Galle // Mirissa // Tangalle // Ude Walawe // Haputale

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Erfahrung der Woche: Reisen in Sri Lanka. Wenn man in ein wildfremdes Land, mit einer anderen Kultur und einer völlig unverständlichen Sprache kommt, ist alles erstmal eine neue Erfahrung. Man ist erstmal vorsichtig. Und zwar bei allem. Allein die Fahrt vom Flughafen zum Hostel war eine Erfahrung: Während man sich in Deutschland gerne über Leute aufregt die ständig auf der Mittelspur fahren, ist das hier völlig normal. Allerdings benutzt man hier sowohl die eigene Spur als auch die Gegenfahrbahn. Die Fahrweise der Herrschaften hier ist so rasant, dass jeder Fahrer auch für alle anderen Autos mit aufpassen muss. Vor jedem zweiten Überholvorgang wird also gehupt – man kann sich vorstellen welches Hupkonzert uns stets auf unserer Reise durch dieses kurvige und bergige Land begleitet. Anfangs fragt man sich ständig: Ist es hier sicher? Ist der Preis gerechtfertigt oder werde ich gerade über den Tisch gezogen. Wollen die Menschen uns den Weg zeigen weil sie freundlich sind oder wollen sie nur unser Geld? Wie viel gebe ich Bettlern? Und wie oft? Kann ich das essen? Und warum wackeln die hier alle so komisch mit dem Kopf? Schon am ersten Tag wurden wir entspannter. Am Strand sprach uns ein junger Sri Lankaner an und erzählte uns wir hätten Glück, weiter hinten am Strand könne man Schildkröten sehen. Sofort war klar, dass er am Ende Geld dafür haben wollen würde, dass er sie uns zeigt. Oder würde er sogar unsere Kamera, unsere Pässe, unsere Kreditkarten haben wollen? Obwohl er am Ende tatsächlich Geld für seine Familie von uns haben wollte, war es eine gute Erfahrung. Zwar waren die Schildkröten, die wir heute ja “glücklicher Weise” sehen konnten, in Wirklichkeit in 8 großen, viel zu kleinen Plastikzubern untergebracht, weil es sich um eine Auffangstation für verletzte oder schwache Tiere handelte (vielleicht aber auch eher um eine clevere Marketingidee um Touristen Geld zu entlocken, denn natürlich wurde auch hier eine Spende von uns erwartet). Aber insgesamt bekamen wir für die 2000 Rupien die wir ihm am Ende gaben (circa 10 € – extrem viel für hiesige Verhältnisse) auch eine außergewöhnliche “Führung”. Er nahm uns mit zu sich nach Hause, einer klapprigen Holzhütte direkt am Strand. Er erzählte uns von dem Tsunami der 2004 auch in Sri Lanka heftig gewütet hatte und sein Zuhause zerstört hatte. So verstanden wir, warum an diesem wundervollen Strand diese ärmliche Siedlung stand, die sonst einfach wie ein Slum auf uns gewirkte hätte. Seine lächelnde Mutter mit den drei Daumen (ich habe fünf mal nachgezählt, aber zu solchen Rechnungen bin selbst ich im Stande) servierte uns Tee, den wir nur aus Höflichkeit herunterwürgten, obwohl unsere deutschen Mägen sich noch so sehr vor den staubigen Gläsern und den sri-lankanischen Nahrungsmitteln ängstigten. Und obwohl wir weit und breit die einzigen Touris waren – und die nimmt man eben besonders zu Anfang gerne als Orientierungshilfe für sichere Orte – fühlten wir uns schon jetzt halbwegs wohl als wir über, mittlerweile dunkle, Trampelpfade zurück zu unserem Dorf stapften. Während wir am ersten Tag vorsichtshalber nur gebratenen Reis und Gemüse aßen, bestellten wir schon wenige Tage später dort, wo auch die Einheimischen aßen. So legt man nach und nach seine Angst vor dem Fremden ab und lernt es zu verstehen und einzuschätzen. Denn auch wenn man die Landessprache nicht beherrscht, mit einem Lächeln kommt man stets weiter – denn das versteht jeder. Besonders hier in Sri Lanka, wo die Menschen ständig lächeln. Sie wollen einem gerne helfen, zeigen einem ungefragt den nächsten Bus oder den günstigen Ort um Souvenirs zu kaufen. Der gute Rat ist ja gar nicht teuer, nur ein paar Rupien. Und manchmal reicht eben auch ein Lächeln als Gegenwert. In den ersten Tagen in diesem fremden Land erfuhren wir, dass Busfahren hier wie Achterbahnfahren ist, dass man im Zug oder Bus auch mal stundenlang stehen muss und, dass ein Tuktuk so billig ist, dass man sich auch bei kurzen Wegen nicht mit seinem Rucksack abmühen muss. Am eigenen Leib erfuhren wir außerdem, dass ayurvedische Medizin nicht gegen Mückenstiche hilft, eine ayurvedische Massage aber sehr entspannend ist (so entspannend, dass ich einen wildfremden Mann bereitwillig meine Brüste massieren ließ). Und noch eine Erfahrung war neu für mich, und die ist ganz unabhängig von dem Land: Reisen mit seinem Partner. Was da alles schief gehen kann! Der eine will Strand, der andere will Action. Der eine will einheimisches Essen, der andere eine Pizza. Der eine will in die billigsten Hostels, der andere nur in Zimmer mit heißem Wasser und Aircondition. Was für ein Glück, dass wir beide uns irgendwie immer einig sind was wir wollen. Das Reisen ist eine harte Probe. Für Schwestern, für gute Freunde, eben auch für ein Paar. Aber schon nach einer Woche ist klar: Wir haben bestanden.

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Ort der Woche: Eine hübsche Bucht, irgendwo zwischen Tangalle und Dickwella. Goldener Sand, Palmen wo man nur hinblickt, kaum eine Menschenseele, nur ein paar Fischer und höchstens 2-3 andere Touristen. Es mag sein, dass dieser Ort für uns so perfekt war, weil er unseren Vorstellungen von einem sri-lankischem Strand schon ziemlich nahe kam. Oder weil es das erste Mal war, dass wir nach 3 Tagen endlich im Meer schwimmen konnten. Oder aber, weil in unserem Rücken ein Hotel lag, dass uns ganz alleine gehörte und mit Abstand das Schönste war, was wir bisher gesehen hatten (hier gab es keine Ameisen und Kakerlaken). Es war nicht so einfach gewesen den Surya Garden zu finden, der Tuktuk Fahrer hatte sich dreimal verfahren, aber es heißt wohl nicht umsonst “Wer suchet der findet”. Wir fanden den schönsten und entspanntesten Ort der Woche. Wir fanden das Essen köstlich, die Mitarbeiter herzlich und die ganze Location wunderschön. Und vor allem fanden wir eins: unseren langersehnten Schlaf.

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Beobachtung der Woche: Wir haben zwar einen Rucksack auf dem Rücken, aber wir sind keine Backpacker mehr. Es dauerte drei Tage und zwei Nächte in den billigsten Unterkünften, bis wir das rausgefunden hatten. Es war irgendwie immer selbstverständlich gewesen, dass man so günstig reiste wie möglich. Es hat ja auch immer Spaß gemacht, wenn man für wenig Geld viel bekommen hat. Nachdem wir uns in Mirissa aber nach langer Suche für das einfachste und günstigste Hotel der Stadt entschiedenen hatten, bereuten wir diese Entscheidung am nächsten Morgen sehr. Wir hatten für wenig Geld auch wenig bekommen. Wir hatten kein Auge zu getan, weil wir an die Kakerlaken im Bad und die riesigen roten Ameisen unterm Bett dachten, die ohne Probleme auch durch das löchrige Moskitonetz hätten kommen können. Und der staubige Deckenventilator hatte nichts weiter getan, als krächzende Geräusche von sich zu geben. Völlig erschöpft spazierten wir in aller Herrgottsfrühe am Strand entlang und guckten neidisch auf die schöneren Hotels, mit ihren Pools und romantischen Restaurants. Wir hätten uns am Abend vorher für eine alte Kolonialvilla entschieden (die Palmvilla), die war aber leider ausgebucht gewesen. Immerhin verdankten wir der schlaflosen Nacht aber den Entschluss, es uns von nun an besser gehen zu lassen. Denn uns fiel auf: Wir können uns das leisten. Nicht nur weil hier alles sehr viel günstiger ist, sondern auch weil wir mittlerweile Geld gespart haben und einen gut bezahlten Job haben wenn wir wieder kommen. Wir werden nun nicht zu “Cashpackern” und schmeißen unser Geld aus dem Fenster, aber wir lassen es uns gut gehen. Das haben wir uns verdient. Irgendwie heißt der Abschied vom Backpackerdasein auch, dass man älter geworden ist. Aber man trägt eben nicht mehr nur einen Rucksack auf dem Rücken, sondern auch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel (Tom wird immerhin schon 30 Jahre alt!). Mittlerweile hat man eben auch etwas mehr Geld im Gepäck als früher. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. So fühlt sich älter werden doch gleich schöner an. Und schließlich hätten wir ohne diese Beobachtung der Woche, auch den Ort der Woche nicht gefunden.

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Viech der Woche: Bei der Anzahl der Stiche die wir haben, müsste ich diesen Titel eigentlich den Moskitos widmen. Aber machen wir mal aus der Mücke einen Elefanten, denn die sind deutlich spektakulärer (auch wenn man das über die Zahl unserer Stiche wirklich auch behaupten kann). Um die grauen Kolosse in freier Wildbahn zu sehen, sind wir in den Nationalpark Uda Walawe gefahren. Wir hatten Glück und sahen ziemlich viele der 500 hier lebenden Tiere. Sie waren teilweise sogar so nah an unserem Jeep, dass die Mütter tröteten und sogar knurrten (was wie ein grimmiger Löwe klingt), weil sie sich mit ihren Kleinen bedroht fühlten. Das Verhältnis zwischen Mensch und Elefant ist leider nicht das Beste – obwohl es hier zum Glück mittlerweile verboten ist Elefanten zu töten. Nun sterben allerdings jährlich circa 1000 Menschen durch den Angriff der Dickhäuter. Sie zu beobachten war jedenfalls ein großer Spaß. Außerhalb eines Jeeps möchte ich den Viechern allerdings ungern begegnen. Aber angeblich haben die ja ein so gutes Gedächtnis. Bleibt also zu hoffen, dass sie nicht vergessen ihren Kumpels zu erzählen, dass wir ihnen nichts getan haben. Und hier ein bisschen unnützes Wissen für den Leser, dass er garantiert auch nicht mehr vergessen wird: Der Schwanz des Elefantenbullen ist größer als sein Schwanz. Wirklich beeindruckend!

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Investition der Woche: 5500 Rupien für die Teemafia. Das sind rund 30 € für 1 Kilo Tee in bester Qualität. Normalerweise kann man diese gute Qualität hier angeblich gar nicht kaufen, da er nur für den Export bestimmt ist. Aber uns bot sich die Gelegenheit ein Packet Schwarztee auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Wir waren extra nach Haputale gefahren, einem kleinen Dorf auf dem Rücken eines Bergkamms, um die Teefabrik des alten Sir Lipton zu besuchen. Der Hotelboss beharrte zwar darauf, dass die Fabrik bereits geschlossen hatte, aber Tom beharrte länger darauf, dass wir es versuchen wollten. Also fuhr der lustige Herr mit uns im Tuktuk zu der Fabrik, die 1890 erbaut wurde und seit dem scheinbar keine Modernisierungsmaßnahmen genossen hatte. Wir hatten Glück. Dort wo andere stundenlang anstehen müssen, marschierten wir vorbei, hinein in die duftenden Hallen der Fabrik. Nach einer kurzen Führung (bei der wir sogar Fotos machen durften – was sonst verboten ist) kamen wir dann zurück zum Ausgang. Unser Freund der Hotelboss fragte uns flüsternd, ob wir guten Tee kaufen wollten. Wollten wir. Wir gingen raus auf die Straße und mussten ihm dort unauffällig das Geld zustecken. Dann brachte er uns in einen staubigen Pub, in dem wir Tee und Kekse bekamen und kurz warten mussten bis der Deal gemacht war. Erst am nächsten Morgen konnten wir dann die heiße Ware in Empfang nehmen. Verpackt in einem luftdichten, silbernen Beutel ohne Etiketten. Hoffen wir mal, dass der Stoff so gut ist wie uns versprochen wurde. Am Ende wird er ja auch von uns exportiert. In die Tassen unserer Familien und Freunde.

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Rest der Woche: Unglaublich, wie schnell die Woche vergangen ist. Wie schnell wir uns in das Land verliebten und wie schnell wir uns eingelebt haben. Mittlerweile bestellt Tom im Zug bei den fahrenden Essensverkäufern alles, was er unter die Finger bekommt. Wir haben viele der leckeren Spezialitäten probiert wie Rotti (eine Art Pfannkuchen der je nach Laune mit Herzhaftem oder Süßem gefüllt wird), Curry (das hier in vielen verschiedenen kleinen Schälchen zu einer großen Portion Reis serviert wird), das köstliche Gingerbeer (das noch aus der Britischen Kolonialzeit stammt). Wir haben erfahren, dass das lustige Kopfwackeln nicht “Ja”, sondern eher “Alles klar” bedeutet, dass ein Sri Lankaner im Monat um die 8000 Rupien verdient (das sind vielleicht gerade mal 43 €) und nur 1% der Familien kinderlos sind. Wir haben von palmengesäumten Stränden, über steppenähnliche Landschaft, bis hin zu teebepflanzten Bergen die bis in die Wolken reichen die verschiedenste Vegetation gesehen. Wir haben Pfauen gehört die klingen wie Katzen mit Mikrofon und Affen gesehen die sich mit Straßenhunden stritten. Wir hatten Sonne, wo eigentlich schon Regenzeit war, wir haben mehr Elefanten gesehen als es üblich ist. Sri Lanka ist das perfekte Reiseziel: Sicher, günstig, wunderschön. Wir haben nur eine Woche gebraucht, um uns in dieses wundervolle Land einzugewöhnen, das erst vor 4 Jahren endlich seinen Frieden gefunden hat. Und zu allem Glück, haben wir beide auch noch keine Magen Probleme.

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Restaurant- & Hotel Tipps:

Galle:

Schlafen, mit mittlerem Standard im Frangipani.

Essen bei Mama’s GuesthouseKöstliches Curry!

Mirissa:

Schlafen und Essen direkt am Meer: Palm Villa 

Tangalle:

Hotel direkt an langem Sandstrand mit sehr guter Küche: Suya Garden 

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