Erfahrung des Dschungels: 2 Tage und 1 Nacht im Dschungel waren Erfahrung genug, um für die erste Sonderausgabe meines Blogs zu reichen. So nah war ich der Natur noch nie, was daran liegen kann, dass man sie mit allen Sinnen lebte. Am Ende war ich selbst eine Art Dschungel, mit Schlammmaske im Gesicht, Blumen im Haar, Moskitostichen und Kratzern auf der Haut. Ebenso mit diversen Pflanzen, Früchte und Tieren des Dschungels im Magen und seinen grünen und beeindruckenden Bildern im Kopf. Wieder ein unvergessliches Erlebnis und eine neue, einzigartige Erfahrung.
Ort des Dschungels: Der Dschungel, offensichtlich. Es war wie man sich als Kind einen Dschungel vorstellt. Überall wo man hinsieht Bäume, dichtes Grün, Lianen und vor einem ein muskulöser Kerl, der Tarzan auffallend ähnlich sieht, der einem den Weg mit einer Machete durch das Dickicht bahnt. In der Luft hängt exakt der Geruch, den man aus dem Tropenhaus im Zoo kennt. In den Ohren dröhnt das Gekreische von Insekten und Affen. Und auf der Haut klebt die schwere feuchte Luft, die Tarzan mit seinem Säbel scheinbar zerschneiden kann. Auf der Zunge hat man den Geschmack von Blättern die gegen Schlangenbisse helfen sollen oder den von “Mijapanka”, das gegen Husten hilft. Es ist ein magischer Ort, außerhalb jeglicher Zivilisation. Man möchte ewig weiter treiben auf dem Río Putuimi. Allein, weil sein Name so mystisch und fremd klingt. Und weil sein Name, wenn man ihn laut ausspricht, einen zum Lächeln bringt. Noch lange, nachdem das Lächeln das dieser wundervolle Ort einem aufs Gesicht gezaubert hat, schon verschwunden ist.
Beobachtung des Dschungels: So eine Exkursion in den grünen Himmel (ich finde den Ausdruck “Grüne Hölle” irgendwie unangebracht – zumindest, wenn man ihn ausgestattet mit genügend Essen, Wasser, Taschenlampe und Dach über dem Kopf aufsucht) schweißt einen noch mehr zusammen als es gute, gemeinsame Erfahrungen beim Reisen sowieso schon tun. Man hilft sich über glitschige Baumstämme hinweg und teilt sogar den letzten Tropfen Wasser, den man mühsam für Stunden mitgeschleppt hat. Auch durch 6 wenn es sein muss. Das Individuum wird plötzlich zur Gruppe und jeder gibt auf jeden acht. So wie der Dschungel einen zum Schwitzen bringt, so schweißt er ebenfalls zusammen.
Viech des Dschungels: Es waren nicht die zahlreichen Schmetterlinge, die teilweise die Größe meiner Handflächen hatten, die majestätisch durch das grüne Dickicht flatterten. Es waren nicht die Krokodile, von denen wir (wie schon auf der Pampas Tour) nur die orange leuchtenden Augen sahen. Es waren auch nicht die Spinnen, Käfer, Termiten und zahlreichen anderen extravaganten Insekten die wir im Dschungel Ecuadors fanden. Es waren Ameisen die mich am meisten beeindruckten. Das besondere an diesen Ameisen war eigentlich nur, dass wir sie gegessen haben. Und da die Zubereitung dieser kleinen Viecher recht schwer sein müsste, aßen wir sie eben lebendig. Sie schmeckten nach Zitrone und eine hat mich in die Zunge gebissen, so dass ich noch Minuten später eine taube Stelle auf meinem Leibesbesteck hatte. Wenn man so durch den Dschungel schleicht und der dort aufgewachsene Guide einem die dort wachsenden Delikatessen probieren lässt, gerät man in eine Art Rausch, in dem man sich alles in den Mund steckt. Meine derzeitige Reisebegleitung Francis hielt nicht einmal vor der Knolle inne, die eigentlich zum Auftragen auf Tumore gedacht ist und deren klebriges Sekret wir eigentlich nur anfassen sollten. Da verspeist man eben auch ein paar “Ameisen de Limón”. Kommt man ja auch sonst schwer dran. In China essen sie Hunde, im Dschungel eben Ameisen. Und Würmer. Als diese gereicht wurden war ich allerdings plötzlich ziemlich satt von den vorherigen Yucca (eine Kartoffelart), Palmenherzen (für die wir 2 Palmen fällten, was mir nicht gefiel, aber trotzdem schmeckte) diversen Medizinpflanzen, dem Bambuswasser und den Zitronenameisen. Irgendwann endet eben auch mal der Rausch des Neuen. So ein Wurm kann zwar nicht beißen, aber sich bestimmt super geschickt anstellen. Wer weiß, vielleicht stellt er sich plötzlich senkrecht in die Luftröhre, so dass man jämmerlich erstickt. Und das kann man ja keinem erzählen, dass man wegen so was gestorben ist. (Weil man ja tot ist).
Investition des Dschungels: Definitiv der Hüttenschlafsack den ich mir vom Gutschein meiner lieben Hockeymädels gekauft habe und der imprägniert mit Insektenschutz daher kam. Da der Dschungel verhältnismäßig voll von Moskitos und leer von Moskitonetzen über den Betten war, konnte ich mich komplett darin verkriechen und fast ohne Malaria beladener Stiche am nächsten Morgen wieder daraus hervor kriechen. Auch die in Bolivien investierten Mäuse gegen Moskitos für das Anti-Moskitospray, waren jedes Mäuschen wert. Jeder Anlageberater für einen Dschungeltrip wäre stolz auf mich gewesen.
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