Was Nordlichter mit Killerwalen gemeinsam haben?
Ganz einfach: Beide lassen sich nur blicken, wenn man Geduld mit Glück vereint. Außerdem: Das Gefühl, wenn man dieses Naturwunder dann tatsächlich vor Augen hat, ist unbeschreiblich. Die Dankbarkeit, die man im Moment des heiß ersehnten Rendezvous empfindet, könnte nicht größer sein. Schließlich lässt dieses Treffen sich nicht planen, reservieren oder mit unverschämt viel Geld (was man nicht hat) kaufen. Man hat einfach Glück gehabt. Einen 6er im Reiselotto sozusagen. Damit Du auf Deiner Nordlichter-Jagd auch erfolgreich bist, habe ich hier 10 Wege für Dich, Deinem Glück auf die Freudensprünge zu helfen.
1. Das richtige Reiseziel. Hier gilt es den beiden Polen so nahe wie möglich zu kommen. Das kannst Du in Nordamerika (Yukon, Northwestern Territories, Nunavut und Alaska), Kanada und Nordsibirien. Aber auch in der Nähe: In Nordschottland, in der Lapland Region Skandinaviens (also Norwegen, Schweden, Finnland). Sowie in Island und Grönland. Die Stadt Tromsø in Norwegen trägt den Namen „Capital of Northern Lights“, wohl weil es ein besonders perfekter Ort für die Sichtung von Nordlichtern ist. Hier gibt es auch einen internationalen Flughafen, das hilft schon mal. Generell würde ich aber nicht empfehlen, ausschließlich für die Nordlichter eine Reise zu unternehmen, da das recht frustrierend sein kann. Allenfalls mit einem Last Minute Flug, nachdem der Forecast einem gute Aussichten prophezeit hat.
2. Gutes Timing. Die größten Chancen Deinen Traum zu erfüllen hast Du zwischen September und März. Dabei sind die Lichter in den Monaten September, Oktober, Februar und März laut Statistiken besonders hell, warum wissen selbst Experten nicht. Außerdem ist die Uhrzeit wichtig – halte vor allem zwischen 22 Uhr und 2 Uhr die Augen offen (ja, das kann schwer werden). Und kurz nach Sonnenuntergang und kurz vor der Morgendämmerung. Mach’ Dich also auf einen Nordlicht-Jetlag gefasst.
3. Schönes Wetter. Hast man die beiden ersten Punkte erfolgreich berücksichtigt, sieht man die Polarlichter in jeder zweiten Nacht – wenn sie denn sternenklar ist. Wir haben unseren Trip durch Lappland also knallhart nach dem Wetter geplant und die einzigen beiden klaren Nächte in unserer Woche dort oben auf Teufel komm raus nach den Lichtern gejagt. Und ja, du ahnst es, es hat sich gelohnt…
4. Flexibilität im Reiseplan. Fliegt man nicht nur für ein Wochenende Last-Minute nach Tromsø oder sonstwo, sondern verbindet seinen Trip mit einem Abenteuer im Schnee (was sich durchaus lohnt, wie Du im Artikel Lappland im Winter lesen kannst), sollte man versuchen spontan zu bleiben. Wir haben einen der wenigen herrlichen Sonnentage im Auto statt auf der Skipiste verbracht, weil wir so die Nacht bereits in Lappland, nördlich des Polarkreises, verbringen konnten. Das tat weh. Bis die Sonnenwinde den Schmerz hinwegfegten. Noch schmerzhafter muss es aber sein, wenn man sich eines dieser überteuerten Glasiglus mietet (die man überall auf Pinterest und Instagram sieht und die man nur mit frühzeitigster Reservierung ergattert) und dann nur auf Wolken oder Schnee starrt. Generell gilt natürlich: Je mehr Reisetage Du hast, desto größer die Chancen. Ist sternenklar oder?
5. Das Wohnen und Reisen im Campervan oder Womo erleichtert die Jagd auf Nordlichter (und ist auch sonst ganz wunderbar, wie Du im Artikel Finnland im Winter lesen kannst). Punkt 4 lässt sich leichter erfüllen, da man Unterkünfte nicht vorher buchen muss, sondern nachts einfach wild irgendwie schläft. Des Weiteren übernachtet man meist an Orten die Punkt 6 entsprechen. Und ganz wichtig: Man sitzt im Warmen und kann ganz herrlich bei einer Tasse Tee durch die Frontscheibe Ausschau halten.
6. Dunkelheit. Die Wahrscheinlichkeit die Polarlichter in all ihrer Pracht bewundern zu können ist abseits der Lichtverschmutzung durch Städte deutlich größer. Je dunkler die Nacht, desto funkelnder das Erlebnis.
7. Weitsicht. Finde einen Ort, an dem Du möglichst weit gucken kannst. Auf einer Bergkuppel, am Rand eines Sees oder Feldes.
8. Vorhersage. Es gibt zahlreiche Apps und Webseiten, auf denen man die Aktivitäten im Himmel beobachten kann und die einen alarmieren, wenn die Chancen gut stehen. Hier gibt es von Land zu Land unterschiedliche Anbieter. Also einfach mal googlen und downloaden. Mittlerweile ist man ja in Europa überall online.
9. Warm anziehen. Die klaren Winternächte werden kalt. Und wenn Du die Lichter tanzen siehst, wirst Du lange mit weit geöffnetem Mund dastehen und wie erstarrt in den Himmel sehen. Besser also, Du erstarrst dabei nicht wirklich.
10. Eine Portion Glück. Die braucht aber gar nicht mehr so groß zu sein, wenn Du Dir die oben genannten Punkte zu Herzen nimmst. Ich drücke Dir fest die Daumen.
Und wenn es dann endlich so weit ist? Das Spektakel beginnt meist mit einem grünen Band, das sich über den Himmel zieht. Bei uns ging der Spaß direkt nach Sonnenuntergang los und wir freuten uns schon über den grünen Streifen wie die Schneekönige – und ahnten nicht, dass das erst der Auftakt für ein wahres Feuerwerk am Himmelszelt war. Wir wechselten nochmal kurz die Location, auf eine Waldlichtung, wo wir über Nacht stehen konnten und dort ging es dann erst richtig los. Und zwar genau über uns. Es formierte sich ein Kreis über unseren Köpfen, fast wie ein riesiger Heiligenschein (aber dafür sind wir natürlich nicht brav genug). An den Seiten tropfte rote Farbe in den Nachthimmel herab. Es war so beeindruckend, dass ich jetzt noch Gänsehaut bekomme, wenn ich das so beschreibe. Vor lauter Tränen in den Augen vergaß ich das Fotografieren. Aber das macht nichts, die Korona (wie man dieses Phänomen nennt, das tatsächlich direkt über einem – aber in 100 Kilometer Höhe stattfindet) hat sich ohnehin in mein Gedächtnis eingebrannt. Weil Fotos aber natürlich ein fabelhafter Weg sind um Erlebnisse festzuhalten, gilt es bei den nächtlichen Aufnahmen ein paar Dinge zu beachten. Am Besten probierst Du in lichterlosen Nächten schon mal etwas herum, damit es dann auch auf Knopfdruck funktioniert, wenn es so weit ist.
• Ganz wichtig: Stets geladenen Akku dabei haben. Stell Dir vor der Himmel funkelt und Deine Kamera ist leer. Bei der Kälte und durch die lange Belichtung gehen die Akkus außerdem schneller leer. Am Besten also Du hast 1-2 Reserve-Akkus dabei.
• Mit dem Smartphone oder der GoPro kannst Du das Fotografieren übrigens vergessen.
• Du brauchst eine gute Kamera und ein Objektiv, das viel Licht herein lässt.
• Und ein Stativ, damit die lange Aufnahme nicht verwackelt. Damit Du beim Drücken auf den Kopf nicht an der Kamera rüttelst, empfiehlt es sich per Fernbedienung oder im Selfie-Modus auszulösen.
• ISO auf 400 bis 800 stellen. Dann den Autofokus aus und Schärfe auf Unendlich stellen. Bei der Belichtungszeit musst Du etwas rumprobieren – irgendwo zwischen 4 und 15 Sekunden bekommst Du tolle Bilder. Die Blende solltest Du möglichst weit geöffnet lassen (also bei kleinem Blendenwert z.B. 2.8). Für mehr Tiefenschärfe kannst Du sie auch etwas schließen und dann evtl. über eine längere Belichtungszeit ausgleichen.
• Vergiss bloß nicht, auch mal in den Himmel zu schauen. Egal, wie gut Deine Bilder werden. So schön wie die Erinnerung können sie kaum sein.
Categories: Finnland, Reisetipps
Lena, Deine Beschreibung ist hervorragend, es ist wie eine Gebrauchsanweisung. Ich werde mich genau daran halten und hoffen, auch solch ein Glück zu haben die Nordlichter zu sehen.
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen!