Viech der Woche: Ich habe die ersten Kakerlake gesichtet. Und ich berichte mit stolz geschwellter Brust, dass ich weder lauthals schreiend, noch hysterisch gestikulierend das Weite gesucht habe, sondern die Toilette auf der ich die Beiden antraf tatsächlich noch benutzte. Gestern ist es passiert, es hat geregnet (ja hier regnet es auch, aber nur aus Kübeln) und ich schlussfolgere mal, dass sie eher wegen des Regens, als wegen des Wasserlassens da waren. Oder aber, weil sie Kakerlaken sind und deshalb eher eine Toilette als paradiesischen Ort empfinden, als beispielsweise den wenige Meter entfernten weißen Sandstrand.
Investition der Woche: „Investition in spe“ muss ich es diesmal wohl nennen. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich es sonst unauffällig so lustig formulieren könnte, dass keiner die Wiederholung der letzten Woche bemerkt. Ich muss jedenfalls in neue Turnschuhe investieren. Für den aufmerksamen Leser muss nicht erwähnt werden, wie mir meine alten, sehr bequemen, außerordentlich schönen Turnschuhe einer nicht gerade unangesehenen Marke, in einer außerdem sehr angesagten Farbe, auf recht unschöne Weise abhanden gekommen sind. Jedenfalls steht jetzt fest: Ich brauche Neue. Das Joggingproblem kann ich ja noch lösen indem ich einfach ausschließlich im Bikini und eben ohne Fußkleid ausgerüstet (oder unausgerüstet) auf meinem Fahrrad zum Strand flitze und da erst anfange zu joggen. Gut, ich gebe zu, flitzen wäre ein meinem Tempo nicht angemessener Ausdruck (zumal ich ja auch nicht ganz nackt bin), da mich die Hitze hier so unglaublich träge macht. Sie nistet sich regelrecht in mir ein. Ich glaube sie ist unglaublich dick, denn es fühlt sich an, als müsste ich seit sie da ist, das Doppelte meines Körpergewichtes mit mir herumschleppen. Lobend erwähnen will ich hier aber kurz, dass ich mich trotz ihrer Anwesenheit noch bewege. Ich überwinde also nicht meinen inneren Schweinehund, sondern meinen inneren Hitzehund. Oder Hitzekakadu. Oder vielleicht auch Krokodil. Aber die nisten eher andere in ihrem Magen ein, als sich selbst woanders. Diese Woche wurde jedenfalls ein Angler circa einen Kilometer von hier, von einem 6 Meter Krokodil verspeist (ob genüsslich oder nicht wurde aufgrund fehlender Zeugen nicht dokumentiert). Aber das nur am Rande, kommen wir lieber wieder zu meinen Turnschuhen: Die brauche ich für die Wanderpfade in den Regenwald, zu Aussichtspunkten etc. die ich ab dem 13. Oktober endlich abmarschieren werde. Und gutes Schuhwerk ist da wichtig, damit ich und mein Hitzehund dort schnell hinlaufen können. Ob vor Krokodilen oder Kakerlaken weglaufen.
Beobachtung der Woche: Feierwütige Backpacker sind ein Volk für sich. Der, der das schon wusste möge entschuldigen und einfach an dieser Stelle aufhören zu lesen, aber mir wurde das jetzt erst richtig bewusst. Beschreiben wir den partysüchtigen Rückenbepackten einmal so: Er ist sehr, sehr faul. Er kann eine außergewöhnlich lange Zeit an einem Ort verbringen (hiermit meine ich keine Städte, keine kulturelle Einrichtung oder ähnliches, sondern durchaus Pampa oder Käffer) ohne eine sinnvolle Tätigkeit zu verrichten. Zukunftspläne überschreiten seinen Horizont, denn er denkt nur an sein nächstes alkoholisches Getränk. Wenn er weiter denkt, dann an sein Bett und mit wem er es am Abend teilen will (wobei er sich auch da ungern festlegt oder gar wiederholt). Er weiß auch noch nicht, ob er in einem Jahr nach Hause fährt oder in zwei oder überhaupt. Sein Tagesablauf sieht folgendermaßen aus (schätze ich, denn ich bin mit anderen Sachen beschäftigt als Backpacker noch genauer zu studieren als bereits geschehen): Extrem verkatert schält er sich aus dem Bett. Die Bekanntschaft ist wohl schon vor Stunden gegangen. Die Sonne scheint jedenfalls schon unerträglich heiß in das Zimmer, Zelt oder auf den Fußboden der Bar. Lieber mal in die Hängematte umsiedeln, denkt er sich, und bewegt sich die ersten 3 Meter (von 10) am Tag. Auf dem Weg greift er nach einer Flasche Diet Coke (man lebt ja gesund, also Fatfree und Sugarfree) und lässt sich (stöhnend) in die nächstbeste Hängematte fallen. Von dem Schaukeln wird ihm kurz schwindelig, dann geht es wieder und die nächsten 6 Stunden vergehen wie im Flug. Nun ist es langsam Zeit für den ersten Drink. Lieber gleich eine „Jägerbomb“ denkt er sich (das Schnapsglas gefüllt mit Jägermeister schlägt weniger bombenartig in das mit Redbull gefüllt Glas, als das Gesamtgemisch in den Kopf des Trinkers). Es gesellen sich immer mehr Gleichgesinnte dazu (in circa diesem Stadium dann auch meine Wenigkeit) und das Ganze geht von vorne los. Ein Drink nach dem anderen, wenig sinnvolle Geschichten, innige Umarmungen mit Leuten die man nicht kennt. Hat man das drei Mal voll (Achtung zweideutig) mitgemacht, reicht es dann auch und man (also ich) hat irgendwie das Bedürfnis mit jemandem eine gute Unterhaltung zu führen. Stephen Hawkins oder so wäre jetzt gut.
Ort der Woche: Das Café OTZ. Der Ort wo ich täglich arbeite. Mal 13,5 Stunden, mal nur 5,5. Am besten ist dort immer wenn die beiden Chefinnen nicht da sind und ich mit Tom und/oder James alleine da bin. Was dann abgeht, vermag ich kaum in Worte zu fassen. Wir ergötzen uns regelrecht an den Leckerein die es dort für andere teuer zu erstehen gibt. Gestern fand das Ganze seinen Höhepunkt. James, Tom und ich (Engländer und Waliser) warteten noch den Augenblick ab, wo der Motor des Chefinnengefährtes ansprang, dann hatten wir auch schon alle den Kühlraum betreten. Erstmal ein herrliches Baguette belegen. Cranberry, Turkey, Crispy Bacon, Rucola und Avocado auf Früchtebrot. Ein guter Start. Dann ein Eis aus der Kühltruhe zum Nachtisch und einen Caramel Slice zum nach dem Nachtisch (süß ist kein Ausdruck für diese Delikatesse.) Dann noch einen Wild Berries Smoothie mit Joghurt. Hier und da noch ein paar Cookies und man hat neben dem Geld verdienen auch mal kurz sein Abendessen verspeist. Also fragt nicht, warum meine Investitionen sich meist auf die Miete beschränken. Und fragt auch nicht, ob das Ganze wohl so ganz legal ist…
Erfahrung der Woche: Ich bin kein waschechter Backpacker, so viel steht fest. Mir gehen mittlerweile diese Gespräche auf den Keks. Immer Saufen kann und will ich auch nicht (dreimal die Woche reicht wirklich) außerdem will ich hier weg. Klar, Port Douglas ist das Paradies und der Strand der Hammer, aber jeden Abend das Gleiche (auch wenn man den ganzen Tag gearbeitet hat) macht einen müder als alles. Jeden Abend die gleichen Leute, noch dazu nur Deutsche (80%). Ich will reisen, interessante Dinge sehen, jeden Tag voll auskosten und genießen, intelligenten Leuten zuhören und einfach so viel es geht mitnehmen. Damit unterscheide ich mich in jedem Punkt von circa 95% der Leute die hier rumhängen, die sagen, sie könnten ihr ganzes Jahr ausschließlich hier verbringen. Noch 10 Tage, dann geht’s los. Ich werde mich bis dahin weiterhin darin versuchen, die Spezies der Backpacker zu ergründen. Und für gute Gespräche rufe ich einfach in Deutschland an. Ich habe mir eine Telefonkarte gekauft, mit der ich für 0,001 Cent die Minute dorthin telefonieren kann! Also schickt mir bitte eine SMS mit der Festnetznummer und der Zeit in der ich euch erreichen kann an 00610406581619 und ich rufe euch an. Stephen Hawkins ist wahrscheinlich eh zu beschäftigt und bestimmt gar nicht so interessant wie er immer tut.
Rest der Woche: Die Zeit verfliegt einfach wie im Fluge. Schon wieder ist eine Woche um und ich schreibe einen Eintrag in den Blog. Fast schon beängstigend. Vielleicht vergeht die Zeit hier unten ja schneller? Hat der Tag hier überhaupt 24 Stunden? Ich muss das dringend herausfinden. Ab nächster Woche wird’s jedenfalls spannender, da geht das wirkliche Reisen endlich los! Vielleicht hab ich bis dahin auch mal herausgefunden, wie ich hier Fotos hochladen kann. Aber macht euch nicht zu große Hoffnungen, das ist unwahrscheinlich bei meinem technischen Talent.
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