Viech der Woche: Denkt man an Seelöwen, denkt man sicherlich nicht an San Francisco. Denkt man an Pinguine, wohl auch nicht an Melbourne. Zu beiden dieser Städte gehören diese Tiere aber als, vielleicht mehr oder weniger, geheimes Wahrzeichen. Geheim deshalb, weil ich beide Male mehr als verwundert über den Fund dieser Tier in denen mir recht unpassend erscheinenden Gefilden war. Das Viech der Woche ist also hiermit ein Pinguin. Und zwar lebend am Pier von Melbournes gar nicht so hässlichem Strand, versteckt in den großen Felsen unter dem Pier. Warum es Pinguine in Melli gibt, ist und bleibt mir ein Rätsel. Ich war trotzdem sehr erfreut einen Einzigen zwischen den Felsspalten erspähen zu können.
Investition der Woche: 180 Dollar für die wohl letzte geführte Tour in Australien. Sie brachte uns von Melbourne nach Adelaide – und zwar über eine der wohl schönsten Küstenstraßen der Welt – die Great Ocean Road. Sie wurde so schön geredet, dass ich fast die ganze Fahrt über mein empfindliches Köpfchen aus dem Fenster hielt, Musik hörte und den Straßenverlauf genoss. Aber so great wie angepriesen fand ich diese Ocean Road gar nicht. Vielleicht habe ich mich auch langsam zu sehr an schöne Straßen gewöhnt, denn der Weg nach Milford Sound, Neuseeland, oder einfach die Strasse von Cairns nach Port Douglas sind meiner Ansicht nach eine mehr als ernstzunehmende Konkurrenz, die nur eben nicht so protzige Namen hat. Nach 360 km großartiger Ozean Straße hatte ich mir dann auch eine Halsentzündung eingefangen – die mit Birte schon während der Fahrt mit dem besten Goon den wir beide jemals hatten (vielleicht, weil es unser letzter gemeinsamer Goon war) begossen wurde. Der Tag danach war dann, ich glaube ohne zu übertreiben, der schlimmste und langweiligste meines gesamten Aufenthaltes in Australien (außer der Tage am Anfang wo ich so krank war, aber die zählen nicht, weil ich da ja praktisch nicht anwesend war. Und Tage an denen man eigentlich gar nichts mehr fühlen kann, zählen glaube ich nicht). Den ganzen Tag saßen wir im Bus, von den Grumpians (circa die Mitte zwischen Melli und Adelaide) bis nach Adelaide. Satte 8 Stunden Busfahrt mit Kater und Hals. Wir kriegten einmal mehr als deutlich vorgeführt wie verdammt groß dieses Land doch ist. Gut, dass wir uns entschieden haben von Adelaide nach Perth zu fliegen, sonst hätte ich die Westküste entweder verpasst oder hätte mehr als ein bisschen Mozart gebraucht, um eine zweite Email an Jung von Matt zu schreiben, um meinen Vertrag ein zweites Mal zu verschieben.
Beobachtung der Woche: Australien ist ein Paradies in das jeder wirklich einmal reisen sollte. Ich muss aber direkt die Vorfreude hemmen – nicht alles hier ist paradiesisch. Zum Beispiel ist eine australische Steuererklärung mindest genau so nervtötend wie eine deutsche, nur eben unverständlicher, weil in englischer Fachliteratur. Seit ungefähr drei Wochen vergleiche ich nun mehr oder weniger konsequent und motiviert die verschiedenen Anbieter, die sich teilweise verhalten wie die Schreihälse auf der Kirmes. Aber die wollen mir keine Zuckerwatte andrehen sondern Zahlen verdrehen – und ich mag sie trotzdem nicht. All die Gebühren und Versprechen wurden mir nachher zu viel und ich habe einfach mal das Formular irgendeines Anbieters ausgefüllt. Wann und wie viel ich von diesen Herrschaften jemals wiederbekomme ist mir völlig unklar. Ich kann nur sagen: Wer schwarzarbeitet ist klar im Vorteil. Und das haben die Australier wohl mit den Deutschen gemein.
Ort der Woche: Ein Helikopter über den Zwölf (bzw. 8) Aposteln. Das ist die wohl bekannteste Felsformation der Great Ocean Road. Und da von den 12 nur noch 8 stehen, bestaunte meine Reisegruppe (bestehend aus Jana, Jaqui und Birte) diese schwindende Schönheit aus der Luft und gönnten uns einen Helikopterflug für 60 Dollar (wie lange er dauerte tut ja wohl überhaupt nichts zur Sache). Er war jeden Cent wert, die Aussicht atemberaubend und wohl auch einzigartig. (Außer man plant in den nächsten Monaten wieder zu kommen, was ich aber nicht vorhabe, weil es noch zu viele schwindende Schönheiten gibt, die ich sehen will bevor sie ganz verschwunden sind). Außerdem macht Helikopter fliegen unglaublich viel Spaß. Wenn ich irgendwann mal zuviel Geld habe, mache ich vielleicht einen Helikopterführerschein. Kann man sicherlich immer mal gebrauchen. Man kann ja auch überall landen mit den Dingern. Bestimmt auch bei jedem.
Erfahrung der Woche: Es mag sein, dass ich sehr unfit bin nach 7 Monaten des Faulenzens. Nach wie vor muss ich aber noch sehr stark sein. Zumindest mental, denn gestern habe ich mit der Kraft meiner Gedanken ein Weinglas verbogen. Wer das nicht glaubt, kann mich aufsuchen und sich das Ding angucken, ich durfte es als Trophäe mitnehmen. Ich bin so kurz vor Beendigung meiner Reise nicht noch verrückt geworden, keine Angst. Es geschah so: Gestern besuchte ich mit Dion, Jaqui’s australischem Freund bei dem wir gerade wohnen, das Fringe Festival in Adelaide. Wir besuchten die Show der Space Cowboys, die lustigerweise nur aus Einem bestehen. Dieser Einer ist mehrfacher Rekordhalter im Schwertschlucken und Schwere-Sachen-mit-den-Augenliedern-ziehen. Außerdem macht er Uri Geller beim Löffelbiegen Konkurrenz. Und ich neuerdings scheinbar auch. Er wählte mich aus unerfindlichen Gründen aus dem Publikum aus und holte mich auf die Bühne. Dort erzeugte ich, mit meinen Händen und Gedanken an schmelzende Schokolade, eine Energie, die mir erstmal zwei kleine Stromschläge verpasste und dann eben den Hals des Weinglases verbog. Wenn einer skeptisch ist, dann ich, aber das ging tatsächlich mit rechten Dingen zu. Ich würde euch ja nicht anlügen. Eine unfassbare Erfahrung war das! Und absolute das erst angezweifelte Eintrittsgeld wert. Neben dem Skydive wohl das Verrückteste, was ich während meines gesamten Aufenthaltes so gemacht habe.
Rest der Woche: Nach ein paar letzten Tagen in Melbourne und dem letzten Tag auf der Grand Ocean Road hieß es nun tatsächlich Abschied nehmen von meiner längsten und besten Freundin dieser Reise: Birte. Der schwerste Abschied bis jetzt – wobei mir der schwerste Abschied in 2 Wochen bevorsteht, wenn ich m ich vom Leben und einem Land verabschieden muss, das ich noch oft vermissen und erinnern werde. Die Great Ocean Tour war das Letzte auf meiner Liste der Sachen, die ich in Australien unbedingt sehen wollen. Nun sind wir seit Dienstag, also seit 5 Tagen in Adelaide und leben nach einem reiseintensiven Start mal wieder etwas in den Tag hinein, was mir ganz gut tut, da ich tatsächlich noch ein letztes Mal australisches Antibiotika schlucken muss und ein zweites Mal zum Arzt musste. Was ok war, da ich ja noch eine Versicherung abgeschlossen habe und dieser Arzt auch mal ein freundlicher war. Heute war ich mit Jana im Zoo. Von dort aus gelangten wir völlig unverhofft auf das Gelände des Womadelaide, Adelaides bekanntestem Musikfestivals. Ganz genau so werde ich übrigens morgen für 16 Dollar The Cat Empire Live, Open Air, im Sonnenuntergang spielen sehen. Diesmal equipt mit Jaqui, Goone & Picknick Korb. Morgen Abend heißt es dann noch einmal packen, für meinen letzten Roadtrip in Australien – an der Westküste. Aber das ist eine andere, neue Geschichte.
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