Fraser Island

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Viech der Woche: Nachdem es Zeiten gab wo ich Moskitos oder auf Toiletten lebende Kakerlaken zum Viech der Woche küren musste, kann ich mich dieses Mal nicht entscheiden. Fangen wir mal mit dem Dingo an. Er lebt auf Fraser Island, wo wir einen 2 Nächte und 3 Tage Abenteuer Urlaub mit Camping verbrachten. Sagen wir, er ist eine Mischung aus einem Fuchs (nur dümmer), einer fiesen Kampftöle (egal welcher, vielleicht auch allen) und einem äußert aggressivem Straßenköter. Das mag ein bisschen übertrieben, gar voreingenommen klingen, ist es aber keineswegs, denn er frisst nicht nur kleine Kinder und das Abendessen unserer Zeltnachbarn, nein er hielt mich auch eine scheinbar endlose Nacht davon ab zurück zum Zelt zu gehen und zu trinken, was ja nun mal ein menschliches Grundbedürfnis ist (vor allem weil hier die Rede von Wasser ist). Außerdem konnte ich auch nicht mal eben hinter einem Baum verschwinden, um mich zu erleichtern (den Gewichtsaspekt des Wortes „erleichtern“ habe ich noch nie so wörtlich gemeint). Nicht sehr angenehm und die alleinige Schuld dieser Bestie. Auch der Fotoshoot vom Sonnenuntergang am Schiffswrack konnte nicht stattfinden da alle anderen aßen und ich leider zu ängstlich war mich die vielleicht 700 Meter alleine von den andern zu entfernen. Blöd. Aber Vorsicht ist eben die Mutter der Porzellankiste. Und die Meinige will mich schließlich noch mal wieder sehen, denke ich. Also lies ich es bleiben.

Nicht viel erfreulicher war das zweite, beziehungsweise die drei Viecher die ich als zweites Viech der Woche küre: Riesige Spinnen unter unseren Zelten. Gut, dass wir sie erst am nächsten Morgen sahen, denn so stand nur eine Nacht ängstlicher paranoider Alpträume an. Das waren jedenfalls mit einem Abstand von sicherlich 10 Zentimetern, die größten Viecher die ich bis jetzt je sah. Vielleicht giftig, vielleicht nicht. Wer weiß das schon so genau?

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Sehr viel erfreulicher ist jedenfalls das dritte Tier, bzw. Paar: Auf dem Rückweg machten wir etwas zu unserer Linken aus, dass sich an dem ca. 20 Kilometer langen, weißen Sandstrand in der Brandung lümmelte. Nachdem ausgeschlossen hatten, dass es sich um einen Felsen handeln könnte, sahen wir eine Finne. Nach kurzer Diskussion schlossen wir auch einen Wal aus, weil der zugegebenermaßen sehr, sehr klein hätte sein müssen. Nach kurzer Zeit war uns dann klar: Es war eine Riesenschildkröte. Nein, zwei! Und was die Zwei da taten, kann sich nun jeder der die 5. Klasse in Bio wenigstens einmal aufgepasst hat und der sich Sonne, Strand, Meer und seichtes Wasser vorstellt, nun wohl denken. Kein Wunder, dass die Ärmsten mit einer mir für Schildkröten unbekannten Schnelligkeit das Weite suchten. In zwei völlig unterschiedliche Richtungen. Ich fühle mich schuldig, vor allem weil ich auch noch Fotos von ihnen geschossen habe. Einen Schildkrötenporno hab ich immerhin nicht auch noch gedreht. Aber die Fotos können sich sehen lassen.

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Ort der Woche: 4.3 Kilometer über Rainbow Beach. Und das ist wörtlich zu nehmen.

Erfahrung der Woche: Eine riesige Portion Adrenalin, die durch meinen Körper rauscht wie eine Droge. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Erst ist man einfach nur glücklich. Vielleicht ein bisschen aufgekratzt. Dann wird es mehr und man denkt, man muss schreien und umherlaufen. Dann will man jeden den man lieb hat ­– und das ist in dem Moment jeder vom Fahrer bis zum Sprungpartner und 3 großartigen Freunden die das mit einem geteilt haben – umarmen (und tut es auch). Dann gelangt man zurück in die Realität und begreift das Adrenalin dieses Freudenfeuerwerk ausgelöst hat. Dann nach vielleicht zehn Minuten lässt das Gefühl ganz nach und man ist völlig fertig. Schön fertig. Wie nach drei Hockeyspielen hintereinander. Die man alle gewonnen hat. Und alle Tore geschossen hat. Und Meister geworden ist.

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Investition der Woche: 300$ für den obig genannten Ort und Gefühlsausbruch: einen Skydive, also Fallschirmsprung. Plus 100$ für eine DVD davon wie ich schreiend durch die Lüfte fliege. Bei einem herrlichen Dollarkurs (danke an den Trottel, der da aus Versehen die Finanzblase hat platzen lassen) von 2.1 Dollar für 1 Euro heißt das 200 Euro für die besten und teuersten 60 Sekunden (freier Fall), 6 Minuten (Flugdauer), plus 10 Minuten Adrenalinkick, die sich anfühlen wie insgesamt 2 Minuten. Gut, dass ich die DVD habe. Gut, dass ich es sowieso NIE vergessen werde.

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Beobachtung der Woche: Beobachten konnte ich diese Woche viel. Genau genommen drei Tage lang. Genauer genommen 8 Weiber die außer Phil, Birte und mir, in unserer uns zugelosten Gruppe für die Fraser Island Exkursion waren. Ganz genau genommen: eine neutrale, aber langweilige Holländerin die es schafft in 3 Tagen 2 Wörter zu sagen, 2 kanadische, emanzipierte Kampflesben (ich entschuldige mich für diesen Ausdruck, möchte aber darauf hinweisen, dass ich 3 Tage lang gezwungen war zu versuchen, eine wunderschöne Insel, auch als diese wahrnehmen zu können und nicht als reinsten Alptraum zu empfinden) und einigen sehr anstrengenden, zickigen, immer hungrigen und quengeligen Engländerinnen. Gut, dass ich schon geübt bin im “No worries”, denn so konnte ich mir und Birte immer wieder einreden, das Ganze mit Humor zu nehmen, obwohl das ganze Unterfangen wirklich unter einem schlechten Stern stand. Eingeleitet von ewig langen, unfassbar dummen Einweisungs-Videos (Einweisungs-Filmzitat: “If the garbage is full, use the other one”), wurden wir also schließlich in diese Gruppe gelost. Beim Einkaufen musste dann tatsächlich diskutiert werden welche Form die Nudeln haben sollten, denn die Damen wollte keine muschelförmigen, lieber die röhrenförmige Nudeln speisen. Nach circa einer halben Stunde Fahrt entlang eines wundervollen, weißen Sandstrandes in einem recht schrottigen 4 Wheel Drive, blieben wir dann zum guten Anfang erstmal liegen. Gangschaltung hinüber. Warum auch nicht? Für Birte, Phil und mich hieß das Rettung organisieren, für den Rest der Truppe: Lunch. Nach 2 Stunden Warterei, konnte es dann auch weiter gehen, mit neuem Gefährt und leider gleichen Gefährten. Der Tagesplan war natürlich hinüber, die 2 anderen Gruppen von uns über alle Sandberge. Wir forcierten dann jedoch, dass wir mit Tayler (unserem kanadischen Freund von den Whitsundays der seit 3 Tagen mit uns im Van reiste) und den anderen 7 Autos mit denen der Glückspilz einen unbändigen Spaß hatte, eine ordentliche Beachparty. Mit Tanzen unter den Sternen, Grillen und sehr viel Goon (Goon ist übrigens ein fürchterlicher Backpackerwein, der in 4 Liter Kartons daher kommt, billig ist und unglaublich betrunken macht – ach ja und angeblich aus Fischgräten besteht, zumindest zu Teilen). Ich schlief trotz Dingos unter den Sternen am Strand (mit Begleitschutz versteht sich). Die Damen schliefen natürlich in ihren Zelten, die sie vorsichtshalber in einem Abstand von 500 Metern zu allen andern aufgebaut hatten, weil es ja einfach unkommunikativer ist. Am nächsten Tag ging es zu einem Aussichtpunkt Namens Indian Head von dem man Delfine, Wale, Schildkröten und Rochen beobachten konnte. Dieses nette Fleckchen musste, wie auch Lake Wobby (ein smaragdgrüner See umgeben von Regenwald und einer unrealen weißen Sanddüne) aber schnell wieder verlassen werden, um ja nicht zu verhungern (ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir das Essen natürlich teilen mussten und wirklich ständig zusehen mussten auch etwas abzubekommen). Nicht ohne uns wenigstens zwei Mal zu verfahren und im Sand stecken zu bleiben, erreichten wir dann abends unseren Campingplatz. Ein recht ruhiger Abend, den wir glücklicherweise mit den ganz netten anderen zwei Gruppen der Exkursion verbringen konnten. Sehr ruhig mussten wir auf dem für uns festgelegten Schlafplatz schon nach 21 Uhr sein, da sonst jedem eine Strafe von 150 $ wegen Lärmbelästigung drohten. Wer hatte diese bombastische Idee ein paar partywütige Backpacker an so einem Ort unterzubringen? In dem Fall unser Hostel, nicht die Weiber. Nach einer eisigen Nacht und einer nicht viel wärmeren Frühstücksatmosphäre ging es dann (nicht ohne sich wieder zu verfahren) zum Lake McKenzie. So ziemlich dem besten Spot auf Fraser Island. Strahlend weißer Sand (ich weiß diese Wortkombination benutze ich zu oft, aber was soll ich tun?), kristallklares Wasser das mit etwas Teebaumöl versetzt war. Herrlich. Glücklicherweise fanden wir dann auch doch noch ein paar gute neue Freunde in den anderen Gruppen. Unglücklicherweise kriegten wir keinen Cent unseres Geldes wieder für die verlorene Zeit am Anfang. Glücklicherweise konnten wir uns nun aber wieder aussuchen, mit wem wir rumhängen wollten.

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Rest der Woche: Dieser war eigentlich von der großen Entscheidung geprägt die ich treffen muss. Bleibe ich länger oder nicht? Eine recht nette Mail meines zukünftigen Arbeitgebers, die ich zur Antwort auf meine Problemschilderung bekam, machte mir Mut. Heute Abend steht ein Telefonat mit der Personalcheffin der Agentur an. Mein Plan ist einfach zu verlockend: Weiter fahren bis nach Byron Bay, dort ein bisschen abhängen, surfen und das Leben genießen, dann nach Sydney. Von dort für einen Monat alleine nach Neuseeland, um dort die Gegend zu erkunden (das will hier irgendwie keiner so richtig machen), zu Weihnachten und Sylvester mit Birte Melbourne oder Sydney unsicher machen. Dann (hoffentlich wieder im Campervan denn ich liebe das Van-Dasein) den Rest der Eastcoast, die Great Ocean Road und Westaustralien bereisen, wo dann mein Schwesterchen hoffentlich zu uns stoßen würde. Eine schöne Vorstellung. Ich bin mir bewusst, dass diese Zeit irgendwann enden muss. Ich weiß aber auch, dass sie nach 4 Monaten zu früh endet und dass diese Chance mit dem Work und Travel Visum eben auch einmalig ist. Warten wir mal das Telefonat ab. Die Entscheidung mich aus einem 1400 feet hohen Flugzeug zu stürzen ist mir irgendwie leichter gefallen…

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