Beobachtung der Woche: Ich habe alle Kontinente dieser Erde besucht, außer der Antarktis. Nach all den Ländern die ich bereist habe, musste ich nun, nachdem ich 5 Jahre woanders war, feststellen, dass ich keinen anderen Teil der Welt so sehr liebe wie Lateinamerika. Auch wenn ich das erste Mal in México war, erinnerte mich hier alles an meine große Reise durch Süd- und Mittelamerika. Die bemalten Häuserwände, die von der Zeit gebleicht wurden. Die Menschen, die vor ihren Türen sitzen und die Welt beobachten. Die Musik im Radio. Mein geliebtes Spanisch. Als wir am ersten Tag mit der Fähre auf die kleine Insel Holbox übersetzten, wurde es mir bewusst – in dem Moment, als aus den Lautsprechern des Schiffs fröhliche Musica de Fiesta in altgewohntem Takt mit uns über das Meer tanzte. Köpfe wippten, Füße und Hände klopften, mein Herz hüpfte. Und auch am nächsten Abend, als es auf der Insel ein Fisch-Festival gab, bei dem den ganzen Tag über eine Live-Band spielte, wurde es mir so klar wie das mexikanische Corona Bier: diese Unbeschwertheit, dieses breite, zutiefst glückliche Lächeln, diese Art zu tanzen, das Leben zu Umarmen und das Jetzt mit jeder Bewegung zu genießen, das habe ich bisher nur in Lateinamerika erlebt. Egal ob klitzekleine Kinder oder stark übergewichtige Muttis, dieser verführerische Hüftschwung sieht einfach bei jedem gut aus. Dabei geht es hier nicht ums Gutaussehen. Es geht ums Zelebrieren. Sich selbst, den Nachbartänzer, la vida. Von Brasilien bis México, überall in Lateinamerika spielt die Musik die Musik. Ich glaube sie ist es, die die Menschen und das Leben hier so besonders macht. Man kann durchs Leben gehen. Oder tanzen, wie die Lateinamerikaner.
Investition der Woche: Von 90 Euro für eine Nacht in einem Mittelklasse Hotel auf Holbox bis hin zu 80 Cent für 5 Teilchen bei einem Bäcker in einem Dorf – México kann teuer und günstig. Aber so günstig wie Nicaragua oder Bolivien ist es hier, in Yucatan und Quintana Roo, nirgends mehr. Es gibt zu viele Touristen die bereit sind, alles zu zahlen. Sogar 400 € für ein Hotelzimmer. Klar, dass da die anderen Hotels auch ausprobieren wo die Schmerzgrenze liegt. Aber der erfahrende Reisende wird mit geübtem Blick auch für weniger Geld noch wunderschöne Unterkünfte finden. In denen der mexikanische Inhaber noch persönlich für seine Gäste zu Abend kocht. Oder im ältesten Hotel der Stadt, das so voller kolonialem Charme steckt, dass man sich in eine vergangene Zeit zurückversetzt fühlt. Es bleibt wie gehabt, die schönsten Erlebnisse sind mit Geld nicht zu bezahlen. Tanzende Kellner findet man nicht im Sternerestaurant, sondern in der Strandbude. Wobei das in Lateinamerika sogar anderes sein könnte…
Erfahrung der Woche: Wieder einer dieser Orte, der vom Tourismus gefressen wird. Holbox (gesprochen Hólbosch) war einst eine einsame, sandige Insel in der Karibik, unweit vom mexikanischen Festland. Dann stand sie als Geheimtipp im Lonely Planet und seit dem wachsen neben Palmen immer mehr Hotels aus dem puderfeinen Sand (immerhin nicht höher als zwei Stockwerke). Aber noch ist Holbox paradiesisch. Sandwege statt Straßen, größtenteils Golfcars statt Roller und Autos (wobei es mittlerweile auch einige knatternde Mopeds gibt), weiße Strände, türkises Wasser und (für Kiter) so gut wie jeden Tag Wind (im April) und Flachwasser. Ein schöner Ort, um eine Reise durch Nord-Ost México zu beginnen, um die Seele in der Hängematte baumeln zu lassen, frische Kokosnüsse zu schlürfen und in den Reisemodus umzuschalten. Die Einheimischen, mit denen ich über den Wandel ihrer Insel sprach, waren sich uneins. Ein jüngerer Kellner versicherte mir, dass nun die Generation zurück nach Holbox käme, die bis jetzt woanders studiert hat. Sie wüssten wie man die Insel authentisch, sauber und liebenswert behalte. Ein älterer Taxi Fahrer gab zu, er würde seine Heimat vermissen und kaum wiedererkennen. Mit den Touristen wären auch viele Drogen nach Holbox gekommen. Er sagte: „Mit allem Guten, kommt auch immer etwas Schlechtes“. Wahrscheinlich hat er Recht. So ist das auch mit dem Fortschritt. Alle begehren ihn, aber ein bisschen trauern wir dann doch den guten alten Zeiten hinterher. Liebes Holbox, ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft. Bleib’ so wie Du bist, wenn Du schon nicht bleiben konntest wie Du warst.
Viech der Woche: Der Walhai. Für alle die nicht dem Wind, sondern dem Wal hinterher reisen muss Holbox der ideale Ort sein, um diese Meeresgiganten zu sehen. Ich wusste schon bei der Reiseplanung, dass wir auf Holbox im April Wind, aber keine Wale finden würden. Und trotzdem fand ich Walhaie wo ich nur hinsah! Auf den Nummernschildern des Staates Quintana Roo (Holbox gehört nicht zu Yucatan), auf Straßenschildern, Straßenkarten, Postkarten, T-Shirts, in Form von Rucksäcken, Kuscheltieren und dem üblichen Touri-Tinnef. Als ich vor ziemlich genau 5 Jahren extra auf die kleine Insel Utila reiste, um den Walhai zu sehen, hatte ich Pech, obwohl es ihre Saison gewesen wäre. Dort wurde das größte Tier der Welt aber nicht so gefeiert und angepriesen wie auf Holbox. Ich als Werber falle also einfach mal gutgläubig auf die Kampagne der Holboxeños rein und behaupte: Um Walhaie zu sehen fährt man besser nach Holbox als nach Utila. Ich jedenfalls werde es wieder versuchen, in México, nicht in Honduras. Allein wegen der Sicherheit – meiner eigenen, nicht wegen der Wal-Sicht-Sicherheit.
Lest selbst warum: Tegucigalpa // Utila
Ort der Woche: Ich möchte euch hier von der Stadt Valladolid erzählen. Weil ich schon so viel von Holbox berichtet habe und, weil ich mich nicht entscheiden möchte, welchen Ort ich nun besser fand. Stadt gegen Strand ist ohnehin eine ungleiche Wahl, es kommt auf die Stimmung an, auf das, was man gerade sucht. Erst auf Holbox Erholung zu finden und dann in Valladolid eine wunderschöne mexikanische Stadt zu entdecken war jedenfalls die richtige Reihenfolge. Wir fuhren nach Valladolid, weil wir eine der Cenoten im Umland besichtigen wollten. (Cenoten sind Kalksteinhöhlen die mit Süßwasser gefüllt sind. In der Sprache der Maya bedeutet das „Heilige Quelle“, was auch heute noch sehr treffend erscheint.) Zwei Schweden hatten uns gesagt Valladolid sei hässlich (und sie haben ja sonst einen sehr guten Geschmack) also erwarteten wir nicht viel. Umso überraschter waren wir, als wir ein traumhaftes Städtchen mit bunten Häusern, tollen Cafés, Restaurants, geschmackvollen Läden und sehr freundlichen Einwohnern vorfanden. Wir residierten (dieses Wort ist nicht oldschool, sondern extrem passend) im „Méson de Marquéz“ einem unglaublichen kolonialen Gebäude mit einem filmreifen Innenhof. Ich tue dies nie aber: Wer nach Valladolid kommt, sollte in diesem fantastischen Hotel, direkt gegenüber von der großen Kathedrale am Hauptplatz (für 49€ die Nacht) wohnen. Und auch die benachbarten Cenoten Dzitnup und Samula waren lohnenswert und beeindruckend. Stell dir vor, du kletterst eine steile Treppe in eine Tropfsteinhöhle hinab. Die Luft wird feucht und kühler, das Tageslicht verschwindet und kleine Lampen weisen dir den Weg. Vor die eröffnet sich eine große Höhle, in deren Mitte ein See liegt in dem nur ein paar (zumindest zu Reisezeit April) Menschen schwimmen. Würde sich nicht bereits jemand in dem Wasser befinden, man würde niemals auf die Idee kommen hineinzuspringen. Du überwindest dein mulmiges Gefühl und tust es doch. Aber bevor der große Zeh das Wasser berührt, tritt auf einmal ein gleißender Strahl Sonnenlicht durch ein Loch in der Felsdecke und scheint auf die Mitte des Sees. Die schwarze Masse schimmert an der Stelle auf einmal in den tollsten Blautönen. Es ist magisch. Heilig, wie die Maya sagten. Das Wasser in den Cenoten ist unheimlich tief, in manchen gibt es ganze Tunnelsysteme. Auch wenn ich sogar den Advanced Tauchschein habe und schon nachts vor Honduras herumgetaucht bin, die Vorstellung in dieses dunkle Loch hinab zu tauchen ist mir einfach zu unheimlich. Damals, als ich noch mutig war, hätte ich es sicher ausprobiert. Heute siegt die Ehrfurcht. Ein Blick durch die Taucherbrille eines Mexikaners reichte mir. Sind es nicht diese tiefen dunklen Gewässer, in denen die seltsamsten Kreaturen herumschwimmen? Die mit den vielen Augen und den leuchtenden Gliedmaßen? In manchen dieser Cenoten wurde sogar Menschenopfer gefunden, also welche, die die Maya oben hineingeworfen haben. Nicht auszudenken man würde dort unten auf irgendwen treffen, meine Sauerstoff-Flasche wäre in Sekunden mit Schnappatmung geleert. Nein nein, ich widme mich lieber weiter dem Sport auf dem Wasser. Oder tauche da, wo nur massenhaft Wasser über meinem Kopf ist, nicht aber Felsen. Aber genug der Ausreden, das Cenoten Tauchen ist sicher spektakulär. Respekt vor allen sie sich trauen. Der Besuch einer Cenote darf bei einer Reise in Yucatán und Quintana Roo jedenfalls auf gar keinen Fall fehlen. Und einer in Valladolid eigentlich auch nicht.
Restaurants & Hotels:
Holbox:
Unterkünfte:
Die schöne Casa del Viento liegt zwar nicht direkt am Meer, sondern nur in zweiter Reihe, ist dafür aber auch günstiger als die luxuriöse Konkurrenz. Zumindest die in Nähe des Dorfes. Der Inhaber war der fürsorglichste Hotelbesitzer den ich je kennengelernt habe. Er war auf seine Art wunderbar schräg, immer hilfsbereit und ehrlich bemüht uns die bestmögliche Zeit zu bescheren.
Wer abseits des Dorfes wohnen möchte sollte mal einen Blick auf das Golden Paradies Hostel werfen. Es sah beim vorbei radeln ganz nett aus und liegt direkt am Wasser.
Wer Kitesurfen möchte und das passende Kleingeld hat kommt am allerbesten im Las Nubes unter, da dies direkt neben dem Kitestrand liegt. Wer nicht 200 € die Nacht zahlen möchte sondern um die 160€ kommt gut in den Villas Flamingos unter oder im Casa Las Tortugas.
Restaurants:
Im Rosa Mexicano kann man köstlich speisen und dabei zu Guacamole und Ceviche in Schaukeln wippen.
Im Le Jardin gibt es köstliche frische Croissants und andere französische Leckereien, im Cafecito lässt es sich ebenfalls hervorragend in den Tag starten.
Auf dem Marktplatz kann bei freundlichen Einheimischen Tacos, Sopas und Tortas mit gegrilltem Fleisch und Gemüse, Käse und Soßen belegen. Ebenfalls sehr lokal geht es im Sirenita her. Hier kocht eine mexikanische Familie landestypisches zu sehr günstigen Preisen. Auf den Marktplatz unbedingt auch mal „Marquesitas“ probieren. Krosse Waffeln die mit Käse gefüllt werden und zu einer langen Rolle geformt werden.
Den typischen lateinamerikanischen gegrillten Fisch mit Reis am Strand gibt es bei Raices zu Live-Music und tanzenden Kellner.
Für eine wundervolle Yogastunde kann man für 9€ zur Casa de las Tortugas gehen. In einem wunderschönen Ambiente verbiegt man sich besonders gut. Für 5€ geht man ins Hostel Tribu.
Valladolid:
Wie im alten México schläft es sich im Méson de Marquéz. Alles weitere habe ich oben beschrieben.
Leckere Landesspeisen gibt es im Restaurant des Hotels. Wer eine Abwechslung vom mexikanischen Essen braucht geht in die Casa Italia. Oder in die Yerbabuena de Sisal.
Auf der Calle 41A gibt es wunderschöne Läden zu unverschämten Preisen. Die schöne Boutique hinter dem Hotel Méson de Marquéz über dem “Artesanias Mexicanas” steht verkauft tolle Kleider und Taschen. Ebenfalls nicht ganz günstig. Aber die Kleider sind so toll geschnitten und aus so hochwertigen Materialen, dass man nicht widerstehen kann…
Auch ein Besuch auf dem Kunstmarkt neben dem Hotel lohnt sich.
Categories: México
Ein Traum, die Bilder! Sie sind wunderbar geeignet, um den Alltag zu vergessen und in eine fremde Welt einzutauchen! Die Reisebeschreibungen geben hilfreiche Tipps und Informationen, wenn man selbst eine Reise dorthin plant oder schicken einen zumindest für eine Weile auf eine Traumreise!
Danke Du liebste Mama der Welt. Ich hoffe, dass wir bald mal wieder gemeinsam die Welt erkunden.