Erfahrung der Woche: Ich war das erste Mal alleine essen. Natürlich habe ich schon mal alleine gegessen, aber ich bin noch nie alleine in ein Restaurant gegangen. Ich fand es so seltsam, dass ich mich die ganze Zeit mit einer verstaubten National Geografic ablenkte, die ich zum Glück in dem Restaurant fand, das sich in einem ähnlichen Zustand befand. Das Warten kann sich so noch gut vertrieben werden, doch ist das Mahl einmal aufgetischt, ist es fast eine Kunst, seine Aufmerksamkeit sowohl dem Gemischten-Salat als auch dem Buchstaben-Salat zu widmen. Habe ich sonst mit dem Alleinsein selten Probleme, hatte ich an dem Allein-Essen irgendwie doch zu knabbern. Essen ist eben etwas Geselliges, das man nur richtig genießen kann, wenn jemand bestätigt wie lecker oder fürchterlich etwas schmeckt. Kann man es nicht teilen, so ist es nur noch eine Pflicht die es zu erledigen gilt. Ich habe also versucht, das Essen statt mit Freunden mit einer Zeitschrift zu teilen. Und angeblich helfen einem Möhren ja besser lesen zu können. Die spanischen Texte des Reisemagazins konnte ich trotz zahlreicher Möhren jedenfalls trotzdem nicht besser verstehen als sonst. Mag daran liegen, dass sie mir den Blick auf die Buchstaben versperrten. Ins Restaurant geht man eben nicht allein. Ebenso wie man nicht allein ins Kino geht. Manche Dinge macht man eben aus Geselligkeit und wenn die Gesellschaft fehlt, fühlt man sich dabei komisch. Wahrscheinlich muss ich mich nur daran gewöhnen. Oder schleunigst meine Einhand-Tischmanieren verfeinern.
Ort der Woche: Der Mittelpunkt der Welt. Und es wäre ja zu schön gewesen, hätte ich mal ganz allein im Mittelpunkt gestanden. Die gelbe Linie, die den Verlauf der Äquatorlinie kennzeichnete, war ständig von Touristen belagert die seltsame Verrenkungen darauf veranstalteten, um außergewöhnliche Fotos darauf zu schießen. Zum Glück gibt es drei verschiedenen Messungen und somit 3 verschiedenen Linien. Eine, als Erstes von den Franzosen gemessen. Eine, einst von den Inkas mit Hilfe der Sterne gemessen. Und die Letzte, dann mit der modernen Hilfe von GPS. Die Fotos wurden auf der fälschlich bemessenen Linie der Froschfresser geschossen. Die wundersamen Nebenwirkungen, die der horizontale Erdmittelpunkt mit sich bringt, fanden aber auf der GPS Messung statt. Es ist nämlich tatsächlich so wie Gerüchte sagen, dass in südlicher und nördlicher Hemisphäre das Wasser in entgegengesetzte Richtungen abfließt. Und dass genau auf der Grenze zwischen den beiden Hemisphären gar kein Wirbel entsteht. Nach dieser ziemlich starken Beobachtung, mussten wir gleich darauf eine ziemlich schwache machen: Zuerst wurde unsere Kraft bei einer Art Armdrücken auf der nördlichen Seite der Erdkugel gemessen. Danach sollten wir uns genau auf den Äquator stellen und mit gleicher Kraft gegenhalten. Erstaunlicherweise war diese plötzlich aber deutlich geringer. Genau so unser Gleichgewichtsgefühl. Denn balancieren auf der Äquatorlinie mit geschlossenen Augen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit (und ich betone es war kein Alkohol im Spiel). Geringer ist an diesem scheinbar magischen Ort auch das Körpergewicht. Es sind zwar nur 2 Pound, schwer beeindruckt war ich trotzdem.
Beobachtung de Woche: Alleine reisen hat so seine Vorteile. Zusammen reisen auch. In nur einer Woche habe ich die Erfahrung gemacht wie es ist in einer Gruppe von 15 Leuten zu Reisen – und ganz alleine. Für ein paar Tage bin ich dem Rudel gefolgt und habe die Gemeinschaft genossen. Und, dass jemand anders sich um Hostels und Busse kümmert. Dann habe ich es genossen ganz alleine Ecuadors Hauptstadt zu erkunden und meine Weiterreise nach Kolumbien zu planen. Irgendwie macht man sich automatisch ein bisschen abhängig von den Plänen der anderen. Ist man alleine, erscheint es einem als hätte man mehr Möglichkeiten. Ich werde versuchen nun wirklich mal ein paar Tage alleine zu reisen, auch wenn ich festgestellt habe, dass dies meist ein wenig teurer ist. Kann man sich doch keine Taxen mehr teilen oder sogar in manchen Hostels alleine kein Zimmer finden. Reist man alleine nimmt man vieles besser wahr, beobachtet genauer, saugt Details in sich auf die sonst in einer Konversation mit der Begleitung untergegangen wären. Das Geld was ich sonst an geteilten Taxen gespart habe, spare ich mir jetzt eben wieder beim Couchsurfen. Ideal um tagsüber mein eigenes Ding zu machen, abends aber nicht alleine essen zu müssen.
Viech der Woche: Alpaka. Genau genommen nur die Wolle des Peruschafs, denn diese ist es die meine Familie so glücklich gemacht hat. Das aufwendig verschickte Päckchen hat doch tatsächlich seinen Weg nach Deutschland gefunden. Und das in nur 2 Wochen! Ich habe fast ein schlechtes Gewissen so einen schlechten Ruf über peruanische Beamte verbreitet zu haben. Die 136,60 Soles Transportkosten waren es jedenfalls allemal wert, denn die leuchtenden Augen meiner Familie auf dem pixeligen Skype-Bildschirm, als sie die Pullover, Socken und Mützen aus reiner Alpakawolle sahen, war nicht nur das Geld wert sondern auch die Erfahrung im Postamt. Ich bin sicher, nie hat ein Viech der Woche so viel Freude bereitet. Anderen zumindest. Mir hat der Affe auf dem Kopf im Dschungel Boliviens auch einen tierischen Spaß gemacht.
Investition der Woche: 3,50 US$ für den wohl seltsamsten Einkauf meines Lebens. Im Monasterio de Carmen Alto, einem alten Kloster in Mitten von Quitos Old Town, habe ich Rosenwasser und Gesichtscreme gekauft, die auf natürliche und traditionelle Art von den dort lebenden Nonnen hergestellt wird. Zwei gute Einkäufe wie sich später herausgestellt hat, vor allem auch die kleine Süßigkeit namens Limón. Eine Zitrone die mit einer Milchcreme gefüllt ist und die man mit Schale in einem Happs genießt. Besonders besonders war allerdings, dass ich, um an die Ware zu gelangen, an ein drehbares Türchen aus Holz klopfen musste. Nach einigen Sekunden und tapsigen Schritten auf der anderen Seite wurde meine Bestellung aufgenommen. Einige weitere Sekunden später, wurde mir das Erwünschte dann zugedreht. Das Geld fand seinen Weg auf selbige Weise nach innen zu der Nonne, die nicht gesehen werden wollte oder sollte. Klar, dass ich eigentlich nichts kaufen wollte, sondern nur diese sonderbare Art des Shoppings einmal ausprobieren wollte. Man muss sich eben nur etwas einfallen lassen und schon kaufen die Touristen. Zum Glück weiß ich ja, dass es sich hier nicht um Marketing, sondern um etwas Kulturelles handelt. Zumindest glaube ich das zu wissen. Himmlisch sind die Produkte dieser Nonnen jedenfalls allemal!
Rest der Woche: Mit unserer im Bus nach Ecuador gegründeten Reisegruppe ging es Anfang der Woche nach Quito, wo wir eine Nacht blieben und uns am nächsten Tag aufteilten. Ich folgte den Chilenen nach Montanita, um noch mal ein bisschen Sonne am Strand und Salzwasser beim Surfen aufzusaugen. Ich genoss 3 Tage als Henne im Korb mit 7 chilenischen Jungs, doch schließlich ging auch unsere gemeinsame Zeit vorbei. Für die Chilenos ging es zurück in die Heimat, für mich zurück nach Quito. Vom Wellensurfen unter glühender Sonne, ging es zum Couchsurfen unter kühlem Nieselregen. Morgen geht es dann endlich nach Kolumbien. Wohin genau, werde ich dann ganz spontan entscheiden.
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