Perth // Margaret Rriver // Pinnicals

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Vorwort der Woche: Der absolute Höhepunkt, aber auch absolut ärgerlich. Ja, ich weiß, der erste Satz eines Textes ist von größter Wichtigkeit und ich sollte ihn deshalb nicht unbedingt fluchend beginnen, aber ich muss einfach. Da verbringt man die letzten 30 Wochen damit, sich abzuhetzen und regelmäßige Artikel über sein Reisendes Dasein zu verfassen und dann schafft man es kurz vor Toresschluss doch noch, den vorletzten mit dem letzten Eintrag zusammenlegen zu müssen. Und jetzt habe ich wirklich eine Entschuldigung, die mir nur mittlerweile wahrscheinlich keiner mehr glaubt. Wer diesmal Schuld ist? Natürlich nicht ich, sondern die Westküste. Beziehungsweise ihre spärliche Infrastruktur. Es ist nämlich so, dass ich die letzten 2 Wochen nicht nur beinahe ausschließlich im Funkloch verbracht habe sondern auch in der aller teuersten Internetzone der ganzen Reise. 7 Dollar, für eine Stunde Internet, waren mir einen letzten pünktlichen Blogeintrag dann leider nicht wert, zumal ich aufgrund meiner 4 Fingertechnik (sehr schnell, aber viele Fehler) wahrscheinlich gerade mal bis zum Ort der Woche gekommen wäre. Jetzt also ein Spezial: 2 für 1. Herzlichen Glückwunsch.

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Viech der Woche: Die Fliege. Und ich sage hier absichtlich nicht EINE Fliege. Kann sich mal einer bei mir melden und mir ganz ehrlich mitteilen, ob er oder sie in den letzten 11 Tagen eine Fliege gesehen hat? Ich habe nämlich das Gefühl, dass durch einen sehr unglücklichen Zufall alle Fliegen dieser Welt auf einmal an Australiens Westküste sesshaft geworden sind. Genauer genommen, stets im Umkreis von ca. 500 Metern unseres Vans. Außerdem müssen es genmanipulierte Fliegen sein, denn sie müssen schlauer sein als die normale Stubenfliege, da die hier vorhandenen Exemplare A in dicken Schwärmen auftreten und B (viel bemerkenswerter) so schnell sind, dass sie in nur einem Sekundenbruchteil da sind, wo ich und meine Mitreisenden auch sind. Da will man morgens mal kurz austreten, sagen wir mitten auf einer einsamen Wüstenstraße, auf der man genächtigt hat, und hat gerade seinen barfüssigen Treter auf den Sand gesetzt, da tun diese Biester dasselbige, nur eben auf meiner Wenigkeit. Na ja, so wenig kann das auch wieder nicht sein, weil ca. 50.000 Fliegen auf mir Platz haben. Es ist einfach unerträglich. Das Geräusch ist gegen das ständige Kribbeln auf der Haut wie Musik in meinen Ohren. Wenn es nur bei dem Kribbeln bliebe, ich bin sicher, man gewöhnt sich an alles… Hinzu kommt aber, dass diese Viecher auch noch unglaublich neugierig sind. Oder Körper-Öffnungen-Fetischisten. Würde man sie nämlich nicht entrüstet davon abhalten, sie würden einem glatt in die Nase, die Ohren und bevorzugt in den Mund marschieren. Und hat bitte schon einmal jemand von einem Lebewesen gehört, dass seinem Feind (und WEIß GOTT, der bin ich) direkt in den Mund klettert? Ich nicht. Die Hitze scheint denen ja ordentlich auf den Grips geschlagen zu sein. Jedenfalls kann ich außerdem noch festhalten: Je weiter nördlich von Perth man ist, desto mehr Fliegen sind es auch. Es lohnt sich trotzdem, trotz nichts hören, nichts sagen, nichts sehen. Wenn man doch nur ein paar Hände mehr hätte…

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Investition der Woche: 2 x 85$ für 2 Chinese Hats. Tja, was das ist, wusste ich auch nicht bis wir 2 davon versehentlich verschrotteten. Diese Gegenstände hat man jedenfalls auf dem Dach eines Luxus-Campervans der 3.4m hoch und ungefähr 6m lang ist. Ein Chinese Hat hat die Funktion, diesen LKW von Van mit Frischluft zu versorgen, beziehungsweise den fast nie auftretenden Regen, am Eindringen zu hindern. Jedenfalls haben wir uns die beiden einzigen Chinese Hats vom Dach gesäbelt (wie passend). Wir suchten auf dem einzigen Campingplatz, den wir in der ganzen Zeit besuchten, ein wenig Schatten unter einem lächerlich instabil wirkenden Strohdach, als es uns heimtückischer Weise, direkt unsere Hütchen nahm. Leider gab es auch kein Schild, welches uns an die Größe unseres Ungetüms erinnert hätte. Jaqui parkte, von Hitze und Fliegen geplagt, ohne Nachzudenken darunter, ich fuhr in Vorfreude auf den Pool und den kühlen Weißwein, ohne Nachzudenken mit großem Gepolter darunter weg. Macht einmal 170 $ bitte. Schade, dass wir nur für alles über 200 $ versichert sind. Der Gedanke der Dir da gerade kommt, den hatten wir auch schon, glaub’ mir. Wir haben es aber gelassen und sind die restliche Zeit mit einer Decke anstatt eines Hutes gefahren. Ein türkischer Campervan sozusagen, anstatt eines asiatischen.

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Beobachtung der Woche: Man wird zum Sparfuchs und zum Dieb wie ich einst beobachtete. Aber man stellt sich geizige Leute ja immer vergrämt, unter Umständen sogar mit Buckel, mit Sicherheit aber todunglücklich vor. Wir allerdings sind sehr glückliche Sparfüchse. Und ich konnte beobachten, dass jeder gesparte Cent oder aber auch jede 120 gesparten Dollar einen noch froher stimmen, als eine beispielsweise legal erworbene Eintrittskarte. Ich will mich erklären: Sonntag spielte eine meiner liebsten Bands, beim Womadelaide Festival in Adelaide. Ich wollte unbedingt hin und war sogar bereit die 100 Dollar zu zahlen. Erst zumindest. Dann, nach längerem Überlegen, aber doch nicht mehr. Das war aber eben auch nicht nötig, denn am Vortag war ich zum 100sten Mal in einem australischen Zoo gewesen, um meine Schwester bei ihrem Ersten zu begleiten. Durch den Hinterausgang gelangten wir dann aus Versehen tatsächlich direkt aufs Festivalgelände! Dieses Wissen würde wohl jeder schamlos ausnutzen und so machten auch wir uns am nächsten Tag mit gepacktem Picknickkorb allesamt auf den Weg zum Zoo. Da wir erst um halb 5 da waren, der Zoo aber um 5 Uhr schließen würde (Plan Teil 1) wollte die Dame uns gar nicht mehr hineinlassen (Hindernis Nr.1). Als sie aber erfuhr, dass es unser letzter Tag in Australien sei (Plan Teil 1) und wir noch nie einen Koala gesehen hatten, kamen wir sogar umsonst für die letzte halbe Stunde rein. Ein kleines bisschen zu früh gefreut, über das umsonst zu besuchende Konzert. Der Hintereingang war versperrt. (Hindernis Nr.2) Irgendjemand hatte das Tor verschlossen. Da wir uns den Spaß nicht nehmen lassen wollten, kletterten wir kurzerhand in unseren Kleidchen über den Zaun und waren, schwups, nur von ein paar Rockern die uns lachend beobachteten, auf dem Festival Gelände. Gaben wir den Veranstaltern auch kein Eintrittsgeld, so gaben wir „The Cat Empire“ jedenfalls ordentlich Beifall. Und wenn man Geld für Tickets spart, kann man auch mehr Geld für Drinks ausgeben. Das macht dann wieder jeden glücklich. Besonders uns. Das ist also die Lösung. Wenn man Geld für etwas spart, macht das Ausgeben für etwas anderes noch viel mehr Spaß und man ist doppelt glücklich. Nachahmen nicht unbedingt empfohlen. (Irgendwie fühle ich mich verpflichtet das noch zu schreiben).

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Ort der Woche: Die südliche Westküste von Perth. Weil hier A keine Fliegen fliegen und B unzählige Weingüter zu Weinproben einladen und Käserein, Schokoladenmanufakturen und Obstplantagen zu Free Tastings einladen. Man macht dann so etwas wie Barhopping, nur eben mit Essen, das man umsonst probieren kann. Der Wein ist ausgezeichnet, die Schokolade unschlagbar, der Käse ziemlich gut und die Früchte wieder einmal saftiger denn je. Gewinner der Unterkategorie „Frucht der Woche“, ist übrigens die Feige. An einer sehr einsamen Straße lag eine Weinplantage, an der Jaqui und ich Dessertwein probieren wollten. Der Besitzer wollte uns über den Tisch, und unser Geld aus den Taschen ziehen, also machten wir kehrt und klauten ihm ein paar Feigen. Gut, wir deckten uns mit einer ordentlichen Ration für die Woche ein. Dass auch dies wieder nicht ganz legal war überliest man hier bitte, da man sonst wirklich langsam annimmt, ich hätte kriminelles Blut neben dem Wein in meinen Adern fließen.

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Erfahrung der Woche: Da hat man 3 Mädels mit Abitur in einem Van sitzen, die einfach zu dumm sind, um aus Fehlern zu lernen. Der Fehler: Weil der Sprit anderswo etwas billiger ist, tankt man erstmal nur ein bisschen. So ein bisschen, dass man es kaum noch zum anderswo schafft. So ein bisschen, dass man eine weltweit einzigartige Sehenswürdigkeit, die 15km neben der Strasse liegt, unbeachtet hinter sich lassen muss, weil man sonst den nächsten Ort nicht mehr rollend erreichen würde. Man schafft es so gerade zur Tankstelle und tankt vorsichtshalber nur ein bisschen. So ein bisschen, dass es noch knapper wird als beim ersten Mal und man, neben der in der Dämmerung am Straßenrand lauernden Vielzahl von Kängurus, Füchsen, Ziegen, Kühen und Springmäusen, eben auch noch panisch auf das kleine gelbe Lämpchen starren muss, das einem irgendwie hämisch in die Augen zu blenden scheint. Eine nicht so schöne Erfahrung, die sich seit dem glücklicherweise nicht wiederholt hat. Trotzdem bemerkenswert. Na ja, es war Freitag der 13. und wir haben es trotzdem geschafft. Haben wir jetzt die Unglückstheorie widerlegt?

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Rest der Woche: Es war eine schöne erste Woche an der Westküste. Endlich wieder im Van, endlich wieder jede Mahlzeit am Meer einnehmen und beim Rauschen der Wellen einschlafen. Ich liebe es. Jetzt haben wir auch noch die Luxusvariante von einem Van. Da ein Van für 4 nur insgesamt 40 Dollar teurer war als einer für 3, haben wir natürlich den Größeren genommen. 3 Mädels brauchen schließlich Platz. Und scheinbar einen Kühlschrank (stets voll, meist mit Obst und Schokolade), eine Mikrowelle, Toaster, Wasserkocher, Herd und allem Pipapo. Es ist schon noch mal ein anderes Reisen, wenn man solche Dinge hat. Notwendig sind sie nicht, praktisch aber schon. Unpraktisch nur, dass wir nur wild campen und für den ganzen Klimmbimm nie Strom haben. Der Kühlschrank ist das Wichtigste und der läuft über die Batterie. Alles gut also. In unserem kleinen, rollenden Einfamilienhaus ging es dann also erst runter in den Süden von Perth, bis nach Margaret River. Dann hoch bis Cervantes, wo wir im Nambung National Park die weltweit einzigen Pinnicals ansahen. Eine bizarre, gelbe Wüste voller bis zu 4 Meter hoher Kalksteinnadeln, die dort in den Himmel stechen. Ich kann übrigens mit Stolz berichten, dass wir die, wegen Spritmangels verfehlte Sehenswürdigkeit, auf dem Rückweg nachholten. Es handelt sich dabei um Stromalotiten. Bakterien von vor 3 Millionen (oder waren es Billionen) Jahren. Und so etwas guckt man sich in seinem Urlaub an. Weil es eben einzigartig ist. Fast so, wie die Menge der daran teilhabenden Fliegen.

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Categories: Australien

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