Beobachtung der Woche: Ich weiß jetzt, was das größte Glück ist. Am anderen Ende der Welt stellte ich eines Tages fest worauf es mir wirklich ankommt. Auf die Menschen in meinem Leben. Nachdem ich einen Tag lang einen Durchhänger hatte und müde vom Ein- und Auschecken, von immer neuen Gesichtern, wenig Schlaf und noch weniger Geld war, hatte ich am nächsten Tag plötzlich ein Glücksgefühl der besonderen Art. Verursacht dadurch, dass ich eine Mail von meiner Schwester hatte, ein Telefonat mit meinen Eltern und meiner besten Freundin. Auch wenn ich alle meine liebsten Leute so sehr vermisse, kann man sich schnell das Gefühl verschaffen (lassen), dass man sie immer noch hat und sie immer noch ein Teil von einem sind. Lasst euch gesagt sein: Egal, wie schön hier alles ist, nirgendwo auf der Welt kann es so schön sein, dass man die Menschen die man liebt vergessen kann oder je aufhört sie zu vermissen. Das Paradies ist kein Ort. Das Paradies sind Menschen. Familie und Freunde.
Passend zum Thema machte ich eine zweite Beobachtung die ich mit Euch teilen will. Vor ein paar Tagen bemerkte ich etwas, dass ich heute in Zusammenarbeit mit einer englischen Bekanntschaft, zu einer Studie vervollständigen konnte: Reisefreunde und Bekanntschaften lassen sich in gewisse Kategorien einteilen, in Schubladen stecken. Da ist einmal der optimale Fall – der Volltreffer. Eine Person, die tatsächlich zu einem Freund wird. Man spricht über Tiefgründiges, Persönliches, genießt die Gegenwart des anderen so oft es geht und ist ernsthaft traurig, wenn es dann zu dem Punkt kommt an dem man sich wieder trennen muss. Aber zum Glück gibt es ja Facebook. Da es ein Volltreffer war, bleibt man auch weiterhin in Kontakt, trifft sich sicherlich ein zweites Mal beim Reisen oder im Heimatland des anderen. Das leitet über zu dem semioptimalen Fall: Man versteht sich blendend, hat eine gute Zeit, tauscht zwar Namen aus, wird offiziell zu Freunden per Facebook, hört aber nie mehr etwas voneinander, weil der Name irgendwo unter den wöchentlich neu hinzugefügten Freunden untergeht. Der suboptimalste Fall ist, man versteht sich so lala, tauscht aber, vielleicht aus Höflichkeit oder weil man es eben so macht, Namen für Facebook aus. Auch in diesem Fall hört man nichts mehr voneinander. Und es nervt irgendwie, dass man sich bei Facebook als Freunde bezeichnet, weil man es eben eigentlich gar nicht ist. Vielleicht sollte es dort eine Rubrik geben: “Leute, die ich zwar kenne, nicht als Freunde bezeichne, aber aus Höflichkeit als solche akzeptiere”. Dann gibt es noch den 4. Fall. Auch dieser ist ein optimaler, irgendwie. So habe ich mich auf der Fährüberfahrt von der Süd- zur Nordinsel 3 Stunden lang unglaublich gut mit einem englischen Radiomoderator unterhalten. Ein wirklich gutes Gespräch über Gott und die Welt. Hitler und Mao, den Grund fürs Fahren auf der linken Spur und Lebensträumen. Und am Ende wünscht man sich eine gute Reise – und das war’s. Jetzt mag man sich fragen wieso ich das als optimal bezeichne. Weil eine wirklich gute Unterhaltung mehr wert ist, als irgendein Name in einer Facebook Liste. Und irgendwie behält man diese Leute eben besser in Erinnerung, wenn es der nette Typ von der Fähre ist und nicht irgendein Name in einer Onlinecommunity. Wiedersehen wird man sowieso nur die Leute aus der obersten Schublade.
Ort der Woche: Eine Kirche namens Good Old Shepard. Nein, ich bin nicht konvertiert oder gar verrückt geworden. Aber dieser Ort hatte etwas so friedliches. Was wohl daran lag, dass es eine klitzekleine Felskirche in aller Einsamkeit am Lake Tekapo war (einem See der so türkis ist, dass er aussieht wie ein riesiger Swimmingpool). Die Kirche hatte ein Panoramafenster mit Blick auf eben jenen See und den dahinter liegenden höchsten Berg Neuseelands. Dieser Berg heißt nebenbei bemerkt Mount Cook (3754 Meter) und diente außerdem Sir Edmunt Hillary als Trainingslager. Der Blick war so schön, dass ich in dieser Kirche (wenn es denn mal so kommen sollte) gerne heiraten würde. Andererseits vielleicht keine gute Idee, weil dann alle (außer dem Pfarrer, der sich vielleicht schon an den Blick gewöhnt hat) die ganze Zeit aus dem Fenster starren. Und das wäre schließlich sehr unhöflich der Braut gegenüber.
Investition der Woche: Unspektakuläre 28$ für ein Hostelzimmer. Ist auch eine Erfahrung, möchte ich meinen, einfach gar kein Geld mehr auszugeben, seine Essensvorräte aufzubrauchen (was ich zwecks Abreise ja eh muss) und auf niedrigster Sparflamme zu leben. Ich stelle fest, das macht mir gar nichts. Es ist zwar schon schwer manchmal auf einen Kaffee oder eine Tüte Cookies zu verzichten. Es sind Luxusgüter in diesen sparsamen Tagen und man kann darauf verzichten (solange man muss). Insgesamt merkt man beim Reisen welch kleine Dinge einem so fehlen, auch wenn sie die daheim völlig allgegenwärtig sind. Vielleicht fange ich mal an ein Menü zusammen zu stellen, das mir irgendwer kochen muss wenn ich wieder zurück bin. Vielleicht besteht es aus drei verschiedenen Dessertgängen? All you can eat, selbstredend.
Viech der Woche: Die Seerobbe. Oder Seehund. Oder Seelöwe. Unterscheiden die sich eigentlich irgendwie voneinander? Wer weiß das schon so genau. Ich jedenfalls nicht. Ich habe nur festgestellt, dass es die Viecher hier wie Sand am Meer gibt. Ausgesprochen passender Vergleich in diesem Zusammenhang. Schon verrückt, anfangs freute man sich immer noch wie ein Kind wenn man mal ein Tier sah, das man sonst nur im Zoo sieht. An diesen Meeresbewohner habe ich mich jedoch fast gewöhnt! Gut, zugegebenermaßen habe ich mich in Kaikoura auf eine 5 Stunden Wanderung begeben, um sie ein wenig zu beobachten. Dann war ich allerdings was die Seerobben anging ein wenig enttäuscht, weil die mir versprochene Kolonie, die das Ziel meines Ausflugs werden sollte, nur aus einer einzigen Robbe bestand. Einem sehr dicken und faulen Exemplar allerdings. Als ich nach circa 2 Stunden an den Punkt der Kolonie zurückkehrte (inzwischen hatte ich noch zwei weitere Robben entdecken können – eine weit verstreute Kolonie scheint mir das zu sein), lag die Erste immer noch einsam und verlassen da. Scheinbar sah man mir die mittlerweile immense Seehund-Erfahrung an, denn gleich zweimal wurde ich von Fremden aufgesucht die Informationen über die Dichte der Population jener Kolonie bei mir einholen wollten. Die zweite Person war eine etwas schrullige und sehr schwerhörige, alte englische Dame wie sie im Buche steht. Für meine äußerst informativen Auskünfte nahm sie mich im Auto mit zurück in die “Zivilisation” und ersparte mir dass aus dem 5 Stunden Walk ein sechseinhalbstündiger wurde. Die nächsten Tage sah ich jedenfalls haufenweise Robben oder Hunde oder Löwen der See. Allein beim Vorüberfahren. Die 5 gewanderten Stunden waren jedoch keine verschwendete Zeit. Die Landschaft war gefühlt schottisch und herrlich. Verallgemeinert lässt sich über diese Seeviecher jedenfalls sagen: entweder sie aalen sich in der Sonne (was irgendwie menschlich aussieht) oder sie bekämpfen sich und brüllen sich an. Sicher hängt das irgendwie zusammen. Ist schließlich anstrengend immer nur so rumzugrölen. Könnte ich mir denken. UND ICH SPRECHE HIER NICHT AUS ERFAHRUNG.
Rest der Woche: Von Queenstown ging es für 3 Nächte (mein längster Aufenthalt in einer neuseeländischen Stadt) in die britischste Stadt außerhalb Britens: Christchurch. Mit Queenstown definitiv die netteste Stadt in NZ. Danach ging es nach Kaikoura, dann Wellington, Taupo und zurück nach Auckland. Jetzt bin ich wieder in dem gleichen Hostel in dem ich vorher war und der Monat war herrlich. Eine unglaublich gute Zeit, die ich nicht missen will. Ein Monat, der sich mal wieder anfühlt wie zwei Wochen. So ist das eben, wenn man seine Zeit sehr genießt. Jetzt freue ich mich wieder auf Australien. Schnell Arbeit finden heißt es jetzt. Und die Freunde treffen die dort glücklicherweise auf mich warten. Ich selbst werde wohl jetzt in Sydney auf meine Schwester warten, die in genau 2 Monaten auch ihre Füße auf den paradiesischen Boden setzten wird. Der nächste Abschnitt meiner Reise kann also morgen beginnen.
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