Panamá City // Gamboa

P1070457Erfahrung der Woche: Es gibt für alles einen Weg, man muss ihn nur suchen und dann gehen. Ich habe ihn zufällig gefunden, als ich eine Stunde vor meiner geplanten Abfahrt nach Costa Rica, meine Reiseroute änderte. Es geht hierbei aber nicht um Reiseziele, sondern um Lebensziele, um Träume. Im Hostel lernte ich den deutschen Künstler und Fotografen Stefan kennen, der gerade den scheinbar sehr holprigen Weg zu einem seiner Träume zu gehen versuchte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, den Panamá Kanal mit einem Ruderboot zu durchqueren, stellte aber nach wochenlangen Versuchen fest, dass er in eine Sackgasse geraten war, da er kein Boot finden konnte. Er hatte gerade in Deutschland diverse große Projekte erfolgreich beendet, gestand aber, dass er dieses Projekt nun wohl aufgeben würde. Ich weiß nicht was der Auslöser war ihm spontan meine Hilfe zuzusagen, ob mich seine vorherigen Projekte die in der “Zeit”, dem “ART Magazine” und der “Süddeutschen” veröffentlicht worden waren beeindruckten, meine Abenteuerlust oder einfach das mir bekannte Gefühl einen Traum nicht aufgeben zu können. Als er sagte er würde es gemeinsam noch einmal versuchen, versprach ich ihm zu helfen. Am nächsten Morgen jedenfalls, begann in aller Frühe die Investition der Woche.

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Investition der Woche: Ein Haufen Anstrengung und Mühe. Nach 2 Stunden, einem unvorstellbarem Haufen Papierkram und einer Anzahl an Unterschriften, die jeder B-Prominenter stolz wäre in seinem ganzen Leben verteilen zu dürfen, waren wir im Besitz eines kleinen weißen Mietwagens. Und wer hätte gedacht dass es leichter sein würde ein typisches Holzboot panamesischer Indios zu finden, als einen Mietwagen zu leihen? Wir jedenfalls waren überrascht, wie die Dinge nun ihren Lauf nahmen.

Lektion 1: Der erste Schritt Richtung Ziel ist der schwerste, danach läuft es immer leichter.“

Der Typ von der Autovermietung kannte zufällig ein kleines Dorf der Emberas, die solche traditionellen Boote noch heute benutzen. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir also in Gamboa an, wo wir uns an der Rezeption eines amerikanischen Horror-Rainforest-Resort-Bunkers weiter durchfragten. In der uns angewiesenen Richtung fanden wir ein “Betreten Verboten Schild”, dass wir einfach ignorierten und obwohl uns einige der Parkwächter komisch anguckten, hielt uns doch niemand auf.

“Lektion 2: Bloß nicht von kleinen Hindernissen aufhalten lassen, sondern sie einfach wie selbstverständlich übergehen.

Wir fanden einen kleinen Pfad der aussah, als sei er vor Jahren von 2-3 Indianern dort hingetrampelt worden. Vorbei an einer giftgrünen Schlange mit hochgelbem Kopf und ein paar Echsen, gelangten wir schließlich an eine Flussmündung an der 3 Bötchen lagen, die exakt unseren Vorstellungen entsprachen. Da sich zwischen uns, den Booten und dem Dorf der Emberas aber zentralamerikanisches Gewässer befand, durch das keiner von uns mal eben auf die andere Seite schwimmen wollte, setzten wir uns 5 Minuten ins Gras und warteten. Da kam auch schon ein Junge daher, der zufällig wusste, wo sich das Paddel zu den Booten befand und der uns natürlich auch mal eben auf die andere Seite paddelte.

“Lektion 3: Einfach aufs Glück vertrauen.”

Auf der anderen Seite angekommen, fragten wir uns weiter durch bis wir herausgefunden hatten, dass unser Traumschiff dem Nachbarn gehörte. Als wir dort ankamen, wurden wir von den barbusigen Indianerfrauen freundlich begrüßt und natürlich, so versicherte man uns, stelle es überhaupt kein Problem dar das Boot ein paar Tage auszuleihen. Und gerne könnten wir auch ein paar Nächte bei dem Stamm wohnen, vor oder nach dem Projekt.

“Lektion 4: Jeder kennt mindestens eine Person die einem weiter helfen kann. Und so fragt man sich durch, bis zur letzten Person, die einem schließlich geben kann was man sucht”.

Freudestrahlend verließen wir die Indianer, um den Mietwagen die restlichen 2 Tage zu nutzen und zu einer kleinen Insel in der Karibik zu fahren. Danach würde Stefans Traum (und nun auch ein bisschen meiner) dann zu Ende vorbereitet und endlich erfüllt werden. 2 entspannte Höhenflugtage später mussten wir allerdings etwas feststellen:

Beobachtung der Woche: Der Weg zur Traumerfüllung ist eine Achterbahn. So hoch wir in unserer Euphorie geschossen waren, so tief fühlte sich der Fall an als uns die Indianer eröffneten sie würden uns das Boot zwar gerne geben, aber nur, wenn wir abends wieder damit zurück ins Dorf kämen. Diese Kleinigkeit richtete unseren ganzen Plan zu Grunde, denn in einem Tag war das Projekt unmöglich realisierbar. Hatten wir zuerst noch gedacht wir würden einfach ohne Genehmigung versuchen durch den Panamá Kanal und seine Schleusen zu paddeln (und uns an entsprechender Stelle mit den richtigen Leuten auseinandersetzten) sahen wir plötzlich ein, dass wir neben dem Boot auch eine offizielle Lizenz brauchen würden. Ohne Motor und Lizenz führte kein Weg auf den wohl weltbekanntesten Kanal. Also versuchten wir auch diese noch zu bekommen.

“Lektion 5: Nicht locker lassen.“

Die Fragerei ging wieder los und bald sah es auch so aus, als hätten wir die richtigen Leute gefunden die uns eine Durchfahrt ermöglichen könnten. Nach 2 erneuten Tagen des Hoffens wurde aber auch diese letzte Hoffnung zunichte gemacht und das Projekt ging für immer den Bach, beziehungsweise eben leider nicht den Kanal runter.

“Lektion 6: Man muss auch loslassen können.”

Eine Woche nach Anfang des Projektes buchte ich nun also doch meinen Bus nach Costa Rica, um weiter meinem eignen Weg zu folgen. Auf dem Umweg der letzten Woche, der eigentlich einmal Stefans Weg zu einem Traum war, habe ich aber den Weg zu einigen meiner eigenen Träume gefunden. Denn etwas habe ich von Stefan ganz sicher gelernt: Es gibt für alles einen Weg, man muss ihn nur suchen und dann gehen. Auch wenn der Weg manchmal in eine Sackgasse führt, so ist es doch genauso möglich, dass er einen ans Ziel bringt. Ich habe meine Ziele, wie mein Reisehandbuch oder andere in mir schlummernde Projekte jetzt wieder ganz klar vor Augen. Mein nächstes Projekt: Ich werde vom Traumtänzer zum Pfadfinder. Ich werde einfach losmarschieren.

“Lektion 7: Alles ist immer für irgendetwas gut.“

Das eigentliche Ziel haben wir zwar leider nicht gefunden. Aber ich habe, durch Stefan, dafür ein anderes entdeckt.

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Ort der Woche: Da es trotz harten Kampfes leider doch nicht der Panamá Kanal wurde (obwohl es dieses technische Weltwunder, dass mit seinen 3 Schleusen selbst die größten Frachter durch den Kanal pumpt, sicherlich verdient hätte), wird es eben die Isla Grande. Groß, im Sinne des Ausmaßes, war sie zwar nicht, groß in ihrer Schönheit aber allemal. 2 Tage zelteten wir am Strand und ließen die Seele in der Hängematte zwischen den Palmen baumeln, die neben Schatten vor der tropischen Sonne, auch frische Kokosnüsse spendeten und abends Brennholz lieferten um die selbst gefangenen Fische über dem Lagerfeuer zu grillen. Das karibische Meer tat was es konnte, um gegen die braune Suppe des Panamá Kanals anzukommen. Und die karibische Insel hat es ja letzten Endes auch geschafft, zum Ort der Woche zu werden. Nachdem das Projekt “Panamá Kanal” gestorben war, scheint diese Auszeichnung allerdings wie ein Sieg gegen eine Mannschaft in Unterzahl. Vielleicht lassen wir es einfach bei einem Unentschieden.

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Viech der Woche: Ein Affe, der dem Begriff Viech alle Ehre macht. Ich habe ihn nie persönlich gesehen (obwohl ich dafür extra noch vergebens in einen nahegelegnen Nationalpark fuhr um mir die Größe und das Aussehen dieses Wesens einmal anzusehen). Ich konnte ihn ausschließlich akustisch beobachten und ihn einige Male mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Unglauben lauschen. Hätte man uns nicht gesagt es handele sich bei diesem Lärm um Affengeschrei, hätten wir das Geräusch einem Düsenjet zugeschrieben. Ein Fauchen, dass beinahe untierisch klang und besonders in der Dämmerung die Luft um die Isla Grande und die Insel der Emberas zum Zittern brachte. Mich brachte es auch zum Zittern, von daher ist es wohl in Ordnung, dass das Viech der Woche dieses Mal eine Art Phantomviech bleibt.

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Rest der Woche: Eigentlich wollte ich Panamá, genauso wie Costa Rica, aus Geld und Zeitgründen auslassen. Ich hatte vor vielen Jahren schon gehört “Oh wie schön” es doch sei und bin froh, es nun, nachdem ich statt einem Tag eine Woche in Panamá war, tatsächlich auch bestätigen kann was mir Janosch schon als Kind ins Ohr gesetzt hatte. Diese Woche wurde besonders viel Cuba Libre getrunken, um den Geduldsfaden auf Spannung zu halten. Es wurde gefeiert und geflucht und es wurde gekämpft und aufgegeben. Trotzdem war es keineswegs eine verschwendete Woche, sondern sozusagen eine ganze Woche der Erfahrung. Jetzt geht es so schnell wie möglich nach Nicaragua. Danach stehen noch EL Salvador, Honduras und Guatemala auf dem Plan. Aber Pläne funktionieren ja sowieso nie. Also mal sehen was so passiert, in den letzten 7 Wochen meiner Reise.

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