Erfahrung der Woche: Ich habe das erste Mal einen Ort zu früh verlassen. Normalerweise hat man immer ein Gefühl dafür wann es Zeit ist weiter zu ziehen. Man ist neugierig auf neue Ort, kennt den letzten gut genug und ist bereit für das nächste Abenteuer. Als ich Huanchaco verlassen hatte, um weiter nördlich das touristischere und angeblich so schöne Máncora zu besuchen und zu besurfen, hatte ich das erste Mal das Gefühl ich hätte noch etwas bleiben sollen. Nicht nur dass ich nach 3 Tagen ziemlich viele Leute (meist Einheimische) kannte, ich mochte auch den entspannten Lifestyle des Ortes, meinen Lifestyle. Ich war völlig entspannt und lebte in den Tag hinein, der voll von Surfen, Sonne und netten Leuten war. Es ist eine schwere Entscheidung, ob man seinen Rucksack einmal vergisst und einen Ort zu einer Art Heimat werden lässt oder ob die Neugier und Sehnsucht nach neuen Abenteuern in einem zu groß ist. Hat man mehr davon, wenn man einen Ort mit seiner ganzen Seele kennenlernt und 2 Wochen bleibt oder wenn man jeden Tag völlig neu von etwas beeindruckt wird? Da ist diese Sorge man könnte etwas verpassen, wenn man nicht versucht möglichst viel zu sehen. Vielleicht verpasst man aber eben auch etwas, wenn man einem Ort zu schnell den Rucksack bepackten Rücken zukehrt. Jedenfalls sprachen alle immer von Máncora – und wahrscheinlich hatte es allein deshalb schon schlechte Karten von mir gemocht zu werden. Ich zog also weiter. Als Máncora sich dann aber als eine Art Mallorca-Städtchen entpuppte, hatte ich wenig Probleme diesen Ort nach einem Tag zu verlassen. Und zwar keinen Tag zu früh. Ich wurde mit 2 super netten Reisebegleiterinnen belohnt, mit denen ich jede Menge neue Abenteuer erleben sollte.
Ort der Woche: Weil dem Dschungel Ecuadors schon eine Extraausgabe gewidmet war, kann nun behauptet werden, dass nach 2 Tagen härtesten Kampfes mit Wasser und Ehrgeiz, das Surfbrett( auf dem ich am Ende doch noch stehen sollte) der Ort der Woche war. Nachdem ich am zweiten Tag beinahe das Brett an den Nagel gehangen hätte, wurde ich am dritten Tag für meine Bissigkeit belohnt. Plötzlich konnte ich bei jeder Welle stehen, das Gefühl genießen, wegen dem dieser Sport so viele Anhänger hat. Für alle die wissen wovon ich spreche: es waren keine kleinen Weißwasserwellen und riesige Styroporbretter im Spiel. Ich übte da war die Lokals ritten und hatte ein Brett das kaum größer war als ich. Ich war kurz davor ein Brett zu kaufen, ließ es dann aber (erstmal) bleiben, weil ich schon mit großem und kleinen Rucksack genug zu schleppen habe. Vielleicht, wenn ich dann noch Geld habe, kaufe ich eins in Zentralamerika um die hohen Mietkosten zu sparen. Es kommen jedenfalls noch einige gute Spots auf mich zu. Nun “muss” ich mich aber erstmal dem Tauchen widmen, denn nach Ecuador (wo ich nur durch das schönere Landesinnere reise), steht erstmal die Karibik in Kolumbien an. Sollte irgendjemand neidisch sein, es sei ihm versichert ich genieße in vollen Zügen. Auch ohne die anstrengenden Armzüge des Surfsports.
Beobachtung der Woche: Sag’ niemals nie. Diese Weisheit meiner lieben Oma Ilse, war von ihr stets positiv gemeint. Ich musste nun allerdings die Erfahrung machen, dass es durchaus auch andersherum funktioniert. Die Busfahrt von Huanchaco nach Máncora in Perú war die schlimmste Busfahrt die ich auf dieser Reise bisher erlebte (neben der Nachtfahrt durch Regen und Schlamm in Bolivien, auf der sich diverse Einheimischen für 8 Stunden stehend im Gang befanden). Der Bus war so klapprig, dass schon die Tür einen besorgniserweckenden Eindruck machte. Die Sitze waren so eng und schmal, dass ein normal- bis groß gewachsenes europäisches Mädchen unmöglich darauf Platz nehmen konnte, geschweige denn Platz zum Schlafen darauf finden würde. Daran war dann ohnehin nicht mehr zu denken, als der Busfahrer um halb 12 nachts freundlicherweise einen Actionfilm anmachte, der sogar die Geschmacklosigkeit eines Jacky Chan Filmes in den Schatten stellte (und wer hätte bitte schön gedacht, dass das möglich ist?). Das irre Gelächter des verfetteten Hauptdarstellers hielt mich wach, ebenso meine tauben Beine, so wie die Furcht ich würde von den verdächtig aussehenden Mitreisenden im Schlaf aufgefressen werden. Eindeutig die schlimmste Busfahrt überhaupt. Dachte ich. Denn dann fuhr ich von Máncora über die Grenze nach Ecuador und sollte eines Bessern, beziehungsweise Schlechteren belehrt werden: Nachdem ich mit 2 Australierinnen um halb 4 den Bus bestieg, ging es circa 2 Stunden bis zur Grenze zu Ecuador. Die Einreise brauchte eine gewisse Weile und so mussten wir schließlich zum nächsten Bus rennen, der uns an unser Umsteigeziel “Ambato” bringen sollte. Dass wir, beladen mit unseren riesigen Rucksäcken, in den Bus einsteigen sollten kam uns schon ein bisschen zu südamerikanisch vor. Als wir dann allerdings auch noch im Gang stehen mussten, konnten wir doch nicht glauben, dass wir so 9 Stunden verbringen sollten. Nach ein paar Diskussionen fanden 2 von uns doch noch einen Platz. Was wir nicht fanden waren die Bustickets für die Weiterreise im Equatorland. Was daran lag, dass wir nie welche bekommen hatten. Nachdem uns die Busfahrer fast am dunklen Straßenrand im Nirgendwo zwischen Bananenplantagen absetzen wollten, mischten sich ein paar chilenische Jungs ein, ebenso wie so ziemlich jeder andere Anwesende im Bus. Es wurde versichert, dass wir im gleichen Bus wie die Chilenen gekommen waren, sogar in der gleichen Agentur unsere Tickets gekauft (und bezahlt!) hatten. Es interessierte niemanden und so war die einzige Möglichkeit nochmals 8 US$ zu bezahlen, um nicht aus dem überfüllten Bus geworfen zu werden. Was hätten wir auch machen sollen? Hinzu kam, das wir natürlich keine Dollar hatten, sondern nur Soles. Die heldenhaften Chilenen bezahlten unsere Tickets und bereiteten uns einen halbwegs akzeptablen, dritten Sitzplatz im Gang. Neben der Tatsache, dass sich ein halber Zirkus um uns herum befand der mit Einrad, Hund und Vogel reiste, wurde natürlich auch der obligatorische Film nicht vergessen, der mit 100% Volumen vorgeführt werden musste. Als dann doch irgendwie Schlaf gefunden war, wurde der Bus von ein paar grimmig drein blickenden Polizisten angehalten, die Pässe sehen wollten und Rucksäcke durchwühlen wollten. Die Zirkusleute schmierten den Polizisten der wollte, dass der Kofferraum geöffnet wurde (der eigentlich für unsere großen Rucksäcke gedacht gewesen wäre). Dies bestätigte unseren Verdacht, dass sich der Rest des Zirkus, nämlich der tierische Teil, genau in diesem befand. Der ganze Alptraum nahm dennoch eine gute Wendung. Denn als wir aufwachten, hatten wir 11 chilenische neue Freunde mit denen wir im Hostel in Baños eincheckten und eine 4-tätige Tour in der Umgebung buchten. Es geht also immer doch noch ein bisschen schlimmer. Aber bis jetzt zum Glück immer mit Happy End.
Viech der Woche: Boa! Und damit ist sowohl das Tier, als auch der Ausdruck des Staunens gemeint. Denn ich hatte dieses 8 Kilo schwere Würgetier um meinen Hals baumeln. Zum Glück unter Aufsicht, denn sonst wäre aus dem Boa wohl schnell ein Aua geworden. So aber konnte ich mehr oder weniger in Ruhe (eher weniger, um ehrlich zu sein), ein neues Facebook Profilfoto schießen. Dieses sowohl beeindruckende als auch beängstigende Tier lebt nur 3 Stunden nördlich von dem Ort, an dem es sich um meinen Hals schlang. Und zwar ohne Aufsicht. Dort fände ich so ein Zusammentreffen wohl eher zum Kotzen, oder eben Würgen. Der Affe wurde übrigens nicht Viech der Woche, obwohl ich das Spielen mit ihnen in der Affen-Auffangstation Nahe des Dschungels sehr genoss. Er wurde disqualifiziert, weil ich zu angepisst von einem von ihnen war. Und das, meine ich leider im wahrsten Sinne des Wortes.
Investition der Woche: 85US$ (was unromantischer Weise die Währung Ecuadors ist) für eine 4 Tages Tour die folgendermaßen aufgebaut war. Erster Tag: Mountainbiking zu diversen Wasserfällen, danach Whitewater Rafting. Zweiter Tag: Besuch in einer Affen-Reha und dem ersten Tag im Dschungel. Inclusive einer 4-stündigen Nachtwanderung. Dritter Tag: 6 Stunden Wandern im Dschungel, Kanufahrt und dschungeltypisches Essen. Vierter Tag: Rockclimbing und Abseilen an bis zu 20 Meter steilen Wasserfällen. Danach ein Sprung von einer Brücke (den ich mir und meinem Magen aber mal gespart habe – und wer jetzt denkt ich sei ein Angsthase soll erstmal Fallschirm springen gehen und darf mich danach gerne so nennen). Vier anstrengende Tage voller Sachen, die ich das erste Mal im Leben gemacht habe. Es hat sich mal wieder jeder Cent gelohnt und ich hätte mit Zeit und Geld nichts besseres anzufangen gewusst.
Rest der Woche: Von Huanchaco bis Baños (was nebenbei bemerkt “Toiletten” auf Spanisch bedeutet) eine wahnsinnig intensive Woche, von der ich jeden Tag (denke ich) ausreichend beschrieben habe.
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