einem „Herr der Ringe“ Filmdreh schreit. Sehr gute Wahl Herr Jackson. Mit einem so genannten Hopp On – Hopp Off Bus bereise ich in viel zu kurzer Zeit (1 Monat), ein viel zu großes Land (gut, es ist nicht sehr groß, aber die Zeit ist viel zu kurz). Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass dieser Kiwi Bus leider nicht wirklich hält, was es verspricht. Er bringt einen zwar zu den wichtigsten Plätzen hier auf den grünen Inseln, nicht aber ohne die gesamte Gruppe dabei immer wieder über Umwege bei verschiedenen Aktivitäten abzusetzen. Da muss dann die gesamte Gruppe auf die 2-3 reichen Backpacker warten die sich für 30 Sekunden Spaß, eine halbe bis ganze Stunde irgendwo anstellen. Neuseeland ist wie ein großer Abenteuerspielplatz. Überall werden Aktivitäten wie Bungee Jumping, Whitewater Rafting, oder Paragliding angeboten. Angeblich wurde hier sogar eine „Sportart“ erfunden, bei der man in einem riesigen, elastischen Ball einen Berg runter kugelt. Das klingt für mich eher nach Stefan Raab. Aber zurück zu den Kiwis. Neuseeland sieht also aus wie eine Mischung aus Schottland, Norwegen und dem Paradies. Am besten würde man dieses Land in einem gemieteten Campervan bereisen. Da kann man überall stehen bleiben, wenn man wegen atemberaubender Landschaft mal kurz Luft schnappen und einen Schnappschuss ergattern will. Dafür habe ich momentan nicht das Geld. Dafür habe ich so einen guten Grund noch mal wieder zu kommen.
Ort der Woche: Mordors Mount Doom. In Wirklichkeit Mount Ruapehu genannt. Den Drehort des Herrn der Ringe konnte ich dann nach einem circa dreistündigen, extrem steilen Kletterakt bestaunen. 8 Stunden Wandern standen insgesamt auf dem Programm. Es war unwahrscheinlich anstrengend. Doch nachdem man den “Devils Staircaise” erklommen hatte, wurde man mit einer einzigartigen Landschaft belohnt. Durch Eis und Wind ging es an den 3 noch immer aktiven Vulkanen des Tongariro National Parks vorbei. Türkis blaue Seen und rote Krater säumten den Weg und machten die müden Beine stumm. Ohne Frage nicht nur der Ort der Woche, sondern auch der Ort der gesamten Insel. Bis jetzt. Denn angeblich ist die Südinsel sogar noch schöner. Und menschenleerer.
Erfahrung der Woche: Dieser Kiwibus hat mich verändert. Und zwar hat er mich zu einem verfluchten japanischen Touristen gemacht. Ich steige in den Bus ein, steige aus wenn er anhält, mache ein oder zwei Fotos von etwas über das ich nicht mal etwas nachgelesen habe, steige wieder ein und fahre zum nächsten Punkt. Der einzige Unterschied zu den schlitzäugigen Brutaltouristen: Ich zeige auf den Fotos nicht auch noch das Peace Zeichen in die Kamera. Und zum Glück erfahre ich doch immer irgendwie von den Sehenswürdigkeiten die sich lohnen. Jedenfalls habe ich rausgefunden, dass diese Art des Reisens so gar nichts für mich ist. Ich brauche Unabhängigkeit. Und Wissen über den Ort den ich besichtige. Da ich weder Reiseführer noch Van oder genug Gel für beides besitze, werde ich mich mit der neuen Erkenntnis abfinden und auch aufhören darüber zu schimpfen. Mit den Reisegruppen ist nach Neuseeland jedenfalls ein für allemal Schluss. Sayonara.
Viech der Woche: Der Kiwi natürlich. Hiermit ist nicht nur der vorm Aussterben bedrohte Vogel gemeint, der hier in ständiger Angst vor Hunden, Katzen und anderen abartigeren Tieren – und natürlich dem Menschen – sein Dasein fristet. Nein, damit bezeichnet man durchaus auch das letztgenannte Lebewesen, das in Neuseeland in verhältnismäßig geringer Anzahl ebenfalls Unterschlupf findet. Über keinen der beiden Kiwis kann ich leider nach einer Woche schon eine Aussage machen, die ich jetzt in die Welt posaune. Den Vogel habe ich einfach noch nicht gesehen (ich will hoffen, ihn hat nicht doch schon das Zeitliche gesegnet) und über den Schlag Mensch will ich hier unter Vorbehalt vorerst mal 2 Statements festhalten: Erstens: Sie sind ebenfalls sehr trinkfest (ein Vergleich mit Australiern ist selbstverständlich in Arbeit). Zweitens: Hier heißt es nicht “No worries”, hier heißt es: “Shit happens”. Als wir wegen einer Buspanne auf einer Wiese mitten im Nirgendwo landeten – anstelle des bekannten Strandes mit Grotte und kristallklarem Wasser – beschwichtigte der Kiwi mit “Shit happens“. Damit war die Sache gegessen. „No worries“ ist mir irgendwie lieber. Das klingt zumindest so, als würde am Ende irgendwie alles gut gehen. Die Grotte hätte ich schon gerne gesehen. Aber „no worries“, ich plane ja mittlerweile ohnehin hierher zurückzukehren.
Investition der Woche: 85 $, für ein kulturelles Erlebnis mit den Ureinwohnern Neuseelands, den Maori. Durch sie hat Neuseeland weitestgehend Namen, vor allem Städtenamen, die für einen normalen Menschen kaum auszusprechen sind. Auch schreiben will ich sie lieber nicht, aus Angst mir dabei die Finger zu brechen. Mit Musik, Tanz, Geschrei und auf heißen Felsen bereitetem Essen, investierte ich hiermit jedenfalls mal nicht in eine Adrenalin treibende Sportart, sondern lernte tatsächlich mal etwas. Das Dilemma: Jetzt habe ich so viel Wissen über die Maori, dass ich es nicht alles in einen Blogeintrag quetschen will. Die Investition war wohl wahrscheinlich auch besser für mein Gewissen, als für mein Langzeitgedächtnis. Einen netten Abend bescherte es mir alle Mal. Wenn auch einen sehr touristischen.
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