Kalpitiya // Colombo

Erfahrung der Woche: Ein Krankenhaus-Besuch in Sri Lanka. Leider handelte es sich hierbei nicht um eine komische Art des Sightseeings sonder um eine Notwendigkeit. Das Glück hatte uns Doofen, beziehungsweise Tom, nämlich leider letzte Woche verlassen. Schon am zweiten Kite-Tag hatte ihn eine Windböe nahe am Strand gepackt und auf den Sand geworfen. Unverschämter Weise genau auf den Arm, den er sich vor 8 Wochen schon gebrochen hatte. Sicherheits- und schmerzenshalber wollten wir also in einem privaten Krankenhaus in Colombo (der Hauptstadt von Sri Lanka) ein Röntgenbild machen lassen. Eine interessante Erfahrung, die auch Erleichterung brachte, da der Arm zum Glück (hoffentlich ist es uns nun wieder treu) nicht erneut gebrochen war. Bei der Anmeldung, die einem Callcenter glich, gab man uns einen Termin für 17.54 Uhr. Der Besuch des Arztes kostete “only” (so stand es tatsächlich auf der Rechnung) 1500 Rupien, also “nur” circa 7€. Das war schon mal billiger als alle anderen Sehenswürdigkeiten bisher. Und jeder Besuch eines deutschen Arztes. 1 Stunde und 37 Minuten später standen wir jedenfalls pünktlich zu dieser sehr genauen Uhrzeit wieder im Krankenhaus. Nachdem wir uns durch die wirren, diffusen und gar nicht so klinischen Gänge bis zu der richtigen Tür durchgefragt hatten, nahmen wir nur kurz Platz, denn um 17. 53 kam der Arzt dann auch schon. Der grimmige Doktor, der aussah wie man sich einen indischen Doktor vorstellt, betastete Tom’s Arm recht rabiat und meinte bereits fühlen zu können, dass nichts gebrochen sei. Wir ließen den Arm für weitere 3,50€ dennoch röntgen. Eine Etage höher folgte ich Tom also in den Raum an dem das “Vorsicht Strahlen Schild” hing (das außer uns keiner lesen zu können schien). Hätte ich mich nicht von allein in einem anderen Raum vor den Strahlen versteckt, ich wäre einfach mit durchleuchtet worden. Versteht sich von selbst, dass Tom keine Schutzweste tragen musste. Jetzt hatten wir wieder Glück. Denn so gerade erwischten wir den Arzt erneut, der gerade nach seiner dreißigminütigen Behandlungszeit wieder abhauen wollte. So konnte er die Röntgenbilder noch für uns übersetzen und bestätigen, dass der Arm nicht wieder gebrochen sei. Er verordnete Mobilisation des Arms, Schmerztabletten und fürs Erste auch ein Kiteverbot. Von wegen besser Arm ab als arm dran! Arm dran und arm dran trifft es wohl besser. Das einzig Gute an der Sache: Der Arm hat uns nicht arm gemacht.
Kitesurf Kalpitiya Sri Lanka
Kiten Lagune Kalpitiya
Ort der Woche: Kalpitiya. Nicht nur der Ort der Woche, sondern der ganzen Reise. Es war wohl eine Kombination aus verschiedensten Dingen, die das einsame Örtchen an der Westküste so perfekt für uns machte. Nach einer holprigen Fahrt über eine staubige Straße, die gerade ein Upgrade durch Asphalt bekam, ging es vorbei an Palmenwäldern und Salzgewinnungs-Becken. Die Gegend war eher karg als paradiesisch, aber wir hatten ein sehr konkretes Ziel: eine Lagune, die sich optimal zum Kiten eignen sollte. Auch hier war die Hauptsaison gerade vorbei und wir wussten von einem Telefonat, dass wir die einzigen Gäste sein würden. Schon am ersten Abend waren wir keine Gäste mehr, sondern gehörten irgendwie zur Crew der Dolphin View Eco Lodge. Ein verrückter Vietnamese, der eigentlich Schweizer war und mit seinem französischem Akzent einen skurrilen Witz nach dem anderen riss, leitete mit zwei Schweizer Kumpels den Laden. Die beiden waren aber schon auf Reisen, und so schmiss er alleine den holzigen Laden mit Palmendach. Mit Hilfe von seinem Personal, einer Horde von vielleicht zehn herzallerliebsten Sri Lankaner Jungs. Da wir Vollpension buchen musste, im Umkreis von 20 Kilometern hätte man sonst nicht zu essen gefunden, aßen wir 3 Mal am Tag gemeinsam mit dem lustigen Bao was uns die Burschen kredenzten. Es war jedes Mal ein Fest. Feinste einheimische Küche, alles frisch, vor allem alles was aus dem Meer kam, mit Liebe zubereitet und mit Charme serviert. Das Liebe durch den Magen geht scheint zu stimmen, denn als wir nach 5 Nächten in dieser Seifenblasen wieder abfahren mussten, hatte ich Tränen in den Augen, weil ich unsere verrückte “Patchwork Familie” so ins Herz geschlossen hatte. Ihre Hilfsbereitschaft was Tom’s Arm anging war grenzenlos, ebenso die Geduld des Bootmanns Dominik, der mich in den 5 Tagen bestimmt 10 Mal aus dem Wasser fischen musste, weil ich Anfänger beim Kiten abgetrieben war oder mein Brett verloren hatte. Ihre Freundlichkeit wurde noch größer, nachdem wir nach Anweisung von Chef Bao gemeinsam die Bar leer getrunken hatten, weil die zum Ende der Saison nun mal leer sein sollte. Die 12-Mann Party unterm Sternenhimmel, mit ausgefallenen Moves zu srilankanischen Rhythmen, hatte uns zusammengeschweißt. Wir waren nicht wie Gäste behandelt worden, sondern wie gute Freunde. Und genauso wurden wir auch verabschiedet. Gut, dass wir uns soviel Zeit genommen haben für diesen Ort. Denn Reisen heißt eben teilweise auch “Stehen bleiben”. Manchmal kann man dann nämlich an einem Ort ankommen, auch wenn er eigentlich gar nicht Zuhause ist.
Kiten Kalpitiya Sri Lanka
Beobachtung der Woche: Der letzte Tag in einem fremden Land ist wie eine Zusammenfassung. Man isst noch mal was einem besonders gut schmeckte, man kauft Andenken die einen bestmöglich an die wunderbare Zeit erinnern sollen und man betrachtet alles noch einmal genau und verknüpft es mit den Erfahrungen und neu erworbenen Kenntnissen des Landes und seiner Gesellschaft. Genau das machten wir an unserem letzten Tag in Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Wir aßen in einem Restaurant, in dem nur Einheimische waren, unser letztes “Kottu Rotti” (es war so scharf, dass wir hilflos literweise Wasser tranken, obwohl ja nun jeder weiß, dass das die Sache nur schlimmer macht). Wir wurden diverse Male von Tuktuk Fahren übers Ohr gehauen was den Fahrtpreis anging, wir wurden wieder einmal zu einem Ort gebracht, an den wir eigentlich nicht wollten UND wir erlebten sogar einen kleinen Autounfall mit (wir hatten uns schon die ganze Zeit gefragt wie es sein kann, dass bei dieser chaotischen Fahrweise nie etwas passiert). Unser Tuktuk Fahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr einem Auto hinten rein. Nicht schnell, aber heftig genug, dass er das Rücklicht beschädigte. Dann das, was man aus Deutschland kennt: Man steigt aus, guckt, gestikuliert und fährt an den Straßenrand um Platz für den Verkehr zu machen. Dann das, was man nicht aus Deutschland kennt: Unser Fahrer gibt Vollgas und braust mit uns davon. Wir können es nicht fassen und sind nicht sicher was hier gerade ab geht. Da sagt er zu uns: “Fast! Fast!!!” Wie bitte??? Genau das frage ich auch, weil ich sicher gehen will, dass der Typ wirklich gerade Fahrerflucht begeht. Mit uns im Gepäck. “Fast! They gonna charge me!” Natürlich muss er zahlen, er war schließlich Schuld! Noch bevor wir unsere entrüsteten Blicke austauschen können, hören wir lautes Hupen hinter uns. Wir werden verfolgt. Klar von wem. Sie brüllen. Er brüllt zurück. Schließlich bringen sie ihn irgendwie dazu stehen zu bleiben. Jetzt erzählt er denen doch tatsächlich, er hätte uns nur zu unserem Ziel bringen wollen und wäre danach zurückgekommen. Wir wollen nichts mehr mit der Sache zu tun haben, das Gebrüll wird uns zu laut. Zum Glück können wir den Rest zu Fuß zurücklegen und fallen erschöpft in einem Café in die Sessel. Colombo ist eine laute, große Stadt. Wie wahrscheinlich jede Hauptstadt. Alles ist westlicher, also entwickelter (irgendwie ist das ja das Synonym dafür). Aber auch hier hocken die Straßenhunde mitten auf der Straße (auf der Mittelspur) und erledigen ihr Geschäft. Oder in Schaufenstern hängen geschlachtete Schweine und Fische liegen ungekühlt auf Styroporkisten und werden zum Verkauf angeboten. Irgendwie macht genau das die Hauptstadt charmant. Sie gehört eben doch noch zu Sri Lanka, auch wenn es hier schon Hochhäuser gibt. Gut, dass wir jetzt hier waren. Denn dieses Land wird sich in den nächsten Jahren sicher schnell entwickeln. Zu dem, was wir eben “westlich” nennen. Hoffentlich verlieren die Menschen hier dann wenigstens ihr stetiges Lächeln nicht. Denn dieses ist wohl der größte Unterschied zur westlichen Gesellschaft. Und es war dieses Lächeln, was die Reise in diesem Land zu besonders gemacht hat.
Kitesurf Kalpitiya
Viech der Woche: Das Faultier. Eigentlich kommt dieses Viech in Sri Lanka gar nicht vor. Aber in Kalpitiya wurden letzte Woche zwei besonders große Exemplare davon gesichtet. Unglaublich was die essen können. Und wie viel die schlafen. Ganze 5 Tage haben sie sich kaum vom Fleck gerührt. Es wirkte fast so, als wären sie doch hier heimisch. Das freundliche Klima das hier jeden Tag herrschte, hat ihnen wohl gut getan. Nach genauer Beobachtung können wir sicher sagen: Man wird die Beiden hier sicher bald mal wieder sichten.
Investition der Woche: Eine Kiteausrüstung. Nachdem die Reiserei in Bussen und Tuktuks nun vorbei war, haben wir uns entschlossen lieber eine Ausrüstung zu kaufen, anstatt sie für viel Geld zu leihen. Schließlich sind unsere nächsten Reiseziele auch Kitemekkas und wenn wir die Sachen am Ende in Deutschland wieder verkaufen, sind wir günstig davon gekommen. Bei den guten Preisen die uns der liebe Bao und seine Crew gaben, könnten wir am Ende sogar noch Gewinn damit machen. Nachdem wir (beziehungsweise leider primär nur ich) die ganze Woche alle Kites ausprobieren durften, die wir in der eigentlich geschlossenen Kiteschule hatten finden können, kauften wir am Ende eben auch zwei. Die größte Hoffnung ist jetzt, dass sich diese “Zwischeninvestition” auch für Tom noch lohnt. Aber am Kap der guten Hoffnung, da wird das bestimmt noch was.
Kite Spots Sri Lanka

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