Phu Quoc

Beobachtung der Woche: Dieses Mal sollst Du einmal selbst beobachten.

Die halbe Wahrheit von Phu Quoc.

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Die wahre Seite von Phu Quoc. Überall Baustellen. Und wachsender Tourismus.

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Erfahrung der Woche: Live miterleben wie eine tropische Insel in eine Resort-Landschaft aus Beton gegossen wird. Und dabei zusehen, wie genau das passiert, wovor der Fernreisende sich fürchtet, dem Verschwinden des ursprünglichen Landes, der Verwandlung zum modernen Einheitsbrei. Dem Verkauf der Seele an den schnöden Mammon. Gesehen und geschehen auf Phu Quoc, der größten Insel Vietnams, die geographisch so liegt, dass sie eigentlich zu Kambodscha gehören müsste (was die Nachbarn auch so empfinden). Phu Quoc sollte, laut Reiseführer und allerlei Einheimischer, denen wir unsere Reisepläne erzählten, ein wunderschönes Inselparadies sein, mit traumhaften Sandstränden, mit Palmen die sich vor dem türkisen Wasser verbeugen, mit Uhren, die langsamer laufen. Was wir stattdessen vorfanden lässt sich am besten als riesiger Sandkasten beschreiben. Es ist, als würde ein riesiges Kleinkind mit unzähligen Baggern auf der Insel Hotelburgen bauen spielen. Brutal fährt es über alles hinweg was sich im Weg befindet. Alles was am Wasser liegt hat er schon umgegraben. Und es ist keiner in Sicht, der ihm die Förmchen wegnimmt. Die Bagger des Rüpels haben in alle Wege dieses überdimensionalen Vergnügungsparks klaffende Verletzungen gerissen. Wie nässende Wunden glitzern sie in der Sonne und werden beim täglichen Nachmittagsschauer immer wieder aufs Neue mit eiternder Flüssigkeit benetzt. Hier wird die Fahrt mit dem Roller selbst zur Attraktion – Rodeo Reiten. Hält man außer Puste an, um seine Kräfte für die nächste Runde zu sammeln, hört man in den wenigen Bäumen des ehemaligen Waldes die Presslufthammer zwitschern. Ein LKW, mit Schotter auf dem Buckel, legt einen rötlichen Filter auf die Szenerie. Also näääächste Runde rückwäaaaarts. Unzählige bockige Kilometer im Rücken, endet diese Straße plötzlich im Nirgends. Auf holprigen Umwegen erreichen wir den schönsten Strand der Insel dann doch. Gleich hinter der schäbigen Strandbar liegt sie schon, die heimische Berühmtheit, Sao Beach. Diese Farben! Der Strand ist pink, blau, gelb, rot gesprenkelt. Die Farbe des Sandes lässt sich vor lauter Müll nicht erkennen. Es könnte mal ein strahlendes Weiß gewesen sein. Die Farbe des Wassers interessiert schon nicht mehr. Wir können es noch abwarten die anderen Strände zu sehen und schauen uns stattdessen lieber eine „Sehenswürdigkeit“ der Unwürdigkeit an.

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Ort der Woche: Coconut Prison an. Hier ist es zwar auch nicht gerade schön, aber man kann wenigstens etwas lernen. Dass das Übel dieser Inselwelt nicht viel geringer ist, als das Übel der weiten Welt zum Beispiel. In diesem Gefängnis wurden während des Kriegs die Kommunisten gefangen gehalten, gefoltert und ermordet. Ammis und Südvietnamesen machten hier gemeinsame Sache in Grausamkeit. Gleich am Eingang begrüßen einen die sogenannten „Tiger Cages“, Käfige aus Stacheldraht, in der Größe eines Sarges. Hier mussten die Gefangenen liegen, hocken, ausharren, bei Kälte und Hitze. Die 40 Grad die jetzt gerade herrschen lassen uns frösteln, bei der Vorstellung an diese Tortur. Dieses Beispiel soll genügen, um die Perversionen die hier getrieben wurden zu veranschaulichen. Was ich allerdings durchaus erwähnenswert finde, ist die Art und Weise der Berichterstattung, welche die kommunistische Regierung für diesen Ort gewählt hat. Die nicht gerade unparteiischen Schiedsrichters schreiben an einer Stelle zum Beispiel: „Phu Quoc Jail is a place that stores a lot of savage actions and crimes of American-Puppet Government. This is best reflected through many ways of torturing and killing prisoners. Apart from beating and shooting with impunity, they created lots of barbarous ways that could frighten common people when first hearing. However, our unyielding revolutionary militants never surrendered because of any extremely cruel way of torturing thanks to their great patriotic piety to their party, their people, and their beloved homeland.“ Auch wenn Phu Quoc bald aussehen wird wie ein konstruiertes Disneyland. Im Herzen ist es, zumindest heute, immer noch zutiefst kommunistisch.

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Viech der Woche: Leider fällt diese Kategorie an diesem Ort aus. Die Tiere haben sich verkrochen. Alles Lebendige was Mutter Natur uns zeigte waren Seetiere – und die waren so gut wie tot, weil sie auf dem Weg in den Kochtopf waren. Hier auf Phu Quoc, verhält sich der Mensch selbst wie ein Raubtier. Mehr kann ich hierzu leider nicht sagen.

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Investition der Woche: Um uns zumindest ein bisschen Idylle zu erkaufen, nahmen wir Geld in die Hand und warfen es in den Rachen eines Resort-Besitzers. Gezwungener Maßen taten wir das, was alle tun, die nach Phu Quoc kommen: am Hotelpool abhängen. Da es die letzte Woche unserer großen Reise war, gaben wir uns so gut es geht dem Leben reicher, langweiliger Urlauber hin. Wir brachen zwar, so oft es ging, aus dieser inszenierten Welt aus, aber Realität vor dem Gartenzaun war auch nicht besser. Durch das hübsche, saubere Hotel wurde uns die Zeit trotzdem schön. Auch, wenn wir uns ganz schön bemühen mussten, es schön zu finden.

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