Viech der Woche: Dieses Viech der Woche ist mir schon vorher in diesem Land das ein oder andere Mal über den Weg gehuscht. Das war dann aber stets auf einem der unzähligen Bush-Walks durch den Regenwald, wo man jedes Mal wie angewurzelt stehen blieb, möglichst geräuschlos seine Kamera aus der Tasche herauskramte, um dann ein mehr schlechtes als rechtes Foto von ihm zu schießen. Hier in Byron Bay, in dem Hostel das sich Arts Factory Lodge nennt, recht teuer ist, mir aber von so vielen Leuten empfohlen wurde, dass Birte und ich es uns für unsere letzten gemeinsamen Tage noch einmal gönnen wollten, läuft dieses Viech nicht weg. Nein, es posiert mehr oder weniger für einen, wenn es nicht gerade neben einen chillt wenn man mit seinem Frühstücks Tee in der Hängematte liegt und ein paar Seiten lesen will. Die Rede ist hier von einer Echse. Einer Echse von imposanter Größe, aber das ist in diesem Land ja so üblich. Eine Ratte wäre dagegen mit David (dem von Goliath) zu vergleichen. Dieses Hostel wimmelt jedenfalls nur so von Tieren, was man sicherlich auf der Pro-Seite des Hostels verbuchen könnte (Naturverbundenheit und so) wenn man wollte. Man kann sich denken, dass ich das aber nicht tue. Spinnen, Wombats und Echsen zähle ich eben nach wie vor eher ungern zu meinen Nachbarn. Noch vor einem Jahr habe ich behauptet, dieses Land aufgrund seiner Tiere nicht betreten zu wollen. Allen gleich eingestellten Angsthasen sei gesagt: Mach’ Dich nicht selbst zum Viech der Woche, sei kein Angsthase! Fahr’ nach Australien. Es lohnt sich!
Investition der Woche: Ein Busticket für die Kiwi Experience. Einem „Hopp on-Hopp off Bus“, der mich ab dem 11.11 (jootes Datum) über beide Inseln von Neuseeland karren wird. Diese Investition war dicht gefolgt von einem Flugticket Sydney-Auckland-Sydney. Noch dichter gefolgt von einem schlechten Gewissen, nämlich dem Wissen, dass mein Geld für diese Exkursion nicht reichen wird. Ist es unvernünftiger Geld auszugeben, das man erst wieder nach der Rückkehr verdienen kann (und wird)? Oder ist es unvernünftiger etwas nicht zu machen, was jetzt gerade so nah und so vielversprechend ist? Die Investition ist getätigt und ich denke das Geld ist gut angelegt. Dennoch gut zu wissen, dass meine Zukunft nicht in der Finanzwelt liegt sondern in der Werbung, wo ja bekanntlich mit Geld nur so um sich geschmissen wird (zumindest noch ein bisschen).
Beobachtung der Woche: Birte und ich ziehen das Glück an. Denn es folgt uns auf Schritt und Tritt. Nachdem wir Rainbow Beach verlassen hatten, wartete Noosa auf uns. Abends gab es ein äußerst positives Telefonat mit meiner Agentur zu feiern – ich kann länger hier umher reisen und darf meinen neuen Job 4 Monate später antreten! Da unsere Jungs (Phil & Tayler) keine Lust hatten auszugehen, ging ich mit Birte ins nahe gelegene „Koalas Hostel“ wo verrückter Weise auch ohne uns schon ausgiebig Halloween gefeiert wurde. Kurz darauf lernten wir auch schon eine Gruppe von Brisbanern kennen, die uns am nächsten Tag schön mit auf eine Bootstour zu einem einsamen Strand nahmen, den wir dann mit den frischsten und leckersten Krabben unseres Lebens und einigen Coronas mit Limetten in vollsten Zügen und Schlücken genossen. Nach Noosa ging’s dann nach Surfers Paradise, wo schon die nächsten äußerst sympathischen Leute auf uns warteten. Taylers Freunde, mit denen er ab jetzt ein Appartement teilen würde. Und mit uns für die nächsten 3 Nächte. Wir lernten von einem der Jungs Capoeira, Salsa und Angeln (fast alle von den Jungs haben schon mehr oder weniger eine Weltreise hinter sich). Ich kann nicht behaupten ich könnte jetzt Angeln, weil einen Fisch fing ich nicht (der Ergeiz ist aber geweckt) und um Capoeira und Salsa zu beherrschen bräuchte es wohl noch ein paar weitere Einheiten, aber dennoch ist es doch verwunderlich, was man auf so einer Reise alles lernt, womit man in Kontakt kommt und worüber man anfängt nachzudenken. Reisen verändert einen und eröffnet einem einen Zugang zu einer ganz neuen Welt und Sichtweise. Eine Erfahrung die goldwert ist, auch wenn sie einen dazu bringt, aus einem Flugzeug zu springen, sich seine seit jeher langen Haare abzuschneiden oder Haschcookies im Hippie und Marihuana-Städtchen Nimbin zu probieren (die einfach nur unglaublich müde machen langweilig.) Oder eben gerade deswegen.
Ort der Woche: Der Strand von Byron Bay. Neben mir ein Surfbrett, ein Typ mit Gitarre der Jack Johnson erstaunlich ähnlich klingt, die Sonne auf meinem Bauch, die Arme müde vom Surfen. Die Erfüllung des Bildes, das ich immer von Australien hatte. Und es fühlt sich mindestens genau so gut an wie ich es mir vorgestellt hatte.
Erfahrung der Woche: No risk, no fun. Es stimmt. Klar, jetzt wo ich weiß, dass alles ein gutes Ende genommen hat, ich nicht gekündigt wurde und nun erst 4 Monate später in mein Heimatland zurückkehren muss, kann ich das leicht sagen. Aber die Erfahrung bestand ja aus dem Prozess. Und ich kann nur sagen, ich hätte mir in den Allerwertesten gebissen (irgendwie hätte ich das hingekriegt, vielleicht mit Hilfe von meinen neuen Capoeira Grundkenntnissen) hätte ich nicht gewagt, um eine Vertrags-Verschiebung zu fragen. Fragen hätte hier etwas kosten können, hat es aber nicht. Eine so verständnisvolle Antwort von meinem zukünftigen Arbeitgeber hätte ich nie erwartet. Es ist eine schöne Erfahrung, denn scheinbar wissen auch Menschen in höheren Positionen was Reisen bedeutet und wie wichtig es ist. Man reist mehrere tausende Kilometer, an tausend verschiedene Orte, braucht dafür sehr viel Zeit und am Ende findet man … sich selbst. Ein schöner Weg, um an ein schönes Ziel zu kommen. Auch wenn das mit dem Weg und dem Ziel schon mal irgendwer so ähnlich gesagt hat, das mit dem Selberfinden hat er vergessen zu erwähnen. Oder hat es absichtlich verschwiegen, weil jeder das selber auf seinen Weg finden muss.
Rest der Woche: Wie man aus meinen schnulzigen Beschreibungen weiter oben wohl leicht erkennen kann, liegt eine weitere wundervolle Woche hinter mir. Hinter uns. Was seit vorgestern Birte und ich hieß, heißt ab übermorgen nur noch ich. Phil und Sir Rocket haben uns in Byron Bay abgesetzt und sind auf dem Weg nach Süden. Jetzt beginnt wieder ein neuer Teil, ein anderer. Heute ist mein vorerst letzter Tag mit Birte. Das gehört leider auch zu einem großen Teil des Reisens dazu. Die Zeit rast und man muss ständig Leuten die einem schnell ans Herz gewachsen sind wieder auf Wiedersehen sagen. Auf Wieder-sehen. Denn meine nächsten Jahre Urlaub sind fast schon verplant möchte ich meinen. Mit freier Unterkunft und Einheimischen-Rundführungen in fast allen Teilen der Welt. Jetzt steht also erstmal eine weitere Abschiedsparty an. Vielleicht sind Abschiedspartys auch der Grund, dass man jeden 2. Tag ausgeht und zwar mit allem was dazu gehört. Den Kater hat man sich da zwangsläufig einfach abgewöhnt. Zum Glück gibt es aber genau so viele Willkommens- oder Kennenlernpartys – und zum Glück machen beide Spaß. Weil man eben doch immer irgendwie glaubt, dass man sich immer zwei Mal sieht im Leben. Mindestens.
Categories: Australien