Ein Campervan Roadtrip durch die Provence

Beobachtung: Rosa Flamingos in weißen Salzseen, filmreife Dörfchen auf buckligen Hügeln, abenteuerliche Schluchten mit türkisem Meer befüllt, Strände mit Palmen, Dünen oder weißen Pferden, und überall Märkte die nach Käse, Olivenöl, Lavendelhonig, Wein, Seife, Aprikosen und frischem Baguette duften – die Provence ist so abwechslungsreich wie sie fabelhaft ist. Auf unserem zweiwöchigen Roadtrip durch die südliche Region Frankreichs kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und mussten uns manchmal gegenseitig zwicken, um uns zu versichern, dass wir nicht träumten und uns tatsächlich immer noch in Europa befanden. Oh, was haben wir alles entdeckt, in den 14 Rosé-beschwipsten und sonnentrunkenen Tagen in der Provence – und was haben wir schon alles für Pläne ausgeheckt, für das nächste Rendezvous mit diesem Fleckchen Erde… 

Orte:

Aber der Reihe, beziehungsweise der Rundreise nach:

Unseren ersten provenzalischen Halt hatten wir in Avignon. Ja genau, dem Ort aus dem Kinderlied, das wohl jeder kennt. Aber nicht wegen der viel besungenen und betanzten Brücke lohnt sich diese Stadt, sondern wegen der unvergleichlichen Altstadt. Ein bisschen hat sie mich an Lucca in der Toskana erinnert, nur dass Avignon nach meinem Geschmack noch schöner ist, mit seinem überdimensionalen Papstpalast (der aus der Nähe, beim besten Willen nicht auf ein Foto passt), seinen kleinen Gassen und coolen Cafés, Lädchen und Boutiquen.

Es folgte ein nächstes Highlight und das ist sogar wörtlich zu nehmen. Das Dörfchen Gordes liegt auf der Kuppe eines Hügels. Ton in Ton reihen sich hier sandsteinfarbende Häuser aneinander, die von grünen Kletterpflanzen berankt werden. Alles sieht aus wie aus einem Katalog, alles ist sauber, alles ist teuer – denn hier, so hörte ich, haben viele B-Promis und Reiche ihre Sommer Residenzen. Aber es ist nicht protzig hier, keine Sorge. Es ist einfach nur alles sehr sehr stilvoll.

Unseren ersten Wochenmarkt erwischten wir in Apt. Informiere Dich unbedingt, wann und wo Markt ist, denn dann verwandeln sich die Dörfer in duftende, prallgefüllte Oasen. In Apt konnte man vor lauter Ständen das Städtchen nicht mehr sehen. Ansonsten ist dieser Ort keiner meiner Favoriten. Das mag am Regen gelegen haben. Oder daran, dass hier schon mehr Moderne die Romantik vertrieben hat als anderswo.

Oh Roussillion, du Traum in Rosé. Was hast du für ein Glück, dass du direkt neben den großen Ockerfelsen wohnst. Trotz Regen, es war als sah ich alles durch eine rosa-rote Brille. Der Nebel hing in deinen Gässchen und über den Pinienwäldern. Einzig für die, wie man mir sagte, lohnenswerten Spaziergänge vor deinen Toren war es zu nass. Aber das macht nichts, denn wenn ich wieder in die Provence komme, dann komme ich auch in Roussillion vorbei.

Dann hoppten wir weiter, mit nassen Füssen, über das ebenfalls lohnende Bonnieux nach Lourmarin, was Du wiederum auch nicht verpassen solltest. Hier gibt es sehr schöne Boutiquen und Cafés in denen man sich auch mal vorm Regen verstecken kann.

Noch ein kurzer Stopp bei der Olivenöl-Mühle Bastide du Laval, um eines der besten Souvenirs der Provence zu kaufen. Und weiter Richtung Aix-en-Provence, von dem auch viele schwärmen, das uns aber deutlich zu touristisch war. Ständig schoben sich irgendwelche Gruppen mit in die Luft gesteckten Regenschirmen an uns vorbei. Und dabei hatte es endlich aufgehört zu regnen. Aber wir wurden mit einem unheimlich leckeren Abendessen in La Tomate Verte belohnt. Mit sehr leckerer, gesunder Küche in einem schicken Ambiente, zu fairen Preisen. Hmmm.

Nach unserem Dörfchen-Hopping erreichten wir eines unserer Hauptziele: Giens, auf der Halbinsel vor Hyères. Hier gibt es entlang des Seedeichs, der das Festland mit der „Insel“ verbindet einen riesengroßen, tollen Kitespot. Und der Wind meinte es gut mit uns. Also blieben wir für 4 Tage hier und entdeckten das hübsche Örtchen mit seinem süßen Kirchplatz, um den sich Restaurants in Cafés tummeln, genauestens. Wir machten den „Fehler“ und gingen hier die ersten beiden Nächte auf einen Campingplatz (Olbia), denn danach fanden wir heraus, dass es geduldet wird, direkt auf einem der Parkplätze am Meer zu übernachten. Wir passten mit unserem Renault Traffic aber nur knapp unter der Höhenbeschränkung hindurch. Also Dachbox Zuhause lassen!*

Als der Abenteuerhunger wieder zu knurren begann, machten wir uns auf den Weg in Richtung Calanques. Diese Kette von steilen Klippen und tiefen Schluchten reicht von Cassis bis nach Marseille. Diese Gegend wurde erst 2012 zum National Park ernannt (und ist damit der jüngste Frankreichs). Hier gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen –von kurzen Spaziergängen bis Tagestouren ist alles dabei. Außerdem kann man die Buchten mit Kanus erkunden oder an den steilen Wänden klettern. Wir entschiedenen uns dieses Mal fürs Wandern. Wir fuhren also bis nach Cassis, ein guter Ausgangspunkt für Entdeckungen in der Calanques. Am nächsten Tag wurden wir dann aber leider mit dem zweiten und letzten Regentag unserer 14 Tage in der Provence überrascht und fuhren spontan mit dem Zug nach Marseille (zu gefährlich mit dem Auto…meine Eltern wurden noch vor 2 Jahren bestohlen dort). Ich persönlich kann der Stadt nichts abgewinnen. Mein Bauch kribbelte nicht, ich hatte nicht dieses Gefühl, das Städte die ich mag, in mir auslösen können. Aber vielleicht geht es Dir anders? Dieser Blogbeitrag von Elkes Meerblog kann Dir vielleicht helfen, dass es Dir anders ergeht.

Jedenfalls strahlte am nächsten Morgen wieder die Sonne und wir machten uns von unserem ruhigen Camping Platz Les Cigales auf zum Parkplatz (Karte Nr.5), um von dort die berühmteste Bucht, die Calanque d’En Vau, zu erkunden. Genau wie ziemlich viele andere auch. Und so pilgerten wir mit abartig vielen Gleichgesinnten durch das mal mehr, mal weniger anspruchsvolle Terrain aus Staub und Geröll. War wohl nix mit Nebensaison. Die Bucht war dann leider so voll (Achtung, hier ist nur vormittags Sonne, danach ist die Bucht leerer, aber das Wasser gefühlt noch kälter), dass wir recht bald den Rückweg einschlugen. Zum Glück machten wir noch den Umweg über die „blaue Route 4“, denn hier war es deutlich ruhiger und auf dem Weg kam endlich die ersehnte Wanderslust hervor. Ein kleiner Pfad schlängelt sich oben auf dem Rand der Klippen über knorrige Wurzeln und durch duftende Pinienwäldchen. Immer wieder erhascht mein einen Blick in tiefe Schluchten. Wer in der Calanques einsame Pfade sucht, muss wohl etwas weiter laufen. Oder sich besser vorbereiten als wir. Informieren sollte man sich in den Sommermonaten vom 1. Juni bis 30. September übrigens hier, bevor man losgeht, denn oft ist das Gebiet dann wegen Waldbrandgefahr gesperrt.

Auf dem Weg nach Arles hielten wir in einem weiteren filmreifen Dörfchen, La Castellet. Hier wurde passenderweise gerade ein Werbespot für französischen Käse gedreht – die Setbauer hatten nicht viel zu tun, fast alles konnte so bleiben wie es war.

Dann kamen wir in Arles an. Wie ich finde, eine der schönsten Städte der Provence. Mich wundert es nicht, dass schon Van Gogh von diesem Ort absolut begeistert war. Die Stimmung hier war fantastisch. Die Balance aus alten Gassen und coolen kleinen Lädchen und Bars war perfekt. Und für uns war Arles außerdem der Eingang zur Camargue. Einer faszinierenden Gegend, die wir so niemals in Europa vermutet hätten.

In der Camargue fanden wir, was wir gesucht hatten, einen Kitespot, an dem man mit seinem Camper direkt am Strand stehen konnte. Aber damit ich allen Festland-Mäusen nun nicht mit Wasser-Ratten Geplänkel auf die Nerven gehe, gibt es hierzu einen gesonderten Artikel. Aber ich finde dieses Flecken Erde lohnt sich auch für Campervan Freunde die es lieber trocken mögen. Allein der Weg nach Beauduc ist unglaublich: er führt durch weiße Salzseen in denen rosa Flamingos baden. In die absolute Einöde hinein. Mehr Details zur Anreise und Spot dazu aber hier.

Ein weiteres hübsches Flecken gibt es weiter südlich der Camargue, in L’Espiguette. Ein riesiger, breiter Sandstrand mit richtigen Dünen, die bis ans Wasser kriechen. Ja, ideal für Kiter. Aber auch für Reisende mit Kinder ein Paradies. Außerdem gibt es hier die ziemlich coole Strandbar L’Oyat, mit einem unverschämt leckeren Salat und einen riesigen Parkplatz hinter den Dünen, auf dem man nachts stehen darf (morgens zahlt man dann 6€ und darf den ganzen Tag parken – zumindest im September). Ich denke das Wort Paradies ist also nicht übertrieben 😉

Ein Abstecher in Aigues-Mortes lohnt sich in der Nebensaison sicher auch. Wir fanden das wunderschöne, kleine Dorf zwischen den alten Festungsmauern leider auch viel zu überlaufen. 

Investition:

Wieder einmal mussten wir feststellen, wie sehr wir das Campervan Roadtrippin lieben. Jeden Morgen an einem anderen Ort aufwachen zu können. Mal direkt hinter einer Düne, mal in einem Pinienwald. Ja, manchmal in großen Städten ist es vielleicht nicht so idyllisch, da stellt man sich dann in eine ruhige Wohngegend zwischen parkende Autos…aber selbst das macht ja nichts. Es geht uns nicht darum Geld zu sparen (dafür sind wir dann abends bei guten Speisen in Restaurants besonders spendabel – wenn es denn welche gibt) – dass man bei einem Roadtrip einen Bruchteil des Geldes investiert, den man sonst für 14 Tage Urlaub ausgeben würde, hat zwar einen schönen Nebeneffekt, dann kann man halt öfter im Jahr weg… Nein, der eigentliche Grund, diese Art des Reisens so zu lieben, ist die Freiheit. Das Gefühl autark zu sein. Sein Bett, ein bisschen Campinggeschirr, ein paar Klamotten, mehr braucht es gar nicht für das große Glück. Das Improvisieren macht Spaß und erinnert einen daran, wie sehr einen die simplen Dinge im Leben bereichern.

Viech der Provence:

Der Flamingo. Ein regelrecht hippes Tier (derzeit), dass es fast schafft mit dem Einhorn mitzuhalten, wenn es um Tassen, Bettwäsche, Poster oder anderen Schnick Schnack geht. Ein Flamingo ist ja eigentlich etwas sehr exotisches. Ein großer Vogel, der hübsch anzusehen ist und der einen schon als Kind im Zoo begeistert, wenn er da auf einem Bein im See herumsteht. Und dann sieht man diesen Vogel plötzlich im Süden Frankreichs. In einer Landschaft, die einen an die Atacama Wüste in Bolivien/Chile erinnert. Oh wie verzaubert war ich dort damals von den Wesen, die auch dort wie Farbkleckse auf einem weißen Salzsee standen? Und jetzt hier so ein Szenario? In Frankreich? Also wer coole Flamingos sehen will, gehe bitte nicht in den Zoo (die armen Tiere!) sondern fahre in die Camargue. Ok ich gestehe, die Atacama Wüste war schon noch mal eine andere Nummer. Aber wer es andersherum angeht als ich, erst Camargue, dann Atacama, ist vielleicht nicht so verdorben wie ich…

Erfahrung: Europa ich liebe dich. Und ich verspreche dir, dass ich dir nun noch mehr Zeit schenken werde. Es tut mir leid, dass ich dich ständig mit fernen Kontinenten betrüge, es liegt nicht an dir. Du bist auch toll. Ich werde mich mehr um dich kümmern. Versprochen.

Für noch mehr Inspiration kann ich Dir den Provence Artikel von Marianna auf ihrem Blog Weltenbummlermag empfehlen, für die Suche von geeigneten Schlafplätzen mit Deinem Van die App park4night.

 

Categories: Allgemein, Europa, Frankreich

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