Rio de Janeiro // Ilha Grande

CaraVANe in Rio

Übersicht der Woche: 

Das Abenteuer meiner nächsten großen Reise begann dieses Mal schon am Flughafen. Denn, obwohl ich mich mehr als ausgiebig auf den Trip vorbereitet hatte, wartete dort nicht nur mein Flieger sondern auch eine böse Überraschung: KLM wollte mich nicht nach Brasilien fliegen lassen, da mein Rückflugticket nur belegte, dass ich in 7 Monaten aus Guatemala nach Deutschland fliegen würde, nicht aber, dass ich Brasilien innerhalb von 3 Monaten wieder verlassen würde. Da ich kein Visum hatte (und ja auch eigentlich nicht brauchte), blieb mir also nichts anderes übrig, als meinen Rückflug auf in 3 Monaten umzubuchen. 100 Euro. Und dann irgendwann eben noch mal 100 Euro, weil ich am 10. Januar ja noch nicht nach Hause kommen will. Guter Start. Immerhin fiel mir durch den ganzen Stress das Abschiednehmen nicht so schwer. Und ich wurde auf dem Flug nach Paris in die 1.Klasse upgegradet, weil das Flugzeug inzwischen voll war. Über diesen Fauxpas kann ich hier nun so ungeniert berichten, weil ich mittlerweile 3 weitere Leute getroffen habe, denen genau das Gleiche passiert ist. Die nächsten wirklichen Abenteuer dieser Woche waren dann aber zum Glück 3 erlebnissreiche Tage in Rio de Janeiro, 3 großartige Tage auf der Ilha Grande (wovon 1 Tag aus 7 Stunden wandern bestand) und 2 Tagen in Parati, einem alten Kolonialstädtchen südlich von Rio.

CopacabanaChristo mit Heiligenschein

Erfahrung der Woche: 

Eines meiner Ziele in Rio war, einen romantischen Sonnenuntergang mit Christo Redentor zu verbringen. Nachdem wir zuviel Zeit auf dem Zuckerhut und mit dem brasilianischen Essen verbracht hatten, kamen wir aber zu spät, um noch rechtzeitig ganz regulär mit der Bahn auf dem Gipfel anzukommen – solange es noch hell war. Da ich Christo aber auf keinen Fall versetzten wollte, so etwas tut man schließlich nicht (vor allem als Ausländer), mussten wir einen anderen Weg finden, um auf den Berg zu gelangen. Dieser Weg wurde uns dann auch recht aufdringlich von einem Schwarzen mit Silberohring präsentiert. Dieser war ungefähr so groß, dass man von seinem Rücken aus wahrscheinlich die beste Aussicht auf die Stadt gehabt hätte. Das bot er uns aber nicht an, sondern stattdessen einen Minivan, mit dem er uns noch vor Sonnenuntergang zu meinem Date bringen wollte. Meine Reisebegleitung hatte sich schon fast ein Ticket für die Bahn gekauft, die es definitiv erst zur Dunkelheit nach oben schaffen würde, als ich eine recht europäisch aussehende Frau sah, die ebenfalls Minivan-Touren anbot. Zu meiner Freude sprach sie Englisch und nannte mich nicht, wie der schwarze Koloss, die ganze Zeit Baby. Da auch zwei Brasilianer die etwas teuerer Variante des Minivans wählten, entschlossen wir die Dame als vertrauenswürdig einzustufen. Mit dem Vertrauen ist das aber so eine Sache in solch einer Stadt und da wir auch Favelas passieren mussten auf dem Weg nach oben, machte sich so etwas wie Angst in mir breit (ein mir völlig fremdes Gefühl, natürlich). Was, wenn das alles ein abgekartetes Spiel war? Angestrengt versuchte ich die portugiesische Unterhaltung zu verfolgen, die unsere Fahrerin mit den beiden Brasilianern führte. Was, wenn sie auch zu dem ganzen Komplott gehörten? Unterhielten sie sich nicht ein wenig zu vertraut? Und warum fragte Maria, so hieß die Dame, wo unser Hostel sei? Argwöhnisch musterte ich alles und jeden auf dem Weg nach oben. Als wir schließlich tatsächlich oben ankamen, sogar wie versprochen zeitig um den Sonnenuntergang zu sehen, ging es mir dann schlagartig besser, was wohl an dem Sonnenuntergang lag, den ich unter den schützenden Armen von Christo sah. So richtig kurios sollte es aber jetzt erst werden: Auf dem Weg nach unten sagte Maria sie würde uns mit nach Copacabana nehmen, was zwar auf unserem Weg lag, gleichzeitig aber auch nach Einbruch der Dunkelheit einer der Orte in Rio ist, den man angeblich meiden sollte. Um uns das teuer Taxi zu sparen, nahmen wir aber dankend an. Nachdem wir die beiden Brasilianer wieder am Ausgangspunkt abgesetzt hatten, fuhren wir also Richtung Copacabana. Plötzlich hieß es dann, sie wolle uns nicht am Bus, sondern an der Metro absetzten. Fünf Minuten später bot sie uns an, ihr Mann (der eine Lebertransplantation brauchte wie sie uns vorher erzählt hatte) könne uns auch zum Hostel fahren. Diesmal lehnten wir dankend ab. Die Sache wurde uns zu bunt. Alarmstufe-Rot wurde es, als ihr Mann dann mit einem, zwar recht wackelig aussehenden Mann (den ich mit links niedergestreckt hätte) aus einer Haustür kam und ins Auto steigen wollte. Ich schubste meine männliche Reisebegleitung fast panisch aus dem Auto. Maria, die aus irgendwelchen Gründen ausschließlich mit mir sprach, fragte mich, warum wir denn so plötzlich gehen wollten. Da Ausreden wie “Supermarkt”, oder “Toilette” nicht halfen, gestand ich schließlich, dass mir die ganze Sache einfach etwas zu komisch vorkam. Nun war sie aufrichtig enttäuscht und wollte wissen wie wir ihr denn bitte schön nicht vertrauen konnten, nachdem sie uns den ganzen Weg gefahren hatte. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es nur an der Stadt läge und an dem was man so hörte, aber davon wollte sie nichts hören. Fast ein bisschen böse, erklärte sie uns noch den Weg zu Metro und entließ uns dann in die dunklen Straßen von Copacabana. Als wir sicher zuhause ankamen, konnten wir dann auch endlich wieder durchatmen. Das ist wohl die Erfahrung die man macht, wenn man in einer gefährlichen Stadt reist: man traut niemandem. Egal wie gastfreundlich etwas auch gemeint ist (oder zumindest gemeint zu sein scheint). In Australien hätte man sogar das Angebot zu einem Abendessen in Marias Haus nicht abgeschlagen, in Rio hat man das Gefühl man wäre so gerade noch mal glimpflich davon gekommen. Ganz schön schade eigentlich.

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Ort der Woche: 

Der Zuckerhut in Rio. Ich habe allein in einer Woche so viele schöne Plätze gesehen, dass es mir schwer fällt nur einen auszuwählen. Santa Teresa, ein wunderschönes, typisch südamerikanisches Viertel in Rio, die Christus Statur (immerhin das 7.Weltwunder), die Ilha Grande, eine paradiesische Insel südlich von Rio, oder Paratí, ein Kolonialstädtchen wie aus dem Bilderbuch. Aber es ist eben doch der Zuckerhut, vor dem ich den eigenen ziehe. Nachdem wir gekonnt auf den ersten Hügel geklettert waren, anstatt die Seilbahn zu nehmen, blieb mir dann in der Gondel zum „Pao de Acuár“ tatsächlich kurz die Luft weg. Ipanema, Copacabana, Christo, die Favelas, das Meer: alles auf einen Blick. Dies ist nicht nur der schönste Ort dieser Woche, sondern definitiv einer der 3 besten in meinem Leben (neben den Whitsunday Islands in Australien und den Emerald Lakes in Neuseeland).

Christo & die FavelasUnter Palmen

Beobachtung der Woche:

Reisen ist wie Fahrradfahren. Man verlernt es nicht. Ich hatte vielleicht nicht mehr im Detail vor Augen wie sehr ich es liebe, aber schon im Flieger war mir klar, warum ich es das letzte Mal so gemocht habe. Neben mir saß ein älterer Portugiese, mit dem ich kein Wort wechseln konnte. Aber auch ohne Worte verstanden wir uns gut, und so steckte er mir am Ende des Fluges seine Visitenkarte zu falls ich in Rio in Schwierigkeiten käme. Am Kofferband lernte ich auch schon den nächsten freundlichen Reisenden kennen mit dem ebenfalls die Adressen getauscht wurden. Und so kam es, dass ich noch bevor ich den Flughafen verließ oder meine eigentliche Reisebegleitung in Empfang nahm, zwei weitere, nette Reisende getroffen hatte. Das was ich am Reisen mag sind eben nicht nur die Landschaften die man sieht sondern auch die Leute die man trifft.

Pinselohr-Affen

Viech der Woche:

Mein erster Affe in freier Natur. Eigentlich waren es insgesamt sogar circa 10 Affen die ich in der letzten Woche sah. 8 davon auf der Wanderung zum Zuckerhut, 2 auf der Ilha Grande. Ich habe keine Ahnung was für Affen das waren, aber sie sind so groß wie Eichhörnchen, haben ein Gesicht wie ein alter Mann und benehmen sich als seien sie auf Crack. Sachdienliche Hinweise zu Aufklärung der Rasse sind herzlich willkommen.

Fahrbarer Nachtisch

Investition der Woche: 

Diese ganze Woche ist eine einzige, teure Investition. Brasilien sprengt gerade mein Reisebudget. Vom Essen, über Hostels und Eintrittsgeldern ist einfach alles ziemlich teuer hier und man überlegt sich jeden Kauf doppelt und dreifach. Geführte Touren leisten wir uns nicht, sondern machen alles auf eigene Faust ­– wodurch man Erfahrungen sammelt, die andere “verpassen”. Man spart sich zum Beispiel das Boot, um die Ilha Grande zu erkunden und läuft über die Insel, was einem 30 Reais spart (15 Euro), aber einem eine 7 Stunden Wanderung und einen unfassbaren Muskelkater beschert. Im Sparen bin ich gut, ich freue mich trotzdem schon darauf, wenn es nicht gerade Essen oder Transportmittel sind, an denen ich sparen muss. Zum Glück versprechen mir alle Backpacker die man trifft, dass es ab jetzt, und schon ab Argentinien, deutlich günstiger wird. Schwarze Bohnen und Hühnchen hab ich jedenfalls jetzt schon satt. Na ja, immerhin bin ich das am Ende des Tages wenigstens auch.

Sinnieren auf der Ilha Grande

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