Viech der Woche: Diesmal kein Viech, sondern ein dicker fetter Koala der unfassbar schwer war und sich an mich gekrallt hat, als gebe es kein Halten mehr. Na ja, er dachte ich sei ein Baum. Nicht sehr charmant. In meinem nächsten Leben möchte ich trotzdem ein Koala sein. Die schlafen nämlich 18-20 Stunden am Tag. Eine Stunde ihres wachen Moments nutzen sie zum Schmausen. Genau das richtige für mich! Essen und poofen.
Investition der Woche: 80 AUS $ für ein Fahrrad. Und zwar in Lila. Damit pese ich jetzt von Job zu Job. Aber dazu nachher mehr.
Beobachtung der Woche: Absolute Zufriedenheit fühlt sich unbeschreiblich an. Ich versuche trotzdem in Worte zu fassen wie sie sich anfühlt: Man kommt von einem Job nach Hause, den man gerade an Land gezogen hat. Endlich hat man ihn gefunden, nachdem man sich für einige beworben hat und selbst viele abgelehnt hat (weil man sich nicht wohl fühlte, als Kellnerin in diesen edlen Feinschmecker Tempeln, die sich hier nur so häufen. Diesen Orten, wo man mit gehobenen Augenbrauen gemustert wird, weil man das Tablett immer noch nicht fein genug hält – vielleicht müsste man es dazu auf einem einzigen Finger balancieren). Man arbeitet nun also in einem Dörfchen, der aussieht wie ein Café in Stars Hollow. Man selber ist ein Gilmore Girl, selbstverständlich. Im Café OTZ, in dem ich jetzt arbeite, gibt es die besten Cakes und Muffins der Stadt (ich habe das selbst noch nicht probiert, aber man sieht das auf den ersten Blick) und dazu die besten Sandwichs und Tartes und Pies und all die feinen Sachen die man sich als Backpacker niemals leistet. Also, nachdem man jedenfalls die Feststellung gemacht hat, dass man an diesem Ort am liebsten für immer arbeiten möchte, bringt man sein neues, altes lila Fahrrad nach Hause und zieht sich schnell ein sehr luftiges Joggingoutfit über. Jetzt geht’s los. Man läuft 5 Minuten und da eröffnet sich auch schon das Paradies. Es liegt einem direkt vor den Füßen. 4 Meilen weißer Sandstrand, die Sonne taucht alles in ein dem Augenblick sehr angemessenes Licht. Man überlegt, ob man statt zu Joggen nicht lieber Luftsprünge zu sollte oder ob man sich damit einfach nur lächerlich machen würde. Egal, das breite Grinsen in meinem Gesicht wird sowieso nicht weichen. Und da plötzlich war es. Ich hatte tatsächlich das Gefühl ich müsse heulen vor Glück. Es stand mir bis zum Hals. Ich hätte platzen können. Regenwald vor mir, Meer neben mir, auf der anderen Seite Palmen. Und in mir? Ausgeglichenheit! Dankbarkeit, genau im Hier und Jetzt zu sein. Und dann, um das Fass zum Bersten zu bringen, kommt auf meinem iPod das Lied „Heart of Life“ von John Mayer, der dir ins Ohr trällert “The heart of life is good!“ Oh yes. It is! Schließlich kommt man zurück zu der Palme, an der die Joggingschuhe zurückgelassen wurden, damit man barfuss durchs Wasser joggen kann. Sie sind weg. Irgendein Dieb stand auf meine pinken Pumaschuhe und meinte im zweitteuersten Städtchen Australiens seiner kriminellen Ader freien Lauf lassen zu müssen. Möge er sich seine Füße wund laufen in meinen Schuhen. Mein Glücksgefühl kann nichts trüben. No worries! Just shoes! Dieses Glücksgefühl ist sowieso besser als alles Materielle dieser Welt.
Ort der Woche: Der gerade nicht im Ansatz adäquat beschriebene Strand. Dieser ganze Ort hier ist einfach unglaublich. Sogar Bill Clinton kommt wohl des Öfteren hier vorbei, um sich hier mit oder ohne seiner Frau von oder mit ihr zu erholen.
Erfahrung der Woche: Es kann einen schon ein bisschen verrückt machen, wenn man keinen Job findet und einem die Zeit im Nacken sitzt. Erst habe ich einen Haufen Lebensläufe verteilt (die ich um Geld zu sparen besser schon in Deutschland ausgedruckt hätte). Dann musste ich Probearbeiten. Hier und da. Und dann, nach einer ängstlich depressiven Phase ging’s dann auf einmal rund: Plötzlich hatte ich 5 Jobs und konnte mir die Besten aussuchen. Was ich natürlich auch getan habe. Der erste Job ist in Café OTZ, das 10 Meter Luftlinie vom Traumstrand entfernt liegt. Der zweite Job ist im Hafen und hat eine Veranda direkt über dem Wasser. Abends gibt es Sunset Specials, wobei die Specials unentscheidend sind. An so einem Ort zählt nicht was man isst! Und das sage ich, die wie ebenfalls bereits oben erwähnt, viel Wert auf Essen und Schlafen legt. Schlafen werde ich die nächste Zeit nicht allzu viel. Eher arbeiten und einen HAUFEN Geld verdienen. Tagsüber verdiene ich 16,50 $ cash! Also keine Taxes! Abends gibt es 20 Dollar und angeblich (ich werde das nachprüfen) 300-400 Dollar die Woche Trinkgeld on top. Ich male mir mein Surfbrett, was ich mir kaufen möchte, in den schönsten Farben aus…Jetzt kann ich das ja, wo ich zwei Jobs habe die sich anfühlen wie Freunde treffen, weil einfach unglaublich nette Leute dort arbeiten! Das Warten und Suchen hat sich gelohnt.
Rest der Woche: Das Blatt hat sich gewendet! Ich bin top fit (abgesehen von den Momenten, wo ich von der hier vorherrschenden Wärme niedergeschlagen werde) und wie man back home sagen würde: Et lüppt! Ich sitze hier im Hostel um die Ecke unseres Appartements wo man abends abhängt wenn man sich nicht gerade im hauseigenen Whirlpool vom Joggen abkühlt. Ich kann es kaum erwarten ein kühles (fieses) Aussi Bier auf die letzte Woche zu trinken. Wahrscheinlich mit den Neuseeländern mit denen Birte und ich im Zoo waren. Birte ist meine neue Mitbewohnerin, eine der beiden deutschen Mädels, und der absolute Knüller. Sie ist Ich. Im Zoo konnte man nicht nur mit Koalas kuscheln sondern auch mit sehr gefräßigen Kängurus. Die machen für Essen alles. Was man von sich selbst kennt. Selbstredend wurden sie also ausreichend beschmust. Nur der Cassowary nicht. Der ist ein hier oben ansässiger, riesiger Vogel mit einer Haube auf dem Kopp und zwei riesigen Klauen, mit denen er einen von oben bis unten aufschlitzten kann. Zum Glück war da dieser Zaun. Mutig wie eh und je, fütterten Birte und ich ihn dennoch.
Jedenfalls sitze ich hier und das Bier ruft immer lauter. Ich bin regeneriert! Oh! Die Red Hot Chili Peppers … ich muss weg!
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