Viech der Woche: Es ist endlich soweit. Das Viech der Woche ist das Symboltier Australiens. Das Känguru. Wir campten wild auf Magnetic Island, an einem wunderschönen einsamen Strand (der natürlich von einem “Watch out! Crocodiles!”-Schild geziert wurde) und hatten gerade unser BBQ beendet, da hüpfte ein kleines Wallaby recht in einem weiten Bogen an uns heran. Es setzte sich schnell gegen einen fauchenden, entengroßen Vogel durch, der etwas angeberisch gegen das Wallaby antreten wollte. Mucksmäuschenstill verfolgten wir dieses Spektakel aus circa einem Meter Entfernung. Mit dem Sieg gegen den Vogel und dem unserer Essensreste, verdiente sich das Känguru also endlich den Titel des „Viech der Woche“.
Investition der Woche: Die Fährüberfahrt nach Magnetic Island. Aber wie man aus dem Viech der Woche schließen kann, hat es sich durchaus gelohnt. Belohnt wurden wir außerdem auf einem zweistündigen Walk über die Insel. Um zu einem verlassenen Militärstützpunkt ca. 10.000 Meilen über dem Meeresspiegel zu gelangen, stapften wir einen mit Eukalyptus bewachsenen, aber dennoch schattenlosen Weg immer höher. Die Belohung waren zwei Koalas die (wer aufgepasst hat kann es sich denken) in den Baumkronen pennten. An zweiter Stelle kann diese Woche auch diese Investition nicht unerwähnt bleiben: Täglich 20$ für Sprit, welches unsere liebster Campervan “Sir Rocket” regelrecht verschlingt. Der Appetit ist vielleicht durch die 1858km zu rechtfertigen die wir nun schon von Port Douglas südlich die Küste herunter gefahren sind. Auf dieser Strecke zählten wir übrigens 16 Kängurus. Die allerdings nicht mehr ganz so keck drauf waren wie unser Viech der Woche. Sie hatten sich statt mit einem dicken Vogel mit einem Auto angelegt.
Beobachtung der Woche: Die Australier stehen total auf Auszeichnungen. Anders kann ich mir die Feststellung, dass fast jede Stadt irgendeine (die Betonung liegt auf irgendeine) Auszeichnung hat, nicht erklären. Crystal Creek ist schmückt sich mit dem Titel „Die sauberste Stadt Australiens“. Gut, bei einer Durchfahrtszeit von ca. 25 Sekunden, ist das vielleicht auch kein Kunststück, weil einfach auch nicht viel Platz für Umweltverschmutzer und deren Müll ist. Babinda ist jedenfalls ist „Die niederschlagstärkste Stadt Australiens“ und hat einen kleinen roten Gummistiefel im Fenster des klitzekleinen Rathauses stehen. Damit anzugeben ist ja schon unverständlich genug, liest man jedoch im Lonely Planet (der durchaus sehr, sehr überholt ist, was Preise etc angeht – aber ich will nicht schon wieder über diesen überschätzten Reiseleiter herziehen), erfährt man, dass in Wirklichkeit die Stadt Tully diesen einmaligen Titel besitzt. Die Tullyaner waren jedoch gleich so stolz auf diese zweifelhafte Reputation, dass sie sich einen 7,9 Meter hohen, roten Gummistiefel an den Ortseingang stellten. Dieser erinnert sie dann täglich (an schlechten Tagen gleich mehrmals) an den schmerzlichen Verlust ihrer heißgeliebten Auszeichnung an das 3 Seelendorf Babinda. Na ja, es wird schon einen Grund haben, dass die Aussis sich die Mühe machen an fast jeden Ortseingang ein riesiges Plakat zu stellen, das für den saubersten, freundlichsten, kleinsten oder eben nassesten Ort Australiens wirbt. Vielleicht sollen die vielen Touris auf ihrer Durchreise denken, sie hätten so eine Art Stecknadel im Heuhaufen Australien gefunden und müssten unbedingt anhalten.
Ort der Woche: Der Whitehaven Beach bei den Whitsunday Islands. Auf dem ehemaligen Rennsegelboot „Broomstick“ machten wir einen Ausflug zu den Whitsunday Islands, einer wunderschönen Inselgruppe inmitten des Great Barrier Reefs. Schon die Anreise war unwahrscheinlich schön. Wie soll es auch anders sein, wenn man mit 20 sehr netten Leuten aus aller Welt (na gut, Europa,viel Deutschland und London) durch eines von 7 Naturweltwundern segelt? (Man kann das Reef übrigens vom Mond aus sehen. Ich schreibe das jetzt nur so zusammenhangslos, um auch mal mit meinem immensen Wissen zu prahlen). Es war herrlich. Die Sonne stand einem im Gesicht und das Wasser unter einem war so türkis, als sei es aus einer riesigen Farbtube ins Meer gekleckst worden. Es ging uns so richtig prächtig in diesem Paradies. Selbst in der Dunkelheit, nur beschützt von dem nächtlichen Sternenhimmel. Ja, sogar der billige Chardonnay in der Hand schmeckte wie ein richtig teures Tröpfchen. Alles war schon fantastisch und dann wurden wir am nächsten Tag auch noch auf einer hübschen grünen Insel ausgesetzt. Klar, dass wir auf dem Weg dorthin mit unserem kleinen Motorboot neben ein paar Riesenschildkröten vorbei fuhren. An Land angekommen ging es einen sandigen, grünen Buschpfad entlang und auf einmal tat sich vor einem eine so atemberaubend schöne Landschaft auf, dass ich mir unwillkürlich vorstellte: Wäre wir keine Touristengruppe sondern Captain Cook, müsste ich nun stark annehmen, ich hätte zum Frühstück eine Frucht mit berauschender Wirkung zu mir genommen. Dieser Anblick der sich mir bot, konnte einfach nicht real sein. Überall weißer Sand und Wasser in den schönsten Blautönen. Ich kann hier ohne Übertreibung behaupten: das war nicht nur der Ort der Woche, sondern der Ort meines Lebens.
Erfahrung der Woche: Ich liebe das Backpacker Dasein. Ja auf einmal – ich habe mich umentschieden. Eigentlich kann ich es ja auch jetzt erst richtig sagen, nachdem ich nun schon 9 Tage immer an einem anderen schönen Strand aufgewacht bin. Man geht dann erstmal ein Ründchen im Pyjama am Strand spazieren, nimmt sein Frühstück, wie jede andere Mahlzeit auch, unter freiem, wolkenlosen Himmel ein und beginnt einen neuen spannenden Tag. Tja, ich habe das Gefühl, ich kann hier nicht in weniger als 2 Monaten schon wieder weg. Es gibt noch so viel zu sehen. Mein schlechtes Gewissen ist groß, schließlich muss ich den Job, auf den ich mich so freue und der mir so wichtig ist dafür ordentlich aufs Spiel setzen. Aber wie ich aus meiner nicht vorhandenen Zockerkarriere weiß, gewinnt ja nie der, der nicht auch wagt. Es ist fast eine Qual sich jeden Tag damit auseinander zu setzten wie man sich da entscheiden soll. Das Jetzt genießen oder für das Morgen schuften? Ich werde mich noch ein paar Tage weiter damit befassen. Im nächsten Eintrag gibt es dann die spannende Auflösung ob es nur noch 5 solcher Eintrage geben wird oder doch noch ein paar mehr.
Rest der Woche: Leider schließt in 5 Minuten das Internetcafé und der kleine Reichtum von 5 $ für diesen Eintrag (ihr seid es ja wert) ist schon wieder dahin. Von Port Douglas ging es jedenfalls auf eine unglaublich lustige Tagestour in die Atherton Tablelands, das Hinterland von Cairns. Regenwald, Wasserfälle und Schnabeltiere standen auf dem Programm. Dann ging es nach Townsville, von dort nach Magnetic Island. Danach nach Airlie Beach, dem bislang schönsten Städtchen hier. Von dort zu den Whitsundays, dann über Agnes Water nach Hervey Bay, wo ich jetzt bin. Ich versuche diesen letzten Teil morgen zu vervollständigen. Ich will nicht fluchen, aber wirklich, SCHEISS Öffnungszeiten.
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