Beobachtung der Woche: Auch wenn man nicht sehr genau beobachtet wird man trotzdem merken worum sich meine Beobachtungen hier so drehen: Zeit, Zeit, Zeit. Anfangs habe ich mich auf den Tag gefreut, an dem ich in den Flieger steige und nach Hause fliege. Das tue ich auch immer noch. Alles worauf ich mich allerdings freue sind meine Familie und Freunde. Sonst habe ich, wenn ich ehrlich bin, fast ein wenig Angst davor. Ich habe keine Angst davor alles könnte sich verändert haben während ich weg war. Eher davor, dass alles noch genau so ist wie es war. Ich habe mich nämlich verändert. Passe ich noch rein in mein altes Leben? Wenn ich jetzt schon Schwierigkeiten habe die “Pflicht” des Blogschreibens zu erfüllen, wie ist es dann wenn ich wahre Pflichten erfüllen muss? Was mache ich in der einen Woche in meinem alten Leben, bevor ich wieder aufbreche in ein neues? Einen neuen Job. Eine neue Stadt. Eins weiß ich jedenfalls: Der Reisende in mir ist zum Leben erwacht und hat es sich so richtig gemütlich gemacht in meinem Herzen und meinem Ohr. Er wird sich bemerkbar machen und nicht zur Ruhe kommen. Und das ist gut so. Er ist herzlich willkommen und er wird bleiben. Vielleicht sollte ich ihm schon mal einen Namen geben?
Erfahrung der Woche: Wenn man Geld braucht macht man wirklich jeden Job. Da es die ersten Tage recht schwierig war hier in Manly einen neuen Job zu finden (den ich ja nun mal mehr als schnell brauchte) nahm ich erst einmal jeden Job an den ich kriegen konnte. Darunter eben auch einen, den kein Mädchen mit etwas Selbstwertgefühl machen sollte (ich spreche hier nicht von Prostitution – was denkt ihr eigentlich!?). Ich bekam einen Job in einem dieser Lokale, vor dem die Kellner auf der Straße stehen und jeden Passanten mit dubiosen Sprüchen anzulocken versuchen. Schenkt man diesen Leuten auch nur einen Blick hat man schon verloren und verendet kläglich mit einem fettigen, überteuerten Fraß, auf dem Teller – der nicht nur jeden Cent nicht wert ist, sondern einem wahrscheinlich noch nach 2 Wochen Magengrummeln beschert. Den Job als Kellnerin in einem solchen Schuppen hatte ich schnell und wurde wortwörtlich mit Küsschen von den schmierigen Bossen empfangen. Alles halb so wild, immer auf die Gäste konzentrieren und an das Geld denken, das man für Haitauchen oder Fallschirmspringen ausgeben wird (ein weiter Weg bei 11$ die Stunde). Am 2. Tag sollte auch ich mich dann mit dem Menü an die Tür stellen und Leute zu ihrem Pech zwingen. Ich kann noch genau sagen wie viele ich ansprach: 0. Den Job war ich nach einem Tag los, warum ist klar. Zum Glück erhielt ich am nächsten Tag den Anruf meines neuen Chefs, für meinen neuen Job in einem super schönen italienischen Café (16 $ die Stunde, am Wochenende sogar 21$), wo das Essen umsonst ist, jedes Getränk was man trinken will nicht 2 $ kostet sondern umsonst ist, die Gäste nett sind und die Kollegen auch. Zum Glück. Mit einem Job wie dem vorherigen wird man garantiert super geizig, weil man alles was man sich kaufen will und auch muss, in Stunden umrechnet die man sich quälen musste. Und dann verhungert man lieber, als sich für 3 Dollar ein Abendessen zu kaufen.
Ort der Woche: Der Ort des seltsamsten Sonnenbades meines Lebens. Es trug sich folgendermaßen zu: Der Abschiedsabend von einer Reisebekanntschaft fand im Ferienhaus ihrer Freundin statt. Wir waren also für 1 1/2 Stunden dem Highway Richtung Süden gefolgt und kamen schließlich in einem wunderschönen, barock eingerichteten Sommerhaus mit goldenen Wasserhähnen an. Nachdem der Abend ausgiebig mit Wein unter Weinreben begossen worden war, wollten die beiden Mädels am nächsten Morgen Reiten gehen. Ich fühlte mich zu alt und arm fürs Ponyreiten, hatte schlichtweg keine Lust für so eine Zeitverschwendung mein hart erspartes Geld auszugeben (ich übertreibe absichtlich um dem möglicherweise pferdebegeisterten Leser meinen Standpunkt aufzudrängen). Mitten in der Pampa Australiens befand sich also ein Reiterhof. Alles sehr skurril. Ungefähr 50 Quadratkilometer Land, 5000 Fliegen, 10 Pferde, 2 Gebäude so groß wie das Pentagon, eines davon eine Bauruine, das andere mindestens genauso gruselig. Der perfekte Ort für einen Horrorfilm. Nachdem die einzige Person auf dem ganzen “Gehöft” (so nennt man solche Orte, richtig?) mit meinen beiden Freunden davon getrabt war, stand ich also mutterseelenallein mitten in dieser vorherig beschriebenen Örtlichkeit. Verrückterweise befand sich in dieser wüstenähnlichen Einöde ein See. Es war ein richtiger See, nicht irgendein Wasserloch. Da die Besitzerin mir vorher gesagt hatte, ich könne darin schwimmen, machte ich mich also auf den Weg zu der so idyllisch wirkenden Wasserpfütze, vorbei an 7 frei grasenden Pferden umgeben von 5000 Fliegen. In das Wasserloch wollte ich trotz der 40 Grad doch nicht mehr springen, mir kam in den Sinn es könne vielleicht ein ganz gerissener Trick sein die wenigen anreisenden Touris dazu zu bringen sich halb nackt auszuziehen und dabei zu beobachten, wie sie von einem garantiert in dem See hausenden Monster aufgefressen werden. Ich beließ es also dabei mich halbnackt auf eine der abgewrackten Sonnenstühle zu legen, die skurriler Weise am Uferrand standen. Nach ziemlich genau 5 Minuten wurde mir die Sache zu bunt, heiß und summend. Nachdem ich noch einen kurzen Blick in die Bauruine geworfen hatte und mir dabei unheimlich mutig vorkam, bemerkt ich das erste Mal wie leise es mitten in der Pampa ist und wie viele Geräusche man selbst eigentlich so macht. Jedes andere Geräusch lies mich nervös zusammenzucken. Kurz darauf realisierte ich dann „zum Glück“ immer, dass ich das Geräusch selbst verursacht hatte. So viel zu meiner ersten Nahwüsten-Erfahrung. Die Geschichte hat auch ein Happy End: Keine Massenmörder, Schlangenbisse in der Einöde, oder Monster im See.
Hausviech der Woche: Jetzt ist es „endlich“ mal passiert: Ich habe eine dieser gigantischen Spinnen gesehen, eine Huntsman. Eigentlich müsste ich ihr den Titel diese Woche widmen. Dabei wollte ich mal mit einem ganz anderen, ausgefallenen Tier prahlen, dass ich diese Woche durch ein wenig Recherche und bekundetes Interesse kennenlernte. Aber dann eben eins nach dem anderen, nämlich folgendermaßen:
Eine Huntsman ist insgesamt ungefähr so groß wie ein Feldhockeyball, ihr Körper ist „recht klein“, aber ihre Beine sind so lang wie die von Giselle Bündchen, nur behaarter. Plötzlich, nach einer das Thema betreffenden Skype-Unterhaltung mit meinen Eltern, darüber, ob ich schon eines dieser australischen Monster gesichtet hatte, wurde mir später an der Wand über dem TV eine von ihnen buchstäblich schwarz auf weißer Kalkwand serviert. Halb panisch, halb erfreut stürmte ich also die Treppen hoch, um meine Kamera zu holen und, um diesen Event später auch beweisen zu können. Nur als ich wieder runter kam, war das Ding weg. Nun überwog die Panik. Mit zitternder Hand wurde jedes erdenkliche Licht eingeschaltet. Ich fand sie ungefähr 10 Meter weiter weg von dem Punkt, an dem sie vorher gesessen hatte. Fälschlicher Weise hatte ich immer gedacht so große Spinnen seien so langsam wie sie groß sind. Ganz falsch! Sie wollte mir das wohl auch beweisen und flitze ein bisschen an der Wand umher. Meinen Schnappschuss kriegte ich trotzdem, schlafen konnte ich diese Nacht nicht besonders gut. Num zum eigentlichen…
Viech der Woche: Letzte Woche nutze ich meinen freien Tag, um ins National Museum of Australia zu gehen. Ein sehr lohnender Ausflug, mit vielen guten Ausstellung, darunter auch eine über die kreuchen und fleuchenden Gefahren Australiens (ein komischer Ausdruck der zwar passend, wohlmöglich aber falsch geschrieben ist). Was ich da jedenfalls unter anderem kennenlernte, war eine zwar gänzlich ungefährliche, aber doch beachtenswerte 2 Euro große Fliege namens „Eastern Upside Down Fly.“ Ich finde sie sollte das Australische Nationaltier werden – oder zumindest berühmt, da sie doch so gut nach Down Under passt. Ihr Name hält nämlich genau was er verspricht: Bei dieser Fliege läuft alles rückwärts und kopfüber, außer wenn sie fliegt oder bergab geht (das ist zu verrückt, als dass ich mir so was als Scherz einfallen lassen könnte). Immerhin ein Lebewesen also das bemerkt hat, dass hier alle auf dem Kopf leben. Eben Down Under.
Investition der Woche: 11$ für Sushi. Und da habe ich mir mal was gegönnt, zum Abschied meiner Freundin Szylvie. Sonst ist dies hier definitiv die sparsamste Phase meines Australienaufenthaltes: Keine Miete (weil ich in der WG einer Reisebekanntschaft wohnen kann), kaum Geld für Essen (weil ich bei meiner Arbeit soviel essen kann wie ich will), kaum Aktivitäten (keine Zeit). Jeden Cent will ich sparen für den letzten Monat meiner Reisen, die in 19 Tagen wieder beginnen wird. Noch 19 Tage arbeiten, noch 19 Tage immer im gleichen Bett aufwachen. Noch 19 Tage ohne meine Schwester und Freundin. Noch 19 Tage sparen was das Zeug hält. Gefühlt werden es wohl 7 sein. Das die Zeit noch schneller umgeht als sonst ist gut, weil meine Liebsten dann schneller hier sind, schlecht weil alles sich noch schneller dem Ende zuneigt. Alle Versuche die Zeit zu verlangsamen sind jedenfalls gescheitert. Ich hoffe es gelingt mir dann in 19 Tagen.
Rest der Woche: Gestern war es doch tatsächlich so heiß, dass der Asphalt schmolz und ein Motorrad das direkt neben dem Café gestanden hatte umfiel, weil der Ständer in die heiße Straße eingesunken war. Ein sehr gelungenes Beispiel um zu beschreiben wie heiß es hier gerade ist. Der Hitzehund aus Port Douglas ist also wieder da. Ich glaube ich gehe jetzt ins klimatisierte Nationalmuseum. Bis in die Innenstadt ist es jedoch ein weiter Weg. Und der Strand ist so nah. Ich werde ihn besiegen den Hitzehund. Wenigstens heute mal.
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