New York City

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Erfahrung der Woche: Nach 29 Jahren auf dieser Erde habe ich es in die Stadt geschafft, über die alle Welt redet. Die Stadt eben. New York. Ich näherte mich der Stadt aus dem Auto, aus Philadelphia kommend. Während des Road Trips hatte ich einige Skylines aus der Entfernung gesehen, aber als ich New York erblickte wusste ich sofort, dass dies „The Big Apple“ war. So groß, sowohl im diagonalen als auch vertikalen Sinne des Wortes, konnte nur New York sein. Als dann die ersten Gebäude erkennbar wurden, kam mir alles irgendwie bekannt vor. Mit Schulbüchern, Zeitungsartikeln, Nachrichten, Filmen und Blogs war ich schließlich schon oft hier gewesen. Und die nächsten 5 Tage bestanden dann letztendlich ebenfalls aus Besuchen an Orten die ich schon kannte: dem Empire State Building, dem MoMa, dem World Trade Center (und seinem Memorial), dem Central Park, der Brooklyn Bridge und der Freiheitsstatue. Das war auch genug Programm für die 5 Tage, denn mehr als zwei Sehenswürdigkeiten schaffte man auch nicht an einem Tag. Für die Anreise aus Queens und auch für die Wege innerhalb Manhattens muss man einfach Zeit einplanen. Man muss seinen Besuch strategisch planen, die Dinge nach Stadtteilen aufteilen, sonst schafft man nicht alles. Alleine im MoMa und dem 9/11 Memorial verbrachten wir jeweils einen halben Tag. Und man will ja auch noch schlendern, beobachten und verweilen. Am Schluss haben wir alles geschafft, außer der rebellischen Schwester des MoMa’s, dem PS1, haben wir keinen Besuch mehr abgestattet. Wir hätten es geschafft – hätten wir uns das Shoppen gespart. Aber auch das gehört in NYC ja irgendwie zum Programm. Und etwas Neues haben wir dann neben den Klassikern doch noch entdeckt: den Brooklyn Flea Market. Der ist auch sehr zu empfehlen. Hier gibt es, neben coolen Vintagemöbeln und Kleidern, leckeres Essen. Ein Extraweg der sich gelohnt hat. Insgesamt lag der Streckenrekord der Laufwege übrigens bei 21,5 Kilometern. Das ist ein Halbmarathon! Am besten man packt also seine Laufschuhe ein. Würde man überallhin joggen, könnte man vielleicht alle Programmpunkte schaffen. „Ganz“ New York könnte man dennoch nicht in 5 Tagen abhaken. Man muss also wieder kommen. Dann hat sich die Stadt aber wahrscheinlich wieder verändert und man muss von vorne anfangen. New York ist also immer eine Reise wert. Immer und immer wieder.

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Ort der Woche: Die Aussichtsplattform des Empire State Building im Sonnenuntergang. Der eingeschneite Central Park. Die grüne High Line die sich auf einer alten Bahntrasse durch Hochhäuser schlängelt. Das MoMa. Dachte ich vorher. Tatsächlich war der beeindruckendste Ort der Stadt für mich das Memorial des World Trade Centers und sein dazugehöriges Museum. Ich habe noch nie ein Bauwerk gesehen, das mich so berührt hat. Nachdem man tagelang durch Wolkenkratzerschluchten gewandert ist, kommt man zu diesem Loch in der Stadt. Besser gesagt, zu den zwei Löchern. Sie sind aus schwarzem Stein, in ihnen fließt ein Wasserfall in ein zweites Loch, welches ins Nichts führt. Gähnende Leere. Vor den Augen und im Herzen. Mit einem Kloß im Hals wandelt man durch das unterirdische Museum. Keiner lächelt hier, kaum einer redet. Man durchlebt die Gräueltaten des 11. September in Zeitlupe nach. Man ist dabei. Hört zitternde Stimmen auf Anrufbeantwortern die sich von ihren Liebsten verabschieden. Erkennt die Hilflosigkeit der Feuerwehrmänner. Spürt den schrecklichen Wandel, den die Welt an diesem Tag durchgemacht hat. Wie Menschen sich so etwas gegenseitig antun können. Wieso? Voller Unverständnis verlässt man das Museum nach Stunden. Und ist doch froh, dass man dort war. Die hupenden Autos, die hippen Menschen die lauthals telefonierend durch ihre Stadt laufen, holen einen zurück in die Welt. Und helfen einem den Kloß herunterzuschlucken und anzuerkennen, dass die Leute hier einen Weg gefunden haben, mit diesem schlimmen Erlebnis umzugehen. Dieses Memorial lässt die Guten zusammenrücken. Das haben die Bösen nicht einkalkuliert.

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Beobachtung der Woche: Es gibt ein NYC II. Eine unterirdische Welt aus U-Bahnnetzen, Straßenkünstlern, Menschenmassen und Imbissen. Man verbringt viel Zeit dort unten, in der stickigen, schmutzigen Unterwelt, denn Busse sind in den verstopften Straßen keine Option und Rad zu fahren trauen sich nur die Mutigen und Einheimischen. Wer also nicht dem Klischee folgen und ständig Taxi fahren will, nimmt die Untergrund-Bahn. Während die Einheimischen meist auf ihren Handy rumtippen und gerne Spiele wie Baggammon, Billiard oder Tetris spielen, gibt es für mich einiges zu beobachten. Künstler die in der Bahn für ihren Auftritt bei „The Voice of America“ sammeln, manche die einen Plastikeimer zum Instrument machen oder verrückte Passagiere die lauthals vor sich hin singen (dafür kein Geld wollen, aber auch niemals bekämen) oder welche die geistesabwesend im Gang tanzen. Keiner guckt komisch. So was ist hier scheinbar normal. In einem GEO Artikel habe ich gelesen, dass die U-Bahn Künstler sich bei der Stadt bewerben müssen, mit Mixtapes und Hörproben. Das Niveau ist nicht schlecht. Ein circa 10-jähriger Chinese haut professionell in die Tasten eines Keyboards und spielt „Für Elise“. Eine ganze Liveband spielt samstagabends an der Station des Times Squares. Einige Passanten tanzen vergnügt ein bisschen vor den Musikern, andere sehen zu und wippen mit. Einen Moment haben sogar die eiligen New Yorker Zeit. Ich habe keinen einzigen Künstler gesehen, vor dem nicht eine kleine Menschentraube stand oder der nicht wenigstens ein paar Dollar zugesteckt bekam. Ich habe schon oft gesagt: Wäre ich Bürgermeister einer Stadt, ich würde an jeder Straßenecke Musikanten platzieren. Hier sieht man, das ist eine gute Idee. Das New Yorker U-Bahn Netz ist überall. Selbst in oberirdischen Geschäften merkt man seine Anwesenheit oft, da der Boden vibriert. Oder es pfeift durch Gullideckel oder Abzugsgitter. Wie die riesigen Hochhäuser überhaupt noch Halt auf dem New Yorker Boden finden ist mir ein Rätsel. Nun ja, beeindruckende Architektur überirdisch, warum also nicht auch unterirdisch? Der Big Apple fällt eben nicht weit vom Stamm.

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Investition: 30 $ für ein Museum, 30 weitere $ für ein anderes. 30 $ für die Fahrt aufs Empire State Building, 30 für die Metrokarte. Es läppert sich, lohnt sich aber auch alles. Die Museen bieten neben tollen Ausstellungen gratis Apps als Guides an und U-Bahn fahren ist gleichzeitig auch Theaterbesuch. Wer nicht unbedingt in Manhatten wohnen muss, spart in Queens, Brooklyn oder Williamsburg ordentlich an Übernachtungskosten (aber nicht an Zeit). Ein Spartipp sei an dieser Stelle noch angemerkt. Kein Geheimtipp mehr, aber dennoch gut. Wer die Freiheitsstatue nicht unbedingt anfassen oder beklettern will (hierfür braucht man ohnehin eine frühzeitige Reservierung), der fährt einfach mit der Fähre rüber nach Staten Island und wieder zurück. So fährt man zweimal in einer fotogerechten Nähe an Lady Liberty vorbei uns zahlt rein gar nichts – die Fahrt ist gratis. Wie gesagt, New York ist eine Reise wert. Und auch eine kleine Investition. Nun brauche ich allerdings statt Wolkenkratzern auch mal wieder freien Himmel über mir.

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