Erfahrungen Lappland im Winter: Nordlichter sehen. Eine finnische Sauna besuchen. Langlauf ausprobieren. Und zwar in der Reihenfolge. Ein Blogeintrag ohne diese drei Themen wäre wohl unvollständig. Also der Reihe nach:
Die Nordlichter waren das beeindruckendste Naturschauspiel, das ich je auf meinen Reisen erleben durfte. Und weil ich das vorher schon ahnte, setzten wir auch alle Hebel in Bewegung, um die gespenstischen Lichter zu erwischen: Es war an einem herrlich sonnigen Tag in Ruka. Die Piste rief, der Schnee funkelte. Da machte ich den „Fehler“ und schaute, wie das Wetter in den nächsten Tagen so werden würde. Bewölkt. Mir wurde ganz anders, denn morgen wollten wir doch die Grenze zu Lappland überqueren. Und laut visitfinland.com kann man die Lichter doch dort jede zweite Nacht sehen. Jede zweite KLARE Nacht. Dem bedeutenderen Adjektiv hatte ich zu wenig Beachtung geschenkt. Was nun? Laut Vorhersage würde es sich am nächsten Morgen erst gegen 6 in der Früh zuziehen. Das hieße ja, dass diese kommende Nacht noch sternenklar sein würde! Sollten wir es riskieren? Den ganzen letzten Sonnentag im Auto nach Lappland preschen? Um abends eine Chance auf Nordlichter zu haben? Die nächsten 5 Nächte würden bedeckt sein… Also gut, schnell noch 3 Stunden auf die Piste und dann 5,5 Stunden Auto fahren. Ich habe mich so in die Materie Aurora Borealis eingearbeitet, dass ich eine „Anleitung zur Nordlichterjagd“ für Dich schreiben konnte – damit Du sie auch findest. Deshalb erzähle ich hier nicht davon wie wir sie gefunden haben, sondern wie wir sie fanden: umwerfend. Und hier findest Du die 10 besten Tipps für eine erfolgreiche Jagd auf Nordlichter.
Zuerst hatte ich Gänsehaut (was ausnahmsweise nichts mit der Kälte zu tun hatte) und dann Tränen in den Augen. Als der gelb-grüne Streifen, der sich quer über den Himmel gezogen hatte, schwächer wurde, parkten wir unser Womo in einem Wald, wo wir übernachten wollten. Doch da sollte das Spektakel erst richtig losgehen. Über uns formierte sich ein roter Heiligenschein. Außen tropfte wabernd Licht herunter. Mir stockte der Atem. Sah ich das wirklich? Später las ich, was ich in dem Moment dachte: wenn die Lichter sich als „Korona“ zeigen, findet das Phänomen direkt über dem Betrachter statt (ich bekomme schon wieder Gänsehaut). Obwohl sie über 100 Kilometer weg sind, waren sie zum Greifen nah. Ich spürte keine Kälte und hüpfte aufgeregt wie ein Reh hin und her, um die Nordlichter vor und über mir möglichst genau zu betrachten. Aufzusaugen. Zu konservieren (weshalb es von der Korona auch keine Bilder gibt). Und ich hörte nicht auf, bis das letzte Licht erloschen war.
Ein Besuch in einer finnischen Sauna ist das geselligste Erlebnis, das sich ein Reisender wünschen kann. Bei allen drei Saunabesuchen hatte ich wundervolle Gespräche mit Einheimischen. Hier wird nämlich beim Geschwitzte geplaudert. Du magst Dich jetzt fragen, wie man gesellig wird, wenn man splitterfasernackt ist? In Finnland sind die Saunen nach Geschlechtern getrennt. Bei gemeinschaftlichen Saunagängen habe ich keinen einzigen komplett Nackten gesehen. Was ich sehr angenehm fand. Es gibt nämlich Dinge, die selbst abgebrühte Abenteurer wie ich nicht sehen wollen. Zwei Besonderheiten des finnischen Saunierens sind die Kiefernnadel-Büsche, mit denen man sich zur besseren Durchblutung auf die Haut schlägt. Sowie die regelmäßigen Aufgüsse (Löly genannt). Will man Wasser auf den Ofen gießen, fragt man vorher alle anderen Anwesenden. Sehr demokratisch und sympathisch dieses Saunieren. Als Womo Camper kann man übrigens einfach in Hotels fragen, ob man ihre Sauna nutzen darf, meist zahlt man dafür dann um die 5-10€. Kein Argument gegen eine Womo-Tour also! Vor allem weil es auch unzählige öffentliche Saunen gibt. Keine Panik also, eine passende Sauna wirst Du schon finden, denn in diesem Land kommt auf jeden zweiten Finnen eine Sauna…
Hier drei besondere Saunen:
Rajaportti Sauna in Tampere – die älteste öffentliche Sauna Finnlands die noch in Betrieb ist.
Löly Sauna in Helsinki– ganz neue, super schicke Saune in Helsinki. Eisbad im See möglich!
Sauna Gondel in Ylläs – ja ganz richtig, hier kann man in einer Sauna Kabine saunieren!
Nun zum Langlauf. Überall in Finnland sieht man Menschen auf Loipen, Seen oder sogar Gehwegen mit ihren langen schmalen Skiern. Also liehen wir uns in Ylläs für 30€ für 3 Stunden eben auch solche Latten aus. Wie schwer konnte das schon sein? Langlauf ist schließlich was für Opis, die für Alpin zu alt sind. Von wegen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich im finnischen Winter (außer in einer Sauna) mal schwitzen würde. Beim Langlauf schaffte ich es nach 10 Minuten. Es mag daran gelegen haben, dass uns keiner die Technik erklärte. Und das Abgucken und Nachmachen irgendwie nicht so einfach war. Obwohl wir die blaue Strecke (leicht) wählten, schafften wir es beide uns auf die Nase zu legen. Immerhin war die Blockhütte auf der Hälfte der Strecke ein Traum. Mit einem großen, offenen Feuer in der Mitte, auf der eine Finnin dicke Würste grillte. Was mir gar nicht Wurscht ist, ist meine Performance auf den Langlaufskiern. Da muss ich dran arbeiten. Und zwar bevor ich eine Omi bin, die für Alpin zu alt ist.
Beobachtungen Lappland im Winter: (Alpin-)Skifahren oder Snowboarden in Finnland ist etwas für Familien oder Funpark-Rider. Man darf sich nichts vormachen: wer gut und gerne die Piste unsicher macht, findet hier eher das kurze Vergnügen. Denn man muss wissen: die Berge hier sind nur zwischen 500 und 700 Meter hoch (kein Scherz), von allen Seiten mit Liften bebaut und die Pisten sind ziemlich kurz. Schon als durchschnittlicher Fahrer ist man mehr mit Liften als mit Fahren beschäftigt. Wir haben uns deshalb Tagespässe gekauft (circa 45€ pro Tag) und sind in 3 verschiedenen Gebieten gefahren. Dann geht es. Und vor allem in Ruka konnte man herrlich abseits der Piste durch die Tannenwäldchen fahren. Und in allen 3 Orten gab es fantastische Funparks! Ich möchte fast behaupten, ich habe überhaupt noch nie so hervorragende Funparks gesehen wie in Finnland. Ein guter Trick auch die Trickser auf diese Hügel zu locken.
Investitionen Lappland im Winter:
Es gibt ein paar Dinge in Finnland, die kann und will man sich nicht leisten, weil sie einfach in keinem Verhältnis stehen. Wie wahrscheinlich jedem Reiseinteressierten und Pinterest User auch, sind mir schon vor geraumer Zeit Bilder von gläsernen Iglus begegnet, über denen funkelnde Nordlichter tanzen. Bei meiner Reise-Recherche fand ich dann heraus, dass diese smarten Unterkünfte sich in Finnland befinden. Und dass eine Übernachtung darin um die 500€ kostet. Das ist die Hälfte von dem, was wir für 10 Tage Deluxe-Wohnwagen bezahlten. Schade, dass es das Konzept der Hotelkette vorsieht, dass normale Menschen wie ich nur davon träumen können, in so einem gläsernen Iglu zu schlafen. Auf der anderen Seite hat mich das Reisen nichts besser gelehrt, als gut verzichten zu können. Denn wenn man mal die Perspektive wechselt, dann war das rundherum verglaste Cockpit unseres Womos auch nichts anderes als ein Glas Iglu – noch dazu eines auf Rädern. Diese Tatsache sollte uns noch zugute kommen. Aber dazu im nächsten Artikel über Lappland und die Nordlichtjagd mehr.
Über eine andere Investition musste ich länger grübeln: über die Fahrt mit einem Hundeschlitten. Das macht in Finnland schließlich jeder. Oder auch mit Rentieren. Aber zumindest mit einem Ski-Doo, einem Jetski für den Schnee. Generell hätte ich an so etwas auch großen Spaß, aber die Art und Weise wie alle diese Fahrten dort gehandhabt werden, passte mir gar nicht. Denn ich bin generell kein Freund von Touri-Karawanen. Ich gehe lieber meinen eigenen Weg. Im Entenmarsch hinter anderen her zu jagen, würde mir weder auf einem Schlitten noch in einem Mondfahrtzeug Spaß machen. Vor allem wenn ich dann für 30 Minuten auch noch 75€ bezahlen soll und nur einmal über den nächsten See fahren darf. Wer ernsthaftes Interesse an einer Fahrt hat, sollte sich wirklich rechtzeitig informieren und frühzeitig buchen (was mir immer schwer fällt). Es gibt Anbieter, mit denen man mehrtägige Touren buchen kann, in authentischen Hütten übernachtet und Zeit hat eine Beziehung zu den Tieren aufzubauen (wobei Männern das sicher auch bei einem Ski-Doo gelingt). Wenn überhaupt käme ja wohl so etwas in Frage. Alles andere ist doch wie überteuertes Karussell fahren oder?
Aber da ich euch euren Traum vom Hundeschlittenfahren nicht zerreden will – einen Artikel der Pro-Schlittenhunde-Fahrten ist findest Du auf Ninas Blog Smaracuja.
Orte in Lappland: Wir sind aus zwei Gründen bis nach Lappland hoch. Fürs Ski- bzw. Snowboard Fahren und für die Nordlichter. Für Ersteres besuchten wir die beiden größten Skigebiete des Landes Ylläs und Levi. Wobei Letzterer definitiv der attraktivere Ort ist, mit einer kleinen Stadt wo es Hotels, Restaurants, Saunen und sogar ein (schreckliches) Hallenbad gibt. Dafür hat Ylläs mehr Pistenkilometer und Loipen die direkt in den Pallas-Yllästunturi-Nationalpark führen. Wir haben in Ylläs Langlauf gemacht und in Levi Abfahrt. Mehr zum Ski Fahren aber unten. (Nur so nebenbei bemerkt: überall hier kann man direkt an der Piste campieren. Und wie cool ist das bitte?)
Ein weiterer beliebter Ort in Lappland ist Rovaniemi. Da, wo es das Weihnachtsmanndorf gibt, das besonders bei Kindern und Asiaten beliebt ist. Wir glauben nicht mehr an Santa und haben den Ort links liegen lassen. Rovaniemi selbst ist nämlich ziemlich trist und hässlich. Außer einem Besuch im Arktikum, einem Heimatkundemuseum das mich noch gereizt hätte, war hier einfach nichts reizendes zu finden. Also fuhren wir weiter nach Kemi, zum größten Eisschloss der Welt, was eher eine Burg war und ebenfalls nicht wirklich sehenswert.
Fast übersehen hätten wir einen durchaus interessanten Ort – den Polarkreis! Dem Ort, an dem die Sonne an den Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr auf- bzw. untergeht. Diesen Ort gibt es natürlich mehrmals, immer auf den Breitengraden auf 66° 33′ 55″ (≈ 66,57°) nördlicher und südlicher Breite. Und er war auch an der Straße mit einem Schild markiert. Man muss aber genau hinsehen. Denn hier „spürt“ man diesen schmalen Grad nicht wie auf der Äquatorlinie in Ecuador.
Viecher: Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen hier Rentiere und Huskys, die überall auf Farmen besucht werden können. Um sie zu streicheln, oder um sich auf Schlitten hinter ihnen herziehen zu lassen…Rentiere kann man übrigens überall auch essen. Soll sehr gesund sein. Huskys werden nicht gegessen. Außer von einem Vielfraß vielleicht. Der soll hier auch irgendwo in den Wäldern leben. Wusste ich auch noch nicht, dass es neben mir auch noch ein Tier gibt, das so heißt.
Hallo,
ich finde deinen Blog super und ich möchte mir diesen ” Winter” auch noch den Traum der Nordlichter erfüllen. Ich würde gerne Wissen, wie du das mit dem Wohnmobil gemacht hast. (wo gemietet, von wo nach wo gefahren, etc)
Liebe Grüße Inga
Hallo liebe Inga,
wir hatten insgesamt 2 Wochen und sind von Helsinki bis Lappland und wieder zurück. Das war eine ganz schöne Fahrerei. Vielleicht recherchierst Du mal, was es kostet, das Womo nur one-way zu buchen und dann zurück zu fliegen. Die Strecken sind schon recht weit und dadurch würdest Du viel Zeit sparen. Generell fanden wir (mal wieder) die Art im Auto zu wohnen herrlich für Finnland im Winter. Wir haben jede Nacht problemlos wild gecamped, jeden Abend im Womo gekocht und nie gefroren. Diese modernen Dinger sind schon echt ein Unterschied zu dem Van den wir in Deutschland haben…Google einfach mal nach dem günstigsten Anbieter, ich würde da mieten wo Du den besten Preis findest. Und übrigens: für die Nordlichter-Jagd ist das Womo auch optimal! Ihr schlaft an dunklen Orten und seid super flexibel. Und ihr könnt im Warmen sitzen und Ausschau halten. Wir hatten 2x das Erlebnis das neben uns Leute die Nacht frierend im PKW gesessen und auf die Lichter gehofft haben – an den Abenden ohne Erfolg. Ich drücke Dir fest die Daumen, dass ihr mehr Glück habt. In Kürze erscheint hier auch mein Artikel mit den 10 besten Tipps für die Nordlichter-Jagd. Schau’ also gerne nochmal vorbei.
Gute Reise und grüß’ mir die Finnen.
Lena