Arequipa // Colca Canyon

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Erfahrung der Woche: Zufriedenheit. Es fühlt sich doch unglaublich gut an, das Volunteering. Am Nachmittag des 25. Dezembers hatte ich auf einmal dieses Gefühl, dass ich etwas erreicht habe. Ich habe mit Hilfe der anderen Volunteers ein Weihnachtsfest für die Waisenkinder organisiert und es war ein voller Erfolg, ein wahres Fest. Normalerweise laufen bei solchen Events ja haufenweise Sachen schief, bei uns lief alles glatt. Nur schieflachen musste ich mich, über die Kinde, die sich über den Clown freuten, der 2 Stunden lang die Kinderherzen zum höher schlagen brachte. Ich hatte befürchtet Südamerika sei zu weit weg für den deutschen Weihnachtsmann, aber in Wirklichkeit habe ich das schönste Geschenk bekommen, das ich je bekommen habe. Haufenweise feuchte Küsse von den Kindern, Bauchschmerzen von meinem eigenen Lachen und strahlende Augen vom Lachen der Kinder. Ich habe schon immer lieber Sachen verschenkt, als welche zu bekommen. Dieses Weihnachten habe ich etwas bekommen, wonach ich gesucht habe und gehofft habe es hier zu finden: Glück und Zufriedenheit. Bevor dieser Abschnitt aber zu schnulzig wird und das Weihnachtsplätzchen Fett in euren Herzen zu schmelzen beginnt, höre ich lieber auf. Ein bisschen herzhaftes zu Weihnachten soll erlaubt sein. Gerade wegen der ganzen Weihnachtskeksen, die ich dieses Jahr schmerzhaft missen musste.

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Ort der Woche: Eine kleine grüne Oase in der Mitte des Colca Canyons, die wir nach einer 7-stündigen Wanderung erreichten. Hier verbrachten wir den Nachmittag mit schwimmen im Pool, chillen in der Hängematte und einigen Rum-Colas. Und eine Nacht mit Bier und Salsa unter dem aufgehenden Mond der das Tal in ein bizarres Licht tauchte. Die steilen Bergwände gaben einem komischerweise ein Gefühl von Sicherheit, anstatt Angst vor dem Aufstieg in der kommenden Morgenstunde zu machen. Der Aufstieg war dann auch steil und anstrengend und wurde nur von Mond und Glühwürmchen beobachtet, aber als ich dann oben ankam um die Sonne aufzuwecken, hatte ich das Gefühl der Canyon sei ein Freund. Denn ich hatte ihn bezwungen und ihn in vollen Zügen genossen.

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Beobachtung der Woche: Es gibt noch Ort auf der Welt, wo das Leben so altertümlich abläuft, dass es bei uns museumstauglich wäre. Einer dieser Ort war ein kleines Dörfchen, das im Herzen des Colca Canyons liegt. Mittlerweile ist die Elektrizität dort angekommen, alles andere gelangt entweder auf dem Rücken eines Esels, oder dem eines Peruaners dort hin. Und auch hinaus gelangt man entweder zu Fuß oder per Esel. Medizin wird selbst hergestellt und muss man doch mal dringender vom Heilpraktiker zum Chirurgen wechseln, weil man beispielsweise eine komplizierte Geburt hat, muss man eben mit dem Esel in die nächst größere Stadt geklettert werden (die immer noch ein totales Kaff ist). Und obwohl es heutzutage ja Maschinen für alles gibt, wird sogar das Mehl nach wie vor per Hand und Stein gemahlen. Es ist auf der einen Seite schon komisch, dass man sich die ganzen Annehmlichkeiten des Fortschrittes vorenthält, auf der anderen Seite auch total schön, dass es noch Orte gibt, an denen keine iPhones klingeln, sondern die Ruhe in den Ohren.

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Viech der Woche: Es ist leider nicht der Condor, denn der hat sich im Colca Canyon nicht blicken lassen, als wir an dem dafür angefahrenen Aussichtspunkt auf ihn warteten. Es ist auch nicht der Riesenvogel der mir auf Arm und Kopf gesetzt wurde, um mit ihm eines dieser typischen Touri-Foto zu schießen (ich wurde von unserem Guide überredet es zu machen. Und da es nur 20 Cent gekostet hat und ich auf keinen Fall riskieren wollte er könnte denken ich habe Angst davor, habe ich den Flattermann eben auf mir Platz nehmen lassen). Anstatt eines Vogels auf dem Kopf, handelt es sich beim Viech der Woche um eine Schlange um den Hals. Ich habe diese Schlange selber auf ein T-Shirt gemalt, damit sie sich dann später um den Hals von Gabriel schlängeln kann, einen der Jungs aus dem Waisenhaus. Eines meiner Projekte im Waisenhaus bestand nämlich darin, mit Hilfe von Fragebögen einige persönlichen Details über die Kinder herauszufinden, um ihnen dann später zu Weihnachten individuelle T-Shirts zu gestalten. Denn Plastikautos und Barbieduplikate bekamen die Kinder schon von allen möglichen öffentlichen Institutionen und anderen Spendern geschenkt und ich wollte, dass die Kinder merken, dass sie etwas ganz besonderes sind und sehr wohl ihre eigene kleine Persönlichkeit besitzen. Gabriel liebt Tiere und den Amazonas von dem ich ihm erzählte und er liebte das T-Shirt welches er am Weihnachtstag bekam. Auch die anderen Kinderaugen leuchteten, als sie ihre Lieblingstiere und -farben, Träume, Wünsche und Namen auf ihrem T-Shirt wiedererkannten. Ich habe noch nie erlebt wie der Anblick einer Schlange jemanden so glücklich gemacht hat. Ein weiteres Projekt ist zu sehen, wie der Anblick des Meeres Kinder glücklich macht, die es noch nie zuvor gesehen haben. Auch dieses neue Projekt ist aus der Frageliste der Kinder entstanden. Aber das steht erst weiter hinten in der Schlange der Dinge, im Laufe der kommenden Woche. 

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Investition der Woche: 150 Soles (40€) für die bisher beste Tour meiner Reise. Es mag an den 2 privaten, super netten peruanischen Guides gelegen haben, die die 3 Australier und ich zur Verfügung hatten. Es mag an der perfekten Konstellation von diesen 6 Leuten, dem Salsatanzen unterm Mond, dem wunderschönen, tiefsten Canyon der Welt oder der Kombination aus allem gelegen haben. Es war einfach ein herrliches Wochenende ohne Arbeiten und voller schöner Erlebnisse. Der Colca Canyon hat sich so tief in mein Gedächtnis geprägt, wie die Schluchten Colcas selbst.

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Rest der 2 Wochen: Das erste Mal, dass ich meinen Blog in 2 Wochen zusammenfasse. Aber da jeder auch noch so fleißige Leser wahrscheinlich ähnlich beschäftigt mit dem Fest der Liebe war, wird wohl ein jeder es verkraften können. Es wird viel gearbeitet, jeden Tag mindestens 6 Stunden, dann versuche ich so oft es geht Spanisch zu lernen und außerdem wollte das Weihnachtsfest organisiert werden, was einiges an potentieller Schreibzeit gefressen hat. 2 Tage hatte ich dann auch “endlich” ordentlich mit meinem Magen zu tun der mit Geschmäckern wie Meerschweinchen und Pisco mit rohem Eiweiß und Limonensaft nicht so richtig gut umgehen konnte. Alles in allem waren es aber 2 super gute Wochen und es ist fast unglaublich, dass jetzt schon Halbzeit ist im Waisenhaus. Es gibt noch einiges zu tun dort und in Arequipa. Ich will den Vulkan besteigen, der mich jeden Tag höhnisch von oben herab zu betrachten scheint, ich möchte mit den Kindern zum Meer fahren und zu Silvester auch. Es will also weiter organisiert und geplant werden. Bleibt zu hoffen das nebenbei Zeit bleibt euch auf dem Laufenden zu halten. Könnte ja ein Vorsatz fürs Neue Jahr sein. Aber da weiß ja jeder wie das ist, mit diesen Vorsätzen. Ich hoffe ihr hattet auch ein schönes Weihnachtsfest und ich wünsche einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Aber das dürfte bei euren diesjährigen Wetterverhältnissen wohl kein Problem sein!

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